Langenberg. In Velbert-Langenberg feierte die Evangelische Gemeinde den Crosspoint – einen jungen Gottesdienst. Mit dabei war auch der neue Kirchenmusiker.
„Das macht der Neue ganz großartig“, Iris Tritsch war sehr angetan von der „sehr stimmungsvollen“ Atmosphäre in der Windrather Kapelle. Dort hatte der „Neue“, Martin Stürtzer, am Sonntag bereits seinen zweiten Einsatz als neuer Kirchenmusiker der Evangelischen Kirchengemeinde Langenberg, nachdem er am Morgen sein Debüt in der Alten Kirche gegeben hatte.
Zusammen mit Jugendreferentin Wiebke Leben, Pfarrer Volker Basse und Vikar Jan Philipp Veldman, der seit Oktober in der Gemeinde arbeitet, hatte Stürtzer einen interessanten jungen Gottesdienst – den so genannten Crosspoint – mitgestaltet.
Die Geschichte von Ebenezer Scrooge
Weit übers Windrather Tal waren die Glocken zu hören. In der Dunkelheit des früh beginnenden Abends erleuchteten Kerzen die kleine Kirche, in der sich fast 70 Menschen zum Crosspoint eingefunden hatten. Während der Wind an dem alten, im 8. oder 9. Jahrhundert erbauten Mauerwerk, zerrte und der Regen gegen die Fenster schlug, schufen die Akteure im Inneren ein anderes, düsteres Bild: vom Geldverleiher Ebenezer Scrooge, den drei Geister zu Weihnachten besuchen.
Wiebke Leben las die Weihnachtsgeschichte nach Charles Dickens, während Martin Stürtzer ein spannendes Klangerlebnis beisteuerte: Töne und Geräusche erklangen vom Band, es schien fast, als kehre man zurück in ein mittelalterliches, städtisches Leben. Eine Klaviermelodie legte sich über die Geräusche, wurde leiser und es erklangen Glocken. Dem geizigen alten Mann erschient der erste Geist.
Geräuschkulisse einer Stadt und Regen
Mit lobpreisendem Gesang und Orgelmusik im Hintergrund ging es zum zweiten Geist, eine Harfe kündigte den Geist der diesjährigen Weihnacht an, wieder ertönten Glocken und Klaviermusik, immer drangen die Geräusche einer Stadt und Regen im Hintergrund durch. Manchmal war es tatsächlich nicht zu unterscheiden, ob die Geräusche nicht doch von draußen stammten.
Normalerweise findet der Crosspoint im Dezember bereits am dritten Advent statt, dieses Mal sollte unbedingt auch der neue Kirchenmusiker dabei sein, der erst am Morgen, zusammen mit dem Kirchenchor, seine Einführung gefeiert hatte.
Die Sänger und Sängerinnen des Kirchenchors haben ihren neuen Chorleiter bereits ins Herz geschlossen. „Für uns ist er eine große Bereicherung. Er bringt Frische und Lust an Neuem in den Chor, wir haben Spaß“, freut sich Marlis Hinz.
Kerzen anzünden für geliebte Menschen
In der Windrather Kapelle duftete es nach – heißem – Apfelsaft, den die Veranstalter im Anschluss an die Besucher des Gottesdienstes ausgaben. Zuvor wurden aber noch von jedem, der wollte, Kerzen angezündet für etwas oder für jemanden – ganz in der Tradition des Crosspoints. Volker Basse freute sich sehr, dass gerade bei dem unwirtlichen Wetter so viele Menschen auf den Hügel oberhalb des Tals gefunden hatten.
Der neue Kirchenmusiker
Seit dem 1. Dezember arbeitet Martin Stürtzer für die Evangelische Kirchengemeinde Langenberg. Der 36-Jährige wohnt ihn Wuppertal-Elberfeld und studiert in Köln.
Nach einigen Berufsjahren als Musik-, Mathe- und Religionslehrer beschloss er vor vier Jahren Kirchenmusik zu studieren. Auch wenn die Orgelmusik seine Motivation zum Kirchenmusikstudium gab, hat er eine Leidenschaft für elektronische Musik und Musik am Computer.
Martin Stürtzer ist Veranstalter einer Konzertreihe für improvisierte und experimentelle Musik in Wuppertal. Darüber hinaus arbeitet er gerne mit Kindern und Jugendlichen, spielt Technomusik – man findet vieles unter seinem Namen auf YouTube – und ist leidenschaftlicher Radfahrer.
Der junge Gottesdienst war ein Erlebnis für alle, nicht nur für die Jugendlichen. Iris Tritsch etwa gefiel es, dass es genug Raum für eigene Gebete, Fürbitten und Gedanken gegeben hatte. Dirk Erdmann besucht seit sechs Jahren zusammen mit Tochter Verena den Crosspoint: „Es war etwas Besonderes. Auch weil so viele Leute da waren“. Er habe das Gefühl, dass gerade ein Ruck durch die Gemeinde ginge. „Und auch ein wenig Hoffnung, dass gerade auch in die Jugend Bewegung kommt.“
Tochter Verena ist seit ihrer Konfizeit 2013 ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendarbeit tätig: „Ich fand es heute sehr, sehr schön, vor allem die Musik. Sie war rundum stimmig und passte zu der Geschichte.“