Velbert. Velbert plant drei neue Flüchtlingsheime: Bürger diskutieren Standorte und nennen Sorgen. Diese drei Grundstücke werden favorisiert.
Das Thema „Geplanter Neubau von drei Übergangsheimen“ beschäftigt die Velberter Bürger. Und so war am Montagabend auch der Theatersaal des Forums gut gefüllt, die Stadtverwaltung hatte zu einer Bürgerinformationsveranstaltung zu obigem Thema eingeladen. Acht mögliche Standorte wurden vorgestellt, die Verwaltung ließ Präferenzen erkennen, die endgültige Entscheidung fällt der Rat auf seiner nächsten Sitzung am 25. Juni.
Velberter diskutierten ruhig und sachlich
Obwohl die Pläne gerade bei den möglichen Anliegern der vorgesehenen Grundstücke viel Emotionen wecken, blieb die Versammlung ruhig und einigermaßen sachlich. Das Ordnungsamt war mit Einsatzkräften vertreten.
„Im Mai 2025 sind alle Plätze belegt“
Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Dirk Lukrafka stellte der Beigeordnete Jörg Ostermann die Pläne der Verwaltung vor und schilderte auch die Notlage, in der sich die Stadt Velbert ab etwa Mitte nächsten Jahres befindet. Denn aktuell gibt es in Velbert noch 164 freie Plätze, doch bis Jahresende wird mit der Zuweisung von mehr als 200 Flüchtlingen und Asylbewerbern gerechnet. Ab etwa Oktober wird die Halle Waldschlösschen bezogen werden müssen, die dann im März 2025 voll belegt sein dürfte. Im zweiten Quartal 2025 kann dann auch die Unterkunft an der Heeger Straße bezogen werden. Ab etwa Mai gibt es dann aber dennoch keine freien Plätze mehr.
Denn die Stadt rechnet damit, dass Velbert pro Jahr etwa 330 Flüchtlinge zugewiesen bekommt. Wenn dann die Halle Waldschlösschen wegfällt (Schulbetrieb wird aufgenommen) und in den Hallen Fontanestraße wieder Sport getrieben werden soll, fehlen nach den Berechnungen der Stadtverwaltung im Dezember 2025 Plätze für rund 510 Personen.
Dieses Unterbringungsproblem lässt sich nach Ansicht der Stadtverwaltung nur durch die Errichtung von drei Großunterkünften für je rund 200 Personen – zwei mit Container und einer festen – lösen. Der Wohnungsmarkt in Velbert sei auch durch ukrainische Flüchtlinge und Zuwanderer aus Osteuropa leergefegt. „Uns wäre es auch viel lieber, wenn wir das Unterbringungsproblem anders lösen könnten“, so Lukrafka zu den Bürgern.
Diese Grundstücke kommen infrage
Ostermann stellte die infrage kommenden Grundstücke vor: Lindenkamp (nach Abriss des alten Baudezernates), Schule Deller Straße (nach Abriss), Industriestraße 35-47, Jupiterstraße (Parkplätze altes Stadion), Langenberger Straße/Heimstättenweg, Nedderstraße (alte Polizei und VHS nach Abriss); Uferstraße und Werdener Straße (Am Nordfriedhof).
Die Verwaltung erklärte, dass die Standorte offen seien, gleichwohl, so Lukrafka habe die Verwaltung Präferenzen, nämlich Industrie- und Uferstraße als vorübergehende Container-Standorte und das Grundstück an der Langenberger Straße für den Bau einer festen Unterkunft. Die Grundstücke sind erschlossen und frei.
Bürger fürchten Überforderung der Stadtteile
Viele der anwesenden Bürger fürchteten eine Überforderung ihre Stadtteile durch die großen Unterkünfte, die zudem die Integration der Menschen nahezu unmöglich machten. So würden bei Fertigstellung der beiden neuen Asyl-Unterkünfte plus vorhandene Unterkunft in der Stahlstraße im Gebiet Velbert-Ost 480 Flüchtlinge leben bei einer Gesamtbevölkerung von 2200 Menschen. Ähnlich argumentierte ein Langenberger. In Bonsfeld gäbe es 2000 Einwohner und dann bald 200 Flüchtlinge. Überhaupt wurde beklagt, dass in Velbert-Mitte derzeit rund 70 Prozent der Flüchtlinge untergebracht seien. Das liege an den zur Verfügung stehenden Grundstücken, die es in Neviges und Langenberg eben nicht gebe, erläuterte Lukrafka.
Bedenken gegen große Einrichtungen
Weitere Bürger fürchteten um die Sicherheit im Stadtteil, wenn solche großen Einrichtungen gebaut würden. Es sei erwiesen, dass es dort mehr Gewalttaten geben. „Die Sorgen verstehe ich und kann sie Ihnen auch nicht nehmen“, erklärte der Bürgermeister. Aber man habe ja in Velbert Erfahrung mit einer größeren Einrichtung - der Talstraße. „Hier hat es im letzten halben Jahr gerade mal drei Polizeieinsätze gegeben. Einmal häusliche Gewalt und zweimal wegen einer Abschiebung“, erklärte Jörg Ostermann. Dort seien Sicherheitskräfte, Sozialarbeiter und Hausmeister vor Ort, die für ein ruhiges Miteinander sorgten.
Dies sei auch der Grund, warum man nicht kleinere Einrichtungen errichte. Zum einen seien die Baukosten höher, zum anderen müsse man dann viel mehr Personal vorhalten als in den größeren Einrichtungen, die ein Bürger als „Aufbewahrungsboxen“ bezeichnete.
Bürger sollen freie Wohnungen und Grundstücke melden
Warum man nicht leer stehende Häuser nutze, warum nicht das ehemalige Seniorenheim am Wordenbecker Weg? Dort habe man mit den Konkursverwaltern vor der endgültigen Schließung des Heimes gesprochen. Die Preisvorstellungen seien indiskutabel gewesen.
Ostermann und Lukrafka forderten zum Ende die Bürger auf, sich zu melden, wenn ihnen noch geeignete Grundstücke einfallen oder auch wo es Leerstände in Wohnhäusern gebe.