Velbert. Weihnachten in einer etwas anderen Familie: So feiern die neun Kids aus dem Haus Leuchtturm von der Stiftung Mary Ward Heiligabend mit ihren Erzieherinnen.
Es ist Heiligabend und im Haus Leuchtturm der Velberter Stiftung Mary Ward liegt Aufregung vermischt mit Vorfreude in der Luft. Denn an diesem Tag wird es für die Kids festlich.
In der Gruppe des Langenberger Kinderheims leben derzeit neun Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 15 Jahren. Einige sind erst seit Kurzem hier, andere schon einige Jahre. Aber alle wissen, dass der 24. Dezember ein Tag ist, an dem sie gemeinsam die Traditionen, die es bei Mary Ward schon lange am Heiligabend gibt, auch in diesem Jahr wieder aufleben lassen.
Die beiden Erzieherinnen Lisa van Thuyl (30) und Jessica Stellwag (32) melden sich jedes Jahr freiwillig, um gemeinsam mit den Kids Weihnachten zu feiern. Für die beiden jungen Frauen ist das ein ganz besonderes Geschenk, denn „wir sind eine große Patchworkfamilie - ein bisschen anders, ein bisschen verrückt.“ Sie sind nicht nur Erzieherinnen, sondern „auch Schulbegleiter, Taxifahrer, Koch...“ und natürlich seelischer Beistand.
Weihnachten im Velberter Kinderheim: Das ist auch wunderschön
Doch wie ist es, Weihnachten mit den Kindern und Jugendlichen zu verbringen, die nicht in ihren Familien sein können? „Einfach auch wunderschön“, sagt Jessica, während ein Lächeln über ihr Gesicht gleitet. Das kann ihre Kollegin Lisa nur bestätigen: „Das ist einfach eine ganz tolle Zeit.“
Immer am 24. Dezember, nach dem Frühstück brechen die Wohngruppen zu einer Unternehmung auf. „Wir machen jedes Jahr etwas Besonderes“, erklärt Jessica. Mal ist es ein Besuch in einem Trampolinpark oder, wie an diesem Weihnachten, geht es gemeinsam zum Schlittschuhlaufen in eine Eishalle. „Da können sich dann alle richtig austoben“, freuen sich die beiden Mitarbeiterinnen. Danach, auch das ist eine feststehende Tradition, „essen alle auf der Treppe als Mittagssnack Ravioli“. Denn das Esszimmer ist schon festlich gedeckt, da darf die Gruppe erst zum Abendessen wieder rein und auch das Wohnzimmer ist tabu. Immerhin war ja vielleicht schon das Christkind da. Die Raviolimahlzeit auf der Treppe darf niemals fehlen: „Wir haben es auch schon mal mit Spaghetti probiert, aber das ist einfach nicht das Gleiche“, erinnert sich Lisa schmunzelnd. Dann „machen sich alle so richtig schick“, erzählt Jessica. „Bei dem einen ist es ein schräger Weihnachtspulli, beim anderen ein Sakko und dann geht es gemeinsam in die Kirche“.
Wenn die Kids dann heimkehren, wartet ein schönes Abendessen auf sie. Auch hier darf es an diesem besonderen Tag etwas ganz Besonders sein, dass sie sich wünschen. In diesem Jahr kommen Hähnchenschenkel mit Rotkohl und Klößen auf den Tisch. Natürlich gibt es auch einen leckeren Nachtisch. Im Anschluss wartet dann auf sie die Bescherung. Wenn die Geschenke verteilt sind, „zählen wir den Countdown von 10 runter und dann dürfen alle die Geschenke öffnen.“ Jedes Kind erhält über die Jugendhilfe ein Geschenk, zusätzlich unterstützt die Firma DKV Mobility Service in Ratingen und dieses Jahr erstmalig Clever fit in Velbert die Stiftung.
An Heiligabend gibt es seit Jahren besondere Rituale für die Kids
Es wird gelacht, gemeinsam gespielt, Geschenke aufgebaut und am Ende für alle, die wollen, noch gemeinsam ein Weihnachtsfilm geschaut. Trauer gibt es an diesem Tag nicht. „Vielleicht gibt es manchmal ein paar melancholische, sentimentale Worte, wenn es ins Bett geht“, weiß Lisa. Viel schwieriger sei da die Vorweihnachtszeit, weiß sie aus Erfahrung: „Die Aufregung, ob es den Eltern gelingt, einen Besuch über Weihnachten umzusetzen.“ Aber der Heilige Abend, das ist ein Tag, der für alle, ganz gleich welche Geschichte sie im Leben zu Mary Ward gebracht hat, „immer wunderschön. Es ist eben unsere eigene kleine Bubble“.