Velbert/Paderborn. 200.000 Euro sollen sie bei Diebstählen in Firmen erbeutet haben. Drei bulgarische Brüder und ein weiterer Angeklagter stehen jetzt vor Gericht.

Die Preise für Buntmetall- und Stahlschrott sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Kein Wunder, dass Langfinger damit ein gutes Geschäft machen können. Eine Bande, die auch in Velbert zugeschlagen haben soll, steht jetzt vor dem Landgericht Paderborn.

Fast vier Euro für Messing, über sechs Euro für ein Kilo Kupferschrott, nochmal zehn Euro mehr für hochwertigen Werkzeugstahl zahlen Metallverwerter derzeit – eine prima Einnahmequelle für Einbrecher, die sich in Firmen bedienen, wo solches Material zu Hunderten von Kilos vorgehalten wird.

Diebesbande verdiente sich mit Schrottklau Lebensunterhalt

Vier Bulgaren, die seit Jahren im Kreis Lippe leben, sollen als Bande den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien damit verdient haben, des Nachts zuvor ausgespähte Betriebe auszuplündern und das erbeutete Metall und hochwertige Elektrowerkzeuge zu verhökern. In einem Zeitraum von vier Wochen von Mitte Februar bis Mitte März dieses Jahres listet die Staatsanwaltschaft Paderborn in der Anklage gegen die drei Brüder im Alter von 22, 27 und 35 Jahren sowie einen 23-Jährigen elf Taten auf, die Tatorte reichen von Velbert über den Kreis Paderborn und das Sauerland bis in die Region Hannover.

Die Angeklagten sollen sich jeweils durch das Aufbrechen von Fensterflügeln oder Gebäudetüren Zutritt zu den Firmenhallen verschafft haben. Anschließend verluden sie nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft die Beute in Kastenwagen, von denen mehrere im Einsatz gewesen sein sollen. Teils gelang es den Tätern, Überwachungskameras und Bewegungsmelder außer Betrieb zu setzen, teils ging es schief, etwa bei einem Einbruch in der Nähe von Hildesheim, bei dem ein Sicherheitsdienst per Alarmanlage in den Betrieb zugeschaltet wurde, der dann über Lautsprecher die Einbrecher vertreiben konnte.

Mehr als 200.000 Euro soll der Beutewert haben

Insgesamt geht die Staatsanwaltschaft von einem Beutewert von deutlich über 200.000 Euro aus: Werkzeug-Teile zur Metallbearbeitung, Kupferplatten, Messingteile und Metallspäne, aber auch Bohrmaschinen, Trennschleifer, Sägen und kleinere Elektrowerkzeuge.

In Velbert trat die Bande offenbar gleich in zwei Nächten hintereinander auf den Plan. Bei einer metallverarbeitenden Firma an der Röttgenstraße brachen sie am 23. Februar ihr Vorhaben ohne Beute ab, in der folgenden Nacht setzten sie die Überwachungskamera eines CNC-Betriebes an der Neustraße außer Funktion und drangen dann durch ein Fenster ins Gebäude ein. Dort hingegen räumten sie kräftig ab: 700 Kilogramm Messingspäne, diverse Maschinen sowie Bearbeitungswerkzeuge und ein 3000 Euro teures E-Bike verschwanden.

Diebesbande war nicht wählerisch

Dass die Täter nicht wählerisch waren, zeigte sich daran, dass sie auch einen Hundeanhänger mitnahmen, wie es in der detailliert ausgeführten Anklageschrift heißt. In einem Fall in Delbrück (Kreis Paderborn) erbeuteten die Einbrecher auch eine in einem aufgebrochenen Tresor gefundene EC-Karte, deren PIN sie in einem Aktenschrank entdeckten – noch in derselben Nacht wurden in der Nähe des Wohnortes eines der Angeklagten mit der Karte an einem Geldautomaten 1000 Euro abgehoben.

Neun weitere Prozesstage hat die achte große Strafkammer angesetzt. Es könnten auch weniger werden: Die Verteidiger ließen durchblicken, ihre Mandanten seien zu umfassenden Geständnissen bereit – ein Rechtsgespräch, das zu einer Verständigung über das Strafmaß führen könnte, soll gleich zu Beginn des nächsten Hauptverhandlungstermins geführt werden.