Velbert. Die Ausstellung „Du Jude!“ in Velbert beschäftigt sich mit jüdischem Leben in Deutschland: Antisemitismus in verschiedenen Formen ist ein Thema.
„Du Jude!“ Auch auf den Schulhöfen in Velbert sind diese beiden Worte zu hören. Damit wird nicht etwa auf die Religionszugehörigkeit des Gegenübers hingewiesen, sondern diese Worte sind als Schimpfwort gemeint. Sie sind aber auch ein Indiz für den alltäglichen Antisemitismus.
Diesen zu bekämpfen hat sich das Velberter Bündnis „Aktiv gegen Antisemitismus“ auf die Fahnen geschrieben. Es hat daher die Ausstellung „Du Jude“ nach Velbert geholt. Sie wird vom 1. bis 29. September im Foyer des Deutschen Schloss- und Beschlägemuseums gezeigt.
Die Velberter Ausstellung reist aus Köln an
Die neue Ausstellung, die von der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit erstellt wurde, ist bereits die Dritte des Velberter Bündnisses. Nach einer „Anne-Frank-Ausstellung“ im Jahr 2019 und „1700 jüdisches Leben in Deutschland“ im Jahr 2021, die in den Kirchen St. Marien und St. Joseph gezeigt wurden, gehen die Organisatoren bewusst ins Foyer des Museums. „Hier gibt es eine gute Besucherfrequenz und die Räume haben eine bessere Transparenz nach Außen“, erklärte Gisbert Punsmann, vom Arbeitskreis. So werde die Ausstellung besser sichtbar und hoffentlich auch von mehr Menschen gesehen.
Ausstellung soll auch Kinder und Jugendliche sensibilisieren
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„Ich bin Jude, dieses Bekenntnis kommt heute einem Outing gleich“, sagte Helena Latz, die Integrationsbeauftragte der Stadt Velbert. Die Ausstellung zeige das Phänomen des Antisemitismus im historischen Zusammenhang und zeichne seine Mechanismen auf. Ziel sei es vor allem, auch Kinder und Jugendliche zu sensibilisieren, weshalb Schulklassen als Besucher ausdrücklich erwünscht sind. Schließlich, so Latz, sei der Erhalt der vielfältigen Gesellschaft wichtig für den Fortbestand der Demokratie. Auch Pastor Frank Uphoff von der Christusgemeinde warnte vor der Gefahr für die demokratische Gesellschaft, die vom rechten und linken Antisemistmus ausgeht.
20 große Texttafeln wurden angeliefert
Was zeigt die Ausstellung nun eigentlich? Zu sehen war bei der Präsentation noch nichts, die Ausstellungsstücke werden erst kurz vor dem Start angeliefert. Es werden 20 große Texttafeln gezeigt werden. Hier finden sich prägnant ausgewählte Textpassagen, Grafiken, Bilder und Zitate. Beiträge von drei in Deutschland lebenden jüdischen Frauen thematisieren die Gegenwart jüdischen Lebens hierzulande.
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„Getarnter“ Antisemitismus
Das Ausstellungsmaterial informiert über die Ursprünge des Antisemitismus und sensibilisiert für seine gegenwärtig verbreiteten Erscheinungsformen. Dem sekundären Antisemitismus, der sich durch eine Umkehr der Täter-Opfer-Begriffe auszeichnet sowie dem mit „Israelkritik“ getarnten Antisemitismus kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Ebenso wie den Verschwörungstheorien, die Jüdinnen und Juden überall auf der Welt angehaftet werden. Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung werden darin gestärkt, antisemitisches Gedankengut in verschiedenen Bereichen des Alltags – in Redebeiträgen, Musiktexten, auf dem Schulhof und im Sport – wahrzunehmen, auch wenn dieses verdeckt geäußert wird. Zudem erhalten sie Anregungen, was sie tun können, um dem entgegenzuwirken.
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Verschiedene Vortragsveranstaltungen
Wer sich intensiver mit dem Thema befassen möchte, kann an Vortragsveranstaltungen im Rahmen der Ausstellung teilzunehmen:
- Vor der Ausstellungseröffnung: Vortrag zum Thema „Alltäglicher Antisemitismus: Kontinuitäten und aktuelle Erscheinungsformen“ (Maren van Norden, Referentin der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit) am Freitag, 1. September, um 19 Uhr, in der kath. Kirche St. Marien (Eingang Kolpingstraße 13, Velbert-Mitte). Anschließend: Besuch der Ausstellung im Foyer des Deutschen Schloss- und Beschlägemuseums (Heinz-Schemken-Platz 1).
- Vortrag zum Thema „Facetten des heutigen Antisemitismus in Deutschland – vom Antisemitismus zur Israelfeindlichkeit“ (Dr. Werner Höbsch, Theologe und Referent der Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e. V.) am Dienstag, 12. September, um 19.30 Uhr, in der kath. Kirche St. Marien.
- Vortrag zum Thema „Jüdisches Leben in Deutschland heute“ (Fred Kupermann, Vorsitzender der Jüdischen Studierendenunion Köln & Herr Thomas Frings, Referent Fachbereich Dialog der Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen im Erzbistum Köln) am Donnerstag, 28. September, um 19:30 Uhr, in St. Marien.
>>>Extra für Schulklassen
Für Schulklassen können Termine auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten des Deutschen Schloss- und Beschlägemuseums (dienstags bis sonntags, jeweils von 10 bis 18 Uhr) vereinbart werden.
Ansprechpartner zur Terminkoordination ist der Sprecher des Velberter Bündnisses „Aktiv gegen Antisemitismus“, Gisbert Punsmann:gp@aktiv-gegen-antisemitismus.net.