Langenberg. . Seit vielen Jahren beschäftigt sich Frank Overhoff mit der Geschichte der Juden in Velbert. Unterstützt wird der Schulpfarrer des Gymnasiums Langenberg dabei auch von der Volkshochschule.
„Es gibt 42 materielle Dinge im Velberter Stadtbild, die an die jüdische Bevölkerung erinnern“, sagt Frank Overhoff, Pfarrer und Lehrer für Evangelische Religion am Gymnasium Langenberg. In den letzten Jahren hat er sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der jüdischen Bürger in den Velberter Stadtteilen zu untersuchen. Anlässlich des Gedenkens an die Opfer der Judenpogrome in der Nacht zum 9. November 1938 wird der Schulpfarrer über jüdisches Leben in Langenberg berichten.
42 Dinge: Steine, Mahnmale, Plätze, die an Juden erinnern; Juden als Opfer der Nationalsozialisten. Nirgendwo aber lasse sich erkennen, sagt Overhoff, was diese Menschen vor ihrer Deportation gemacht hätten. Welche Berufe sie ausübten. Wie ihre Familiensituation aussah. Wofür sie sich einsetzten. Um hierüber neue Erkenntnisse zu erlangen, stellte Overhoff mit Hilfe der Volkshochschule, die seine Arbeit unterstützt und bewirbt, jahrelang Nachforschungen an.
VHS will Thema „in die Breite“ bringen
„Wir wollen das alles nur in die Breite bringen“, sagt Rüdiger Henseling, Leiter der VHS, „den geistigen und intellektuellen Input gibt Frank Overhoff.“ Daten, Fakten und Informationen, die der Pädagoge ans Licht bringt. So wurde der erste Langenberger Jude 1697 urkundlich erwähnt. 1805 eröffnete die erste Langenberger Synagoge, 1926 musste sie schließen – zu wenige Juden lebten in der damals eigenständigen Stadt. „In der ‘Hochzeit’“, erklärt Overhoff, „gab es bis zu 100 Menschen jüdischen Glaubens in Langenberg“.
Dann: Die NS-Zeit. Der Viehhändler Adolf Nathan und seine Frau Betty sowie der Metzger Walter Isaac und seine Frau, Bürger der Stadt Langenberg, wurden deportiert und in einem ostdeutschen Vernichtungslager ermordet.
Statistische Daten stimmen nicht immer
Was die Zahl der Juden nach der Stunde Null angeht, gibt es Widersprüche: „Das Statistische Landesamt sagt, es habe vier oder sechs Juden in Langenberg gegeben“, sagt Overhoff. Seine Nachforschung in der Einwohnermeldekartei aber brachte anderes zutage: „Dort gibt es keine Kartei eines Juden in dieser Zeit.“ Wie das zu erklären ist, weiß auch der Schulpfarrer nicht.
Zum Gedenken an die Opfer der Judenpogrome findet am Mittwoch, 9. November im Pädagogischen Zentrum des Gymnasiums eine Gedenkveranstaltung der Stadt Velbert statt.
Auch Frank Overhoff wird an dieser Gedenkveranstaltung teilnehmen und einen Vortrag über jüdisches Leben in Langenberg halten. Um „das große Ganze“ soll es dabei gehen, „denn es gibt mehrere rote Fäden, die alle irgendwann zusammenlaufen“. Und er fügt an: „All die Daten lassen ein viel klareres Bild der jüdischen Bevölkerung Langenbergs entstehen.“
Gedenkveranstaltung im Gymnasium Langenberg
Zu einer Gedenkveranstaltung für die Opfer der Novemberpogrome, der so genannten „Reichskristallnacht“ lädt die Stadt Velbert am kommenden Mittwoch, 9. November, 19 Uhr, ins Pädagogische Zentrum des Gymnasiums Langenberg (Panner Straße 36) ein.
Nach der Begrüßung durch Schulleiter Markus Ueberholz wird Bürgermeister Dirk Lukrafka, der Schirmherr der Veranstaltung, in einer Ansprache an die Pogrome in der Nacht zum 9. November 1938 erinnern.
Später folgt dann ein Vortrag des Schulpfarrers Frank Overhoff, der einige Ergebnisse seiner Forschungsarbeiten zu jüdischem Leben in Langenberg vorstellen wird.
Musikalisch wird die Gedenkveranstaltung vom Pausenchor der Gymnasiums unter Leitung von Susanne Ottner gestaltet. Unter anderem stehen im Pädagogischen Zentrum die Lieder „Jerusalem, Jerusalem“ von Naomi Shemer, „In my Life“ von den Beatles und „Help me Lord“ von David Thomas auf dem Programm.