Langenberg. Ein WAZ-Leser hat am Velberter Deilbach charakteristische Spuren eines tierischen Bewohners entdeckt. Naturschützer freuen sich darüber.

Kurz knabbern. Dann lauschen. Kein Geräusch - also weiter knabbern. Wieder lauschen. Es knackt. Die kleine pelzige Kreatur huscht zur Seite, kurz darauf fällt der Baum. Ist der Biber zurück am Deilbach und macht es sich im und rund um das Gewässer gemütlich?

Gesehen hat Frank von Hagen das Nagetier zwar nicht, aber die Spuren, die er entdeckt hat, könnten auf ihn hinweisen: Keilförmig angeknabberte Baumstämme, Späne rund um die Knabberstelle. „Ein gutes Zeichen“, findet auch Carsten Haider.

Umweltschützer freuen sich über die Rückkehr

Der Langenberger ist Umweltschützer und Lokalpolitiker und freut sich, dass es jetzt am Deilbach wieder Biber geben könnte. „Das würde für den Bach nur das Beste bedeuten“, ist er überzeugt. „Für die Ökologie, aber auch für den Hochwasserschutz. Das können Biber am besten“, sagt er.

Lange habe es gedauert, bis das Nagetier seinen Weg zurück gefunden hat, führt er weiter aus. „Vor dem Bau des Deilbachradwegs hat es dort schon Biber gegeben“, erinnert er sich. Mindestens zwei Bauten habe es gegeben, „abends konnte man die auch hören“. Das bestätigt auch Stadtförster Peter Tunecke: „2012 haben wir zum ersten Mal Kenntnis davon bekommen, dass am Deilbach Biber leben würden.“

Biber war schnell wieder weg

In den folgenden Jahren sei der Biber dann „ein großes Thema“ gewesen, blickt er zurück. Es folgte eine Typisierung, doch dann wanderte der Nager wieder ab. „Warum, wissen wir nicht. Vielleicht war das Biotop doch nicht so geeignet oder das Tier hat keinen Partner oder keine Partnerin gefunden.“

Belegt sei hingegen, dass sich am Deilbach seit Herbst 2024 eine Nutria-Familie angesiedelt habe. „Die knabbern aber keine Bäume an“, erläutert Peter Tunecke. Und: Nutrias sehen dem Biber zwar ähnlich, haben aber keine Kelle - also keinen platten Schwanz - und eine etwas andere Körperform.

Der Biber - ein einzigartiger Baumeister

Doch was macht den Biber so besonders? Der Nager ist das einzige Tier, das seinen Lebensraum aktiv gestaltet. Er fällt Bäume, baut Burgen und Dämme - und ist dabei unglaublich flexibel. Normalerweise, so beschreibt es der BUND auf seiner Homepage, gräbt er seinen unterirdischen Biberbau direkt am Uferbereich, wenn die Bodenbeschaffenheit geeignet ist, also aus lockerem, nicht zu steinigem Erdreich besteht. Falls vorhanden, gräbt er auch in ein Steilufer hinein.

Jahresausblick im UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide
Charakteristische Spuren: Wo Biber heimisch sind, fallen auch Späne. © ZB | Patrick Pleul

Gibt es keine geeignete Uferregion, errichtet er eine gut sichtbare Biberburg, meist im Gewässerbereich mit tieferem Wasserstand, was mit mehr Aufwand für ihn verbunden ist. Diese Burg dämmt er mithilfe von Baumstämmen und Erde, die er zu einem Hügel aufschichtet. Diese ausschließlich oberirdischen Burgen, überwiegend als Insel angelegt, sind jedoch recht selten.

Biberbauten verändern Landschaft nachhaltig

Biber bauen zudem an kleineren Gewässern Dämme, um Wasserstände zu erhöhen und so die Umgebung „bibergerecht“ zu gestalten. Dann liegen die Eingänge zu ihren Bauten unter Wasser und es können sich sogenannte Biberteiche bilden.

Biber
Seltener Anblick: Biber sind scheu, meist sind nur ihre Spuren zu sehen. Oder man nutzt Kamerafallen - wie hier in Thüringen. © Funke Medien Thrüringen | Helmut Pecher

Diese Biberteiche haben laut BUND eine langfristige Wirkung auf die Umgebung: Die Fließgeschwindigkeit des Gewässers verlangsamt sich und neue Tier- und Pflanzenarten können sich dort ansiedeln. In großen Revieren können sogar mehrere Biberteiche aufeinander folgen.

Neue Arten siedeln sich an

Mit der Zeit, erläutern die BUND-Fachleute, werde die Umgebung immer offener, da Biber zahlreiche Bäume fällen und andere im Wasser stehen oder durch den erhöhten Grundwasserstand eingehen. Das Gewässer wird so streckenweise immer lichter und sonnenbeschienener.

Dadurch können sich wiederum Sumpf- und Unterwasserpflanzen gut vermehren, die den Bibern als Nahrung dienen. Es bildet sich ein neuer Lebensraum, der von viel mehr Fisch-, Amphibien- und Libellenarten genutzt werden kann. Daher fördert der Biber den Artenreichtum und die Biodiversität. Durch gefällte und abgestorbene Bäume entsteht mehr Totholz, was zum Beispiel Insekten einen neuen Lebensraum bietet.

Selbst ein Dammbruch ist kein Problem

Sollte der Damm brechen, erläutern es die Experten vom BUND, reparieren Biber ihn meist innerhalb von wenigen Tagen, um ihr Revier zu erhalten. Oder sie schätzen den Aufwand als zu hoch ein und geben das alte Revier auf.

Auf Biberspurensuche im Altkreis Osterode mit Wolfgang Rackow vom Nabu
Selbst ein Dammbruch ist kein Problem. Entweder reparieren die Biber die Bruchstelle - oder sie ziehen weiter und es entsteht ein neuer Lebensraum. © FMN | David Krebs

Und was passiert dann? „Das alte Revier, der ehemalige Biberteich, entwickelt sich dann oft über die folgenden Jahre als Verlandungsprozess zu einer Biberwiese“, heißt es beim BUND. Diese Wiese bietet spezielle Bedingungen - etwa latente Bodenfeuchte - und entwickelt sich dann zu einem besonders artenreichen Biotop-Typ mit zahlreichen Blütenpflanzen.

Weitere Informationen rund um den Biber gibt es unter anderem hier: Deutsche Wildtierstiftung, BUND, NABU. Wer sich an Biberbauten zu schaffen macht oder einen Biber fängt bzw. verletzt, muss übrigens mit empfindlichen Strafen rechnen. Denn der Biber ist ein besonders streng geschütztes Tier: In Nordrhein-Westfalen drohen beispielsweise bis zu 50.000 Euro Bußgeld.