Velbert/Paderborn. Sie verdienten ihr Geld mit Schrottklau im großen Stil. Die Diebesbande, die auch in Velbert zugeschlagen hat, muss sich vor Gericht verantworten
Wenn die Polizei eine Ermittlungskommission „Heavy Metal“ nennt, dann entbehrt das keineswegs eines Bezugs zur Realität. Metall, und zwar je schwerer umso lieber, war die begehrteste Beute einer Einbrecherbande, die auch in Velbert eine Firma ausgeräumt hatte. Vier mutmaßliche Mitglieder der Bande stehen in Paderborn vor Gericht, und der Prozess könnte noch ein bisschen dauern
Drei Brüder im Alter von 22, 27 und 35 Jahren sowie ein 23-Jähriger sitzen seit Anfang September auf der Anklagebank. Zwischen dem 15. Februar und dem 11. März sollen sie elf Firmeneinbrüche begangen haben, ein paar sollen jedoch über den Versuch nicht hinausgekommen sein.
Beute der Metalldiebe in Velbert hat einen Wert von 20.000 Euro
Die Tatorte liegen unter anderem in Velbert, im Sauerland und im Raum Paderborn. Die Beute bestand jeweils vorwiegend aus Bunt- und Werkzeugmetall, teils in enormen Mengen, aber auch aus Elektrogeräten und Maschinen. Die Angeklagten sagen derzeit zu den Vorwürfen keinen Ton, und deshalb muss sich die 8. große Strafkammer nicht nur mit möglichen Beweisen für eine Täterschaft an den Tatorten selbst befassen, sondern auch mit einem Argument der Verteidiger, das die Tücken der Handyortung offenbart.
„Dass das Handy meines Mandanten zum Tatzeitpunkt in der Funkzelle des Tatorts eingeloggt war, heißt nicht, dass mein Mandant selbst auch dort war“ – so lautet sinngemäß der immer wieder in solchen Verfahren vorgebrachte Spruch. Derzeit sieht die Staatsanwaltschaft den 35 Jahre alten Angeklagten als mutmaßlichen Haupttäter: Er soll an allen Taten beteiligt gewesen sein und das Fahrzeug gesteuert haben, mit dem stets die Beute weggeschafft wurde.
Der 22-Jährige soll für die Absicherung der Tatorte während der teils ausgedehnten Beutezüge gesorgt haben. Die anderen beiden Angeklagten sollen nicht an allen Fällen beteiligt gewesen sein. Insgesamt würde die Kammer Geständnisse hoch anrechnen und stellte Strafen zwischen zweieinhalb und vier Jahren in Aussicht. Was die Verteidiger von diesem Vorschlag halten, ist momentan noch offen: Auf jeden Fall sehen sie sowohl bei der Beweislage als auch der jeweiligen Schadenshöhe noch Diskussionsbedarf.
Velberter Unternehmer schildert den angerichteten Schaden im Prozess
Die Kammer macht vorerst mit der Beweisaufnahme weiter. Was ein Unternehmer aus Velbert schildert, kennt man fast Eins zu Eins von anderen Firmeninhabern: Metallbearbeitungswerkzeuge im Wert von 20.000 Euro hätten die Einbrecher in der Nacht zum 25. Februar mitgenommen, dazu 18.000 fertig bearbeitete Messingteile für die Großindustrie, die wenige Tage später hätten ausgeliefert werden sollen.
Die Firma habe zwei Monate gebraucht, um den Auftrag nachzuarbeiten, „das war ein immenser Schaden, unsere Kunden konnten ja ihre Produkte auch nicht fertigstellen.“ Man habe vom Zwei- auf drei-Schicht-System umstellen und in der laufenden Fertigung die verschwundenen Werkzeuge ersetzen müssen.
„Irgendwie haben wir das alles geschafft“, sagte der 53-jährige Unternehmer. Weg waren nach dem „Besuch“ der Einbrecher auch 700 Kilogramm Messingspäne aus einem Fass, die mit einem Eimer dort herausgeschöpft worden seien, und 200 Kilogramm Messingstäbe als Rohmaterial, „da war keine einzige Stange mehr da.“ Einen großen Teil des Schadens in Höhe von 60.000 Euro habe die Versicherung erstattet, darunter auch etwa 8000 Euro für aufgebrochene Türen und Fenster. Für den Prozess sind noch sechs weitere Termine angesetzt.