Neviges. Aus Griechenland kam zuerst Nico nach Deutschland, später kam er mit seiner Frau Maria nach Velbert-Tönisheide. Jetzt feierten sie Diamanthochzeit.

Auf ihrer Hochzeit in ihrem griechischen Heimatdorf haben ihre Gäste zwei Tage lang getanzt, getrunken, „und sehr viel gegessen“, erinnert sich Nicolaus Psomiadis und lacht über das ganze Gesicht. Ganz so wild hat es das Ehepaar nun 60 Jahre später zu ihrer Diamanthochzeit nicht getrieben. Zum Fest der Diamanthochzeit geht Familie Psomiadis schön essen, alles im kleinen Rahmen. Unverändert dagegen die mitreißende Fröhlichkeit und Lebensfreude, die Maria Psomiadis (79) und ihren Nicolaus (81) jung hält. Beide sind auch im höheren Alter wahre Energiebündel.

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„Wir haben immer gearbeitet, immer, vom ersten Tag an. Und wir sind Deutschland dankbar, ich hatte hier immer gute Verträge“, sagt der Jubilar, der zunächst in der damaligen Gießerei Baumgart und dann in verschiedenen Tönisheider Firmen sein Geld verdiente. „Ich war ein Gastarbeiter, wie so viele in den sechziger Jahren.“ Damals, im Jahr 1961, sei es ihm sehr, sehr schwergefallen, sein Heimatdorf zu verlassen. „In Deutschland gab es mehr zu tun als bei uns. Aber mein Kopf war immer bei Maria, mein Herz gehört Maria.“ Nico, wie ihn seine Freunde nennen, und Maria, das ist eine lebenslange Schülerliebe.

Von Griechenland über Tübingen nach Velbert

„Er ging in eine andere Klasse, war ja auch älter. Unsere Eltern wohnten nur 100 Meter auseinander“, erzählt die Jubilarin. Sie war damals 15, er 17 Jahre alt, „wir waren total verknallt“, so ihr Ehemann, der seiner Maria auch heute noch das schönste Kompliment macht: „Sie war die Hübscheste im Dorf. Und schauen Sie jetzt, sie wird 80“, sagt Nicolaus Psomiadis, sieht dabei stolz seine Frau an. Die gibt das Kompliment ein wenig sachlicher zurück: „Ja, er sah auch gut aus. Was soll ich sagen, das kam damals automatisch.“

Maria und Nicolaus Psomiadis fühlen sich pudelwohl in ihrer Wohnung in Velbert-Tönisheide.
Maria und Nicolaus Psomiadis fühlen sich pudelwohl in ihrer Wohnung in Velbert-Tönisheide. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Als der 18-Jährige sich entschloss, zunächst allein nach Deutschland zu gehen, wussten beide felsenfest, dass sie sich hier eine gemeinsame Zukunft aufbauen wollten. Seine erste Station: Eine Textilfirma in Tübingen, bei der er ein Jahr lang blieb – so lange musste man damals bei jenem Arbeitgeber ausharren, der einen aus Deutschland angeheuert hatte. „Dann konnte ich nach Tönisheide umziehen, hier hatte ich Verwandtschaft.“ Viele Liebesbriefe gingen zwischen den Verlobten hin und her, die Postboten in Tönisheide und dem Dorf Pentavriso, dem griechischen Heimatdorf, hatten alle Hände voll zu tun.

Die Söhne kamen in Neviges zur Welt

Im Jahr 1964 bekam Nico, unter diesem Namen kennen ihn auch viele in Tönisheide, die Einberufung zum Militär. Der Pflichtdienst dauerte ein Jahr, da er nun schon mal in Griechenland war, gaben sie sich am 7. Februar das Jawort. Nach der Hochzeit zog das Paar nach Tönisheide, die Söhne Pavlos (58) und Jannis (54) kamen im Nevigeser Krankenhaus zur Welt, erzählt der Jubilar, der sich mit seiner Frau hier pudelwohl fühlt. Tönisheide ist ihnen zur Heimat geworden, ein Sohn wohnt ein paar Meter weiter, der andere in Heiligenhaus. „Da helfe ich immer im Garten oder rund ums Haus, da ist immer etwas zu tun“, sagt der 80-Jährige, der es sich nicht vorstellen kann, einfach mal gar nichts zu tun.

40 Jahre in Tönisheider Firma gearbeitet

Nur von Mai bis Oktober, da fallen die Trips nach Heiligenhaus flach, dann genießen die Psomiadis nämlich ihr 1981 gebautes großzügiges Haus in Griechenland. „Wir haben da viel selbst gemacht, schauen Sie, sechs Balkone. Jedes Zimmer hat einen eigenen Balkon“, erzählt Nico Psomiadis mit leuchtenden Augen und zeigt ein Foto auf dem Smartphone. „Wir hatten gespart, wir waren immer fleißig, haben nie jemandem auf der Tasche gelegen.“ Ehefrau Maria nickt: „Ich war 40 Jahre lang bei Hako-Rollen, hier in Tönisheide.“ Jetzt genieße sie es, Hausfrau zu sein, sie kocht und backt gern, schätzt die gute Nachbarschaft.

Leidenschaftlicher Fußball-Fan

Ja, die Psomiadis sind rundum glücklich: „Uns geht es gut, unseren Kindern geht es gut. Wir sind gesund, was will man mehr? Unser Leben ist voll“, sagt der 81-Jährige, beide freuen sich, dass die drei Enkel Nicos (29) und die zwei Marias, 27 und 22 Jahre alt, zum Fest der Diamanthochzeit kommen: „Das ist bei uns Tradition, die Enkel heißen wie die Großeltern.“ Tradition war auch jahrelang das Wochenend-Programm: „Da war ich jeden zweiten Samstag mit den Jungs im Stadion in Dortmund. Und wenn Borussia auswärts spielte, sind wir auch manchmal hingefahren.“ Durch sein offenes Bekenntnis zur Lieblingsmannschaft ist Nico Psomiadis in Tönisheide schon mal aus der Kneipe geflogen: „Ich war in der Gaststätte Sandkühler, 1963, Endspiel um die Deutsche Meisterschaft. Dortmund gegen Köln. Ich war erst neutral, aber Dortmund hat so super gespielt und gewonnen, da habe ich gejubelt.“ Die Reaktion des Wirtes sei eindeutig gewesen: „Bezahlen und raus“, erzählt Nico Psomiadis und lacht einmal mehr so herrlich mitreißend: „Der alte Paul Sandkühler war FC-Fan.“