Velbert. Die Stiftung Mary Ward in Velbert-Langenberg betreut Kinder und Jugendliche. Und die dürfen bei einem entscheidenden Punkt mitreden. Jedes Jahr.

Kurz wird es ein wenig unruhig im großen Saal der Stiftung Mary Ward in Velbert-Langenberg. Hektisch suchen die letzten Kinder und Jugendlichen ihren Platz. Denn heute findet die jährliche Vollversammlung der jungen Bewohnerinnen und Bewohner statt. „Es geht hier um die Mitbestimmung der Kinder und Jugendlichen und generell Partizipation“, erklärt Peter Huyeng.

Er ist Leiter der Einrichtung für Jugendhilfe. Organisiert wurde die Versammlung durch die Jugendlichen selbst mit Unterstützung ihrer Gruppenleiter. Bewusst versuchen sich die Pädagogen jedoch ein wenig zurückzuhalten. Auch Peter Huyeng sagt nur ein paar kurze Grußworte und begibt sich anschließend in den hinteren Bereich des Saals.

Kinder und Jugendliche sollen bei Mary Ward mitbestimmen

Velbert: Jahrestagung der Stiftung Mary Ward
Vertrauenspädagogin Jessica Stellwag (2. von links) und Stiftungsvorstand Peter Huyeng im Gespräch mit Bewohnerinnen der Stiftung Mary Ward in Velbert-Langenberg. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

„Das sollen schon die Jugendlichen machen“, erklärt er. Ebenfalls mit dabei sind einige Vertreter der Velberter Lokalpolitik. Die stellvertretende Bürgermeisterin Esther Kanschat begrüßt die Teilnehmer: „Eine Vollversammlung ist letztendlich das, was eine Demokratie wie unsere ausmacht.“

Das Programm für den Vormittag ist gut gefüllt. Nach einem Jahresrückblick, welcher als Video gezeigt wird, und einer kleinen Talentshow gibt es Fragebögen, in denen die Bewohnerinnen und Bewohner ihr Feedback abgeben können. Der wichtigste Punkt kommt ganz zum Schluss, nämlich die Wahl des Mottos für das kommende Jahr.

In diesem Jahr lautete es „Gesund und fit, wir machen mit“. Bereichsleiter Thomas Juraschik erklärt: „Da gab es viele sportliche Angebote, vieles was an Bewegung orientiert ist.“ So haben die Kinder und Jugendlichen ein Schwimmabzeichen abgelegt, konnten verschiedene sportliche Angebote wahrnehmen und haben auch etwas zum Thema gesunde Ernährung gelernt. Das Motto wird jedes Jahr neu von den Bewohnern gewählt.

Vollversammlung wählt Motto für das kommende Jahr

„Die Kinder geben uns dann was vor und wir schauen, was wir daraus machen können“, schmunzelt Peter Huyeng. Für kommendes Jahr steht die grobe Idee jetzt zumindest schon. Die Hälfte der Vollversammlung stimmte für „unterstützen und helfen“ und die andere Hälfte für „Gaming und spielen“. Die Teamleiter der Gruppen wollen das Thema Velbert mit einbringen. Was am Ende draus wird und wie das Programm schlussendlich aussieht, stellt das Team im Januar zum Jahresempfang vor.

Im vergangenen Jahr feierte die Stiftung 75-jähriges Bestehen. Seit ihrer Gründung bietet sie Kinder und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen in verschiedenen Wohngruppen ein zu Hause und leistet einen wichtigen Beitrag zur Jugendhilfe in Velbert. Neben den Wohngruppen gehören auch eine Kindertagesstätte und eine OGS zur pädagogischen Arbeit der Stiftung. Fast 200 Kinder und Jugendliche wohnen dauerhaft auf dem Gelände oder nehmen die Angebote wahr.

Bis 2016 wurde die Einrichtung durch die Schwestern der „Congregatio Jesu“ geleitet, seitdem ist es Teil der kirchlichen Stiftung „Mary Ward“. „Bis zum vorletztem Jahr gab es auch noch Schwestern, die das Ganze hier unterstützt haben“, weiß Bereichsleiter Thomas Juraschik. Was genau nun aus den Vorschlägen der Kinder und Jugendlichen für das kommende Jahr wird, zeigt sich in den kommenden Wochen. Doch eines steht fest: Die jungen Bewohnerinnen und Bewohner haben hier eine Stimme, die gehört wird. Partizipation und Mitbestimmung sind bei den Pädagogen der Stiftung nicht nur eine leere Worthülse, sondern gelebter Alltag.