Langenberg. Die Organistin Hiroko Takahashi ist zu Besuch in Langenberg und startet hier ihre Deutschland-Tour. Das Publikum erwarten einige Überraschungen.
„Die Gebäude sind so schön. Und die Straße, ganz natürlich, aus Stein. Es ist wirklich schön hier.“ Hiroko Takahashi sitzt entspannt in Cocos Café und Bistro, direkt neben der Alten Kirche. Die japanische Organistin ist zu Besuch in Langenberg und wird auch am Mittwoch ein Konzert geben. Zeit genug also, sich vorher in der historischen Altstadt einmal umzuschauen.
Dass sie ausgerechnet in Langenberg auftritt, liegt an Mitsu Ikenoya. Der ist seit Herbst 2023 Kirchenmusiker der evangelischen Gemeinde Langenberg und die beiden kennen sich noch aus dem Studium in Hamburg. „Das ist 20 Jahre her“, sagt die Organistin, die auch nach so langer Zeit immer noch ein bisschen Deutsch spricht.
Frühere Anfragen abgelehnt
Jedenfalls gibt Mitsu Ikenoya regelmäßig Konzerte in der Alten Kirche, „mal alleine, mal mit anderen zusammen“. Als er hörte, dass seine ehemalige Kommilitonin nach Deutschland kommt, schlug er ein gemeinsames Konzert vor. Und so wird der Auftritt in der Alten Kirche der Auftakt zu einer kleinen Deutschland-Tour, die Hiroko Takahashi unter anderem auch nach Arnstadt und Sylt führen wird.
„Ich habe früher schon mehrere Anfragen bekommen, aber immer abgesagt“, erzählt die Absolventin der Kunst-Universität von Tokio. „Ich mag Langstreckenflüge einfach nicht mehr.“ Früher sei das anders gewesen. Nun aber habe sie die Entscheidung getroffen, doch nach Deutschland zu kommen, „und es ist schön, dass ich gleich mehrere Konzerte geben darf.“
Organistin sucht gerne unbekannte Werke
Und worauf darf sich das Langenberger Publikum freuen? Hiroko Takahashi holt ein wenig aus: „Ich habe ein Hobby“, beginnt sie zu erzählen. „Ich liebe es, neue oder noch unbekannte Werke zu finden.“ Das sei dank Internet inzwischen relativ unkompliziert. „Es gibt Seiten, da kann ich mir Noten zu Stücken suchen und dann ausdrucken.“
Früher, als das Internet noch nicht so populär gewesen war, sei das deutlich komplizierter gewesen. „Früher hat man als Musiker Noten bestellt, ohne zu wissen, welche Musik, welche Stücke da genau kommen werden.“ Oft habe sie dann den Brief geöffnet und sei enttäuscht gewesen. „Da waren leider viele unbrauchbare Sachen dabei.“
Aber wenn sie jetzt zu Hause sei und recherchiere, „dann finde ich immer wieder faszinierende Werke, die irgendwo vergraben sind“, erzählt sie. Jedes Programm erhalte dann ein Thema, „und ich baue die einzelnen Stücke auf, wie eine Geschichte.“ Das erfordere viel Konzentration, „aber ich habe viele Schätze entdeckt und es ist das größte Vergnügen, diese Stücke dann auch zu spielen.“ Sie hoffe, sagt die Organistin, „dass meine Auswahl auch dem Publikum gefällt.“
Programmheft mit Erläuterungen
Das hofft auch Mitsu Ikenoya. Er wird zum Konzert ein kleines Programmheft entwerfen und Hintergründe zu den einzelnen Komponisten und Stücken liefern. Denn die ausgewählten Werke „sind fast alle modern“, erläutert er. Und Hiroko Takahashi ergänzt: „Auf dem nächsten Konzert in Arnstadt spiele ich nur Bach, deswegen finde ich diese Abwechslung auch sehr gut.“
Die Atmosphäre in der Alten Kirche werde sicherlich dazu beitragen, dass das Konzert ein besonderes Erlebnis wird, ist sich die Organistin sicher: „Die Akustik ist toll. Und die große Kanzel und die alten Holzbänke schaffen ein wunderschönes Ambiente.“ Das helfe ihr sicherlich, fügt sie an, „mich noch besser auf mein Spiel einzulassen“.
Das Konzert in der Alten Kirche an der Hauptstraße beginnt am Mittwoch, 17. Juli, um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, „wir bitten aber um eine Spende“, sagt Mitsu Ikenoya. Und wer mag, kann im Anschluss auch eine CD kaufen: Hiroko Takahashi hat einige Werke von Charles Tournemire („dem besten Schüler von César Franck“) aufgenommen. „Das ist für uns beide etwas Besonderes“, erläutert der Langenberger Kirchenmusiker Mitsu Ikenoya, „denn in Japan ist es strenger: Dort darf in der Kirche in der Regel nichts verkauft werden.“
Hiroko Takahashi
Die japanische Organistin hat in Tokio und Hamburg studiert. In Tokio erhielt sie bereits den Ataka-Preis, dank eines Stipendiums der Meiji Yasuda Kulturstiftung durfte sie dann in Deutschland weiterstudieren und legte an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg ihr Konzertexamen ab.
In der Folge erhielt Hiroko Takahashi weitere Preise, unter anderem 1999 den ersten Preis des Internationalen Niedersächsischen Organisten-Wettbewerbs und 2000 den NDR Musikpreis beim Internationalen Orgel-Wettbewerb. Derzeit ist sie Organistin im Shinjuku Bunka Center an der Meiji Gakuin Universität und in der St. Lukas-Kapelle.