Velbert. Drei Wochen lang war das Parkhotel „Team Base Camp“ für Georgien. Eine spannende, aufregende und auch emotionale Zeit für alle Mitarbeitenden.

Ordentlich werden die Seiten des Rasens getrimmt, in der Lobby wartet eine Frau auf ihren Check-in. Freundlich lächeln die Empfangsmitarbeiter. Es ist fast alles wie immer im Velberter Best Western Plus Parkhotel.

Aber nur fast: Drei Wochen lang war das Velberter Hotel das „Team Base Camp“ für die georgische Nationalmannschaft und ein kleiner Hauch von unvergesslicher Fußballgeschichte verzaubert immer noch das Haus. Die Sichtschutzzäune sind abgebaut, auch die Sportgeräte, die im Restaurant des Parkhotels standen, sind abgeholt worden, die Coca-Cola-Kühlschränke, die der Hauptsponsor der EM im Hotel aufgestellt hatte, werden gerade abtransportiert.

Velberter Parkhotel war Team Base Camp für das Nationalteam von Georgien

Besonders für die Mitarbeitenden aber wieder ungewohnt: „Der bunte Mannschaftsbus steht nicht mehr vor der Tür und es sind auch keine Security-Mitarbeiter mehr da.“

Das Parkhotel in Velbert war Quartier der Georgischen Fußballnationalmannschaft.
Das Parkhotel in Velbert war Quartier der Georgischen Fußballnationalmannschaft. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Stephanie Singelmann, Operation Managerin des Hotels, lächelt: „Wir hatten eine tolle Zeit mit der Mannschaft, das hätte ich gerne noch eine Woche länger gemacht.“ Als die Georgier vor drei Wochen ankamen, war das gesamte Hotel samt Personal gut vorbereitet, „auch wenn wir selbst so etwas ja auch das erste Mal gemacht haben“. Immerhin war das komplette Hotel für die gesamte Zeit der EM-Teilnahme von Georgien ausschließlich für das Team reserviert. Doch die Chefin des Hauses betont: „Sie waren sehr bescheiden.“ Dann kommt sie ein wenig ins Schwärmen: „Die Georgier sind so nette und freundliche Menschen, das hat einfach sehr viel Freude gemacht.“ Ganz gleich, ob Spieler, Trainer oder Koch. „Es waren ja lediglich 25 Spieler, die restlichen Zimmer waren von der Delegation belegt.“

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Sandro Altunaschwili verabschiedet sich nach der Niederlage im Achtelfinale gegen Spanien von den Fans.
Sandro Altunaschwili verabschiedet sich nach der Niederlage im Achtelfinale gegen Spanien von den Fans. © dpa | Marius Becker

Wenngleich der Arbeitsalltag für das gesamte Personal auf einmal völlig umgekrempelt wurde, war es für alle Mitarbeiter spannend und jeder war euphorisch mit dabei. Und so wurde das Hotel-Team zu einem Teil der georgischen Mannschaft. „Es war einfach sehr familiär.“ Auf einmal checkte niemand mehr im Hotel ein oder aus. Dafür aber gab es ganz andere Dinge, auf die geachtet werden musste. „Für die Mannschaft gab es spezielle Ruhephasen, an die wir uns gehalten haben“ – und „auch mit den normalen Mahlzeiten kamen die Spieler nicht aus, da gab es schon einige mehr gewöhnlich und auch ganz andere Gerichte“.

In der Küche des Hotels verstärkte ein georgischer Koch, den die Mannschaft eingeflogen hatte, das Team und so gab es auch für die Hotel-Mitarbeiter landestypische Kost wie beispielsweise einen besonderen Eintopf.

Auch Wäschewaschen war eine der Aufgaben der Mitarbeiter

Kamen die Spieler vom Training zurück, wusch das Hotelteam ihre Trainingssachen. „Aufgaben, die wir sonst nicht haben“, sagt Stephanie Singelmann. „Klar bringen wir mal einen Anzug für einen Gast in die Reinigung, aber dass wir komplette Wäschen waschen, ist schon was Neues für uns gewesen.“ Auch, dass niemand im Hotel war, wenn die Mannschaft ihre Spiele hatte, war für das Hotelteam eine ganz neue Erfahrung. „Bevor die Mannschaft zu den Spielen fuhr, spürten wir deutlich im ganzen Haus eine besondere Anspannung und Konzentration“. Wenn die Spieler dann weg waren, „haben wir alle gemeinsam hier gesessen und beim Spiel ‚unserem‘ Team die Daumen gedrückt.“ Besonders groß war die Euphorie nach dem Sieg gegen Portugal. Um ein Uhr nachts empfingen die Mitarbeiter die Mannschaft, die ins Hotel zurückkehrte.

Drei Wochen lang war das Velberter Parkhotel „Team Base Camp“ für das Nationalteam aus Georgien: Managerin Stephanie Singelmann kann nur Gutes berichten.
Drei Wochen lang war das Velberter Parkhotel „Team Base Camp“ für das Nationalteam aus Georgien: Managerin Stephanie Singelmann kann nur Gutes berichten. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Auch neu waren die Fans, die auf einmal vor dem Parkhotel der georgischen Mannschaft zujubelten. „Es wurden von Spiel zu Spiel immer mehr, man hat gemerkt, dass die Sympathien immer größer wurden.“ Natürlich sind auch den Mitarbeitern ihre ganz besonderen Gäste von Tag zu Tag mehr ans Herz gewachsen. „Beim Abschied stand die gesamte Straße voll mit Fans, die den Spielern zugejubelt haben.“ Und nicht nur das: „Bereits bevor die Mannschaft einzog, haben wir im Hotel Fanpost aus der ganzen Welt bekommen.“

Georgier sind auch beim Hotel-Team „Sieger der Herzen“

Die Anzahl der Briefe und Mails ans Hotel nahm zu, insbesondere nach dem Sieg gegen Portugal. „Da hat ja kaum einer mit gerechnet.“ Ein bisschen wehmütig hat das Hotel-Team dann die Georgier verabschiedet. Nach der Niederlage im Spiel gegen Spanien wollte die Mannschaft schnell nach Hause, Sieger der Herzen sind sie auf jeden Fall nicht nur in ihrer Heimat, sondern auch bei der Mannschaft des Parkhotels. Am Montagabend konnten die Georgier noch einen Flug ab Köln chartern und sich dann gebührend in der Heimat für ihre grandiose Leistung bei der allerersten EM-Teilnahme feiern lassen.

Als Dankeschön für das Parkhotel gab es einen EM-Ball und ein Trikot mit Unterschriften aller Spieler. Beides wird im Foyer einen würdigen Platz erhalten. Angebracht hingegen ist schon die Plakette, die das Velberter Hotel als „Team Base Camp“ auszeichnet.

Seit dem Einzug des georgischen Fußballteams hängt diese Plakette im Velberter Parkhotel.
Seit dem Einzug des georgischen Fußballteams hängt diese Plakette im Velberter Parkhotel. © Isabel Nosbers | Isabel Nosbers