Langenberg. Der Stadtbezirk Langenberg, besonders die Altstadt, hat eine wechselvolle Geschichte. Eine Religionsgruppe sorgte hier einst für eine Premiere.
Mehr als zwanzig Interessierte warten am Sonntagnachmittag schon ein wenig ungeduldig auf den Beginn der Stadtführung zur jüdischen Geschichte Langenberg. Während die Sonne ein bisschen drückt, sind die Teilnehmenden bereits auf alles vorbereitet: „Wir haben zur Not auch einen Regenschirm dabei“, lacht eine Besucherin.
Sobald dann die Audioguides verteilt sind und auf Nummer sicher gegangen ist, dass auch alle etwas hören, geht es los. Yvonne Gönster, Museumsleiterin des Schloss- und Beschlägemuseums in Velbert, begrüßt die zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besucher.
![Christine Hartung hatte viel Anschauliches dabei, um den Teilnehmenden der Führung ein umfangreiches Bild des jüdischen Lebens in Langenberg zu vermitteln. Christine Hartung hatte viel Anschauliches dabei, um den Teilnehmenden der Führung ein umfangreiches Bild des jüdischen Lebens in Langenberg zu vermitteln.](https://img.sparknews.funkemedien.de/406852436/406852436_1721648998_v16_9_1200.jpeg)
Zusammenarbeit mit der Alten Synagoge Wuppertal
Geleitet wird der Rundgang jedoch nicht durch sie, sondern durch Christine Hartung. Sie ist Mitarbeiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge in Wuppertal und beschäftigt sich mit der jüdischen Geschichte im Bergischen Land. „Ich freue mich sehr, dass diese Kooperation mit der Begegnungsstätte zustande gekommen ist“, erzählt Yvonne Gönster. Beide Museen sind Mitglieder im Netzwerk Bergische Museen und veranstalten regelmäßig solche übergreifende Veranstaltungen.
An insgesamt fünf Stationen erfahren die Besucher was zur Geschichte des Stadtteils. „Diese stellen das Leben von Langenberger Juden dar. Nachbarn, Kollegen und Schulfreunde, die mehr als nur Opfer waren“, weiß Hartung. In schriftlichen Dokumenten ist bewiesen, dass sich seit Ende des 17. Jahrhunderts Juden in Langenberg niedergelassen haben. Damit ist deren Geschichte in Langenberg schon länger, als in vielen anderen Städten der Umgebung.
![Die Gruppe hatte sich für alle Eventualitäten gerüstet - der Regenschirm blieb aber im Gepäck. Die Gruppe hatte sich für alle Eventualitäten gerüstet - der Regenschirm blieb aber im Gepäck.](https://img.sparknews.funkemedien.de/406852439/406852439_1721648998_v16_9_1200.jpeg)
Rundgang auf den Spuren jüdischer Geschichte
Vom Bürgerhaus aus folgt die Gruppe Hartung die Hauptstraße entlang, runter durch die engen Gassen der Altstadt bis hin zur Kamper Straße. Ganz unscheinbar erinnert eine Tafel in einer Hofeinfahrt hier an das Kaufhaus der Familie Weyl, welches hier mehrere Jahrzehnte ansässig gewesen ist.
1898 eröffnet, wurde hier durch die jüdische Familie ein breites Angebot vertrieben, bis zum Zwangsverkauf im Rahmen der „Arisierung“ im Jahr 1936. Während Hartung ausführlich zur Familiengeschichte berichten kann, reicht sie immer wieder mehrere Kopien von Zeitdokumenten herum, die durch die Gruppe interessiert betrachtet werden. Darunter ist zum Beispiel auch ein sogenanntes Boykott-Heft, in dem alle Geschäfte von jüdischen Mitbürgern in Wuppertal, Velbert und Umgebung aufgelistet waren.
Resonanz stimmt Organisatoren optimistisch
![Christine Hartung legte Wert darauf, auch den jüdischen Alltag vor der Zeit der Vertreibung und Hetze darzustellen. Christine Hartung legte Wert darauf, auch den jüdischen Alltag vor der Zeit der Vertreibung und Hetze darzustellen.](https://img.sparknews.funkemedien.de/406852443/406852443_1721648998_v16_9_1200.jpeg)
Unterhalb des Bürgerhauses, entlang der Promenade, geht es zurück hoch zur Hauptstraße, wo ein weiteres Kaufhaus ansässig war. Auch hier erinnert eine Tafel an die ganz alltägliche Geschichte des jüdischen Lebens. Über den Nathan-Platz geht es zur alten Synagoge an der Kuhstraße - die im Übrigen die älteste im ganzen Bergischen ist - bis hoch zum jüdischen Friedhof im Eickeshagen. Überall erinnern an diesen Orten Gedenktafeln an das Leben in Velbert. Besonders an der Installation ist, dass nicht nur auf die „Opferseite“ geschaut wird, sondern auf das akzeptierte Leben in der Gesellschaft.
![Die jüdische Gemeinde in Langenberg war eine der ersten der Region, die alte Synagoge an der Kuhstraße sogar die erste im Bergischen Land. Die jüdische Gemeinde in Langenberg war eine der ersten der Region, die alte Synagoge an der Kuhstraße sogar die erste im Bergischen Land.](https://img.sparknews.funkemedien.de/406852445/406852445_1721648998_v16_9_1200.jpeg)
Yvonne Gönster zeigt sich sehr zufrieden mit der Veranstaltung: „Man merkt, der Bedarf ist da. Ich könnte mir schon vorstellen, dass wir das wiederholen.“ Das Schloss- und Beschlägemuseum ist seit vier Jahren Mitglied im Netzwerk Bergische Museen, an dem fast 30 Museen aus der Umgebung beteiligt sind. „Es ist wirklich schön, weil wir uns gegenseitig gut unterstützen und regelmäßig austauschen“, findet Gönster. Gemeinsam haben die Museen auch dieses Jahr wieder eine Broschüre herausgegeben - mit Informationen, und Angeboten wie eben dieser Stadtführung in Langenberg.