Velbert. Damit Hunde ohne Angst beim Tierarzt behandelt werden können, geben Hundetrainerin und Tierärztin einen speziellen Kurs für Besitzer und Tier.

Aufgeregt marschiert Border Collie Lino ins Wartezimmer der Velberter Tierärztin Antje Mergard. Der schwarz-weiße Rüde ist heute allerdings nicht zur Behandlung hier, sondern zum „Medical Training“.

Dieses Training bietet Angela Davachi, Inhaberin der Velberter Hundeschule Casa Canis gemeinsam mit der Langenberger Tierärztin an. Beide haben sich in diesem Bereich fortgebildet.

Medical Training für Hunde in Kooperation mit Velberter Hundeschule und Tierärztin

Als der Behandlungstisch runterfährt, ist Lino seine Aufregung spürbar anzumerken. „Den Behandlungstisch mag er gar nicht“, erklärt seine Besitzerin Julia Fischer, die ihn schon hat, seit er ein Welpe ist. Ohnehin sind Tierarztbesuche für ihren Rüden, genau wie für viele andere Tiere auch, Stress. „Wir als Tierärzte machen ja oftmals auch Sachen, die nicht so nett sind.“ Beispielsweise „wenn ein Hund Schmerzen hat, eben genau dort den Schmerz abzutasten.“ Antje Mergard sagt: „Wir haben nur wenig Zeit, uns bei unseren Patienten beliebt zu machen.“ Genau da setzt das Medical Training an, dass der Besuch beim Tierarzt nicht mit negativen Erfahrungen besetzt ist.

Angelka Gške macht gemeinsam mit TierŠrztin Antje Mergard Medical Training
Perfekt: Lino zeigt das Kooperationssignal bei Julia Fischer beim Medical Training. Jetzt kann die Untersuchung beginnen. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

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Im Vorfeld übt die Velberter Hundetrainerin mit ihrem Kurs online ein sogenanntes Kooperationssignal. „Das kann mal sein, dass der Hund die Schnauze in die Hand legt, oder aber Pfötchen gibt“, erklärt sie. Oder aber auch „dass er auf einer Decke steht und dann mit den Hinterbeinen runtergeht.“ Genauso individuell wie die Hunde sind die Trainingsmethoden. Ziel ist es, dass der Hund mit seinem Besitzer kommunizieren kann, eben genau mitteilen kann, wann der Stress in der Situation für ihn zu groß ist und er eine Pause braucht. Im geschützten Umfeld zu Hause, wird das Kooperationssignal nun trainiert. Wenn das sitzt, können weitere Übungen mit eingebaut werden, die auch dem Tierarzt die Untersuchung erleichtern. Ohren kontrollieren, oder Pfoten untersuchen, all das wird mit dem Vierbeiner schon im Vorfeld geübt. Auch das Maulkorbtraining darf hier, falls eine Behandlung damit mal nötig ist, nicht fehlen.

Hunde kommen zum Üben in die Velberter Tierarztpraxis

Dann wird der „Ernstfall“ geprobt. Immer Mittwochvormittags stellt Antje Mergard hier ihre Praxis zur Verfügung und unterstützt das Training. Schonend werden die Hunde dann an den Behandlungstisch und auch die Berührungen der Tierärztin, beispielsweise mit einem Stethoskop, herangeführt. Immer gilt hier: „Aufhören, bevor es stressig wird“, erklärt die Hundetrainerin. Denn „Freiwilligkeit ist ein hoher Antistressor.“

Angelka Gške macht gemeinsam mit TierŠrztin Antje Mergard Medical Training
Bei Antje Mergard können die Hunde nicht die Praxis vom Medical Training üben, auch Patienten können bei ihr mit Kooperationssignal behandelt werden. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Immer mehr Tierärzte bieten Untersuchungen mit dem Kooperationssignal an. Wichtig ist aber: „Im Vorfeld Bescheid geben“, denn solche Behandlungen können unter Umständen dann auch mal länger als gewöhnlich dauern. Viele Tierbesitzer fragen mittlerweile nach dieser stressfreien Untersuchung, doch Antje Mergard betont: „Es liegt in der Verantwortung des Tierhalters, das zu üben.“ Denn das Medical Training bedarf einer steten Wiederholung, damit das Tier es nicht verlernt.

Nicht nur für den Tierarztbesuch ist das Medical Training eine gute Übung. Viele Hunde finden die Fellpflege auch unangenehm, auch bürsten oder scheren kann man mit dem Kooperationssignal verknüpfen.

Medical Training für Welpen, Jung-, und Angsthunde

Das Medical Training ist nicht nur für ängstliche Hunde geeignet, oder solche, die Probleme beim Tierarzt haben. Auch Welpen und Junghunde können teilnehmen. Der Kurs geht über fünf Wochen mit jeweils einer Zoom-Einheit. Danach schließt sich, optional, das live Training in der Tierarztpraxis an.

Lino hat seine erste praktische Einheit geschafft. Schnell gibt es auch noch ein Leckerchen von der Tierärztin, dann darf er vor die Tür und schnüffelt erst einmal ab, wer hier sonst noch so unterwegs ist. Die ersten Schritte sind gemacht, aber auch hier gilt: Jeder so viel Zeit, wie er braucht.“ Bald schon wird Lino wieder kommen und weiterüben. Bis der Besuch bei Antje Mergard für ihn völlig stressfrei läuft.

Wer Interesse an der Teilnahme dieses oder eines anderen Kurses von der Velberter Hundeschule Casa Canis (Uhrlandstr. 38) hat, findet alle Angebote auf der Homepage www.gewaltfreies-training.de, weitere Infos gibt Angela Davachi auch telefonisch unter 0177-9166233