Velbert. Die WFB sind einer der größten Arbeitgeber in der Region und dennoch kennen ihn viele nicht. Dabei ist die Arbeit dort unendlich wertvoll.

Die WFB hat fast als 1350 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten im Kreis Mettmann, allein in Velbert gibt es drei Zweigstellen. Somit zählt das Unternehmen zweifelsohne zu den großen Arbeitgebern der Region. Dennoch können mit dem Firmennamen und den drei Buchstaben WFB wohl nur die wenigsten Velberter etwas anfangen.

Dahinter verbergen sich die Werkstätten des Kreises Mettmann – „früher die Werkstätten für Behinderte“, wie Geschäftsführer Klaus Gebauer erklärt. Im Auftrag des Kreises Mettmann kümmern sich 255 Fachkräfte darum, dass 1078 Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen am Arbeitsleben teilhaben oder gar in den allgemeinen Arbeitsmarkt eingegliedert werden können.

Diskussion um Dumpinglöhne und Ausbeutung auch in Velbert

Dass diese Arbeit in der öffentlichen Wahrnehmung nicht immer unumstritten ist, weiß Gebauer: Auch er liest immer wieder Kommentare über Ausbeutung und Dumpinglöhne, mit denen die Menschen abgespeist würden. In der Tat ist es auf den ersten Blick nicht allzu viel Geld, das die Beschäftigten, die zum Teil in großen Firmen in der Region beispielsweise in der Montage oder Kommissionierung tätig sind, bekommen: „Im Durchschnitt sind es 180 bis 230 Euro“, sagt der WFB-Geschäftsführer. Für die Mitarbeitenden sei die Arbeit aber weitaus mehr: „Man ist als Gleicher unter Gleichen, hat hier einen Freundes- und Bekanntenkreis, erfährt Anerkennung für das, was man leistet, ist ein wichtiger Teil des Ganzen“, fasst es Gebauer zusammen und verweist auf weitere Vorzüge, wie die Übernahme von Fahrtkosten, kostenloses Mittagessen oder Physio- und Psychotherapieangebote.

In der WFB-Zweigwerkstatt am Flandersbacher Weg in Velbert werden beispielsweise Rollen und Staubsauger-Teile hergestellt.
In der WFB-Zweigwerkstatt am Flandersbacher Weg in Velbert werden beispielsweise Rollen und Staubsauger-Teile hergestellt. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Velberter Unternehmen arbeiten mit WFB Werkstätten zusammen

Umgekehrt sind die WFB-Mitarbeiter für viele Unternehmen – zu denen in Velbert beispielsweise „Normfest“ oder „Sebo“ zählen – nur schwer verzichtbar: „Für viele Tätigkeiten sind auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt derzeit kaum Mitarbeiter zu bekommen“, so Gebauer. „Diese Nischen können wir wunderbar füllen. Denn: Viele Menschen mit Behinderung brauchen genau das, was einen anderen Arbeitnehmer vielleicht abschreckt: Routinen.“ Heißt: Für einen WFBler kann es eine erfüllende Tätigkeit sein, mehrere Stunden am Stück immer wieder und wieder den gleichen kleinen Arbeitsschritt auszuführen, ohne dass ihm langweilig wird. „Dieser Arbeitsschritt wird dann in Perfektion ausgeführt“, so Gebauer, dem es wichtig ist, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer wieder das Gefühl zu geben: „Ihr könnt was, ihr seid wichtig.“

Psychische Erkrankungen nehmen zu – von der jungen Mutter bis zum Manager mit Burn-out

Unter dem Leitsatz „Jahresergebnis 2023 – durch Herausforderungen Chancen erkennen“ informiert Geschäftsführer Klaus Gebauer uusführlich über das Jahresergebnis 2023 in der Niederbergischen Werkstatt zur Arbeitsförderung
Geschäftsführer Klaus Gebauer und Cordula Strauß-Weyler stellten die WFB-Bilanz für das Jahr 2023 vor. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Spannend ist dabei, dass in den WFB Werkstätten oft Menschen mit ganz unterschiedlichen Behinderungen und Erkrankungen Hand in Hand arbeiten: Menschen, die von Geburt an mit einer Behinderung leben, im Laufe des Lebens eine Behinderung erfahren haben, zusätzliche Unterstützung benötigen oder eine psychische Erkrankung haben. Burn-outs und Depressionen würden eine immer größere Rolle spielen, über alle Berufsgruppen und Gesellschaftsschichten hinweg – „von der jungen Mutter bis hin zum Top-Manager“, so Gebauer.

WFB erzielen im vergangenen Jahr einen Produktionsumsatz von 3,81 Millionen Euro

WFB feiern „Fest im Oktober“

Die Niederbergische Werkstatt zur Arbeitsförderung der WFB Werkstätten an der Langenberger Straße 203 öffnet auch in diesem Jahr zum „Fest im Oktober“ die Türen – am Freitag, 11. Oktober, zwischen 11 und 15 Uhr.

Es gibt geführte Rundgänge und ein Fest im bayerischen Stil mit Getränken, Haxe sowie Mitmach-Aktionen.

Und obwohl die WFB nicht den politischen Auftrag haben, Gewinne zu erzielen, ist eine Zahl durchaus eindrucksvoll: 2023 konnte ein Produktionsumsatz von 3,81 Millionen Euro erzielt werden. Gebauer würde sich in der nächsten Bilanz wieder eine Vier vor dem Komma wünschen und hofft darum auf weitere Produktionsaufträge – möglichst kontinuierlich-langfristige und nicht einmalige – aus Industrie, Handwerk und Dienstleistungsbranche. Da die WFB Werkstätten stets die „verlängerte Werkbank“ der Kunden darstelle, sei jedoch die aktuell stagnierende krisenbedingte Wirtschaftsleistung der Industrie durchaus spürbar.