Velbert/Westerstede. Nina Kreggenwinkel ist Berufssoldatin. Sie hilft aber nicht nur Kameraden, sondern ist auch mit dem zivilen Rettungshubschrauber unterwegs.

Sie war schon immer ein naturwissenschaftlicher Mensch. Doch nun ist Nina Kreggenwinkel nicht nur Ärztin, sondern auch Berufssoldatin.

35-jährige Velberterin entscheidet sich für ein Leben als Soldatin

„Ich sage immer, Mama, da hast du mich drauf gebracht“, sagt die heute 35-Jährige lachend. „Aber meine Mama sagt immer ‚nee, nee, das warst du ganz allein.“ Nach dem Abitur geht Nina Kreggenwinkel, die in Langenberg aufgewachsen ist, zur Wehrberatung. „Da war ein alter Stabsfeldwebel, der hat mich ordentlich vor die Wand laufen lassen“, erinnert sie sich. „Medizin kannst du auch in zivil studieren“, entgegnet er dem damals 19-jährigen Mädchen. „Doch er war offenbar beeindruckt über meinen Willen und öffnete mir dann schließlich Tür und Tor.“

Nach einem zweitägigen Auswahlverfahren, bei denen die Betten der Teilnehmerzimmer schnell leerer wurden, musste Nina Kreggenwinkel bei der Bekanntgabe bis zum Schluss warten und erhielt schließlich die Zusage. „Plan B wäre Kriminalbiologie gewesen.“ Ob das geklappt hätte? „Keine Ahnung, ich bin zum Test niemals angetreten, nachdem ich die Zusage bei der Bundeswehr hatte“.

Hier näht Nina Kreggenwinkel eine Schnittverletzung an einem Finger ihres Patienten.
Hier näht Nina Kreggenwinkel eine Schnittverletzung an einem Finger ihres Patienten. © Kreggenwinkel | Kreggenwinkel

Im Juni 2008 beginnt Nina Kreggenwinkel schließlich die gleiche Grundausbildung, wie alle Wehrdienstleistenden, verpflichtet sich als 19-Jährige für die nächsten 17 Jahre bei der Bundeswehr. „Als junger Mensch macht man sich da gar keine Gedanken drüber, dass das eine lange Zeit ist.“ Und so beginnt Nina Kreggenwinkel im Herbst 2008 als Zeitsoldatin ihr Medizinstudium in Düsseldorf. „Als Soldat hat man natürlich den Vorteil, dass man ein Gehalt bekommt und nicht noch nebenbei jobben muss, um die Miete für die Studentenwohnung zusammenzubekommen“, sagt die Bundeswehrärztin. „Aber dafür hatten wir auch die Vorgabe, dass wir in der Regelstudienzeit fertig sein müssen.“ Und nicht nur das. In den Semesterferien mussten alle studierenden Soldaten auch ihre Märsche und Wehrübungen ableisten.

Bundeswehrärztin Nina Kreggenwinkel war schon in mehreren Auslandseinsätzen.
Bundeswehrärztin Nina Kreggenwinkel war schon in mehreren Auslandseinsätzen. © Kreggenwinkel | Kreggenwinkel

Erster Auslandseinsatz von Velberterin in der Mongolei

Nach dem Studium ging es für sie ins Bundeswehrkrankenhaus nach Westerstede. Für zwei Jahre war sie als Assistenzärztin in der Anästhesie tätig. Den ersten Auslandseinsatz hatte sie in der Mongolei, ein Jahr später ging es für fünf Monate in den Irak und vor drei Jahren für drei Monate in den Niger. „In der Mongolei war ich als Truppen- und Notärztin für 48 Panzergrenadiere einsetzt“, erzählt die 35-Jährige. Angst, dass ihr bei den Einsätzen etwas passiert, hat sie nie. „Ich glaube, Angst ist einfach ein schlechter Begleiter“, findet die Berufssoldatin.

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Dennoch „ist man sich im Einsatz einfach näher. Egal ob es ein deutscher oder ein amerikanischer Soldat ist“, die Arbeit in Einsatzgebieten „verändert einen schon ein bisschen.“ Dabei redet sie gar nicht von den Verletzungen, denn „in der Medizin sehen wir generell viel Leid und schwere Verletzungen, damit lernt man umzugehen.“

Weihnachten im Einsatz. Auch das gehört zum Leben von Nina Kreggenwinkel dazu.
Weihnachten im Einsatz. Auch das gehört zum Leben von Nina Kreggenwinkel dazu. © Kreggenwinkel | Kreggenwinkel

Bei ihrer Arbeit grenzt sie das Leid durch Kriegsverletzungen klar ab. „Wir sind im Einsatz, um die Demokratie zu schützen und wir sind nicht da, weil wir den Krieg wollen“. Was sie berührt, sind die Menschen. „Wir haben im Irak Peschmerger ausgebildet und da täglich Veteranen aus dem Krieg getroffen“, ein 60-jähriger Mann „war übersät mit Narben und sagte, er habe noch acht Kugeln im Körper“. Doch auch er wollte ausgebildet werden. „Das macht einem bewusst, wie stark die Verbindung mit dem eigenen Land ist.“

Serie: Besonders berufen

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Und manchmal sind es die Kleinigkeiten, die Nina Kreggenwinkel nicht loslassen. Wenn die Post in unserem Camp im Einsatz verteilt wird: „Stehen selbst die Größten und Stärksten in der Schlange“ und freuen sich über Grüße von daheim. So empfiehlt sie: „Jeder, der einen Soldaten kennt, sollte ihm unbedingt mal eine Karte, einen Brief oder ein Päckchen in den Einsatz schicken.“ Das ist etwas ganz anderes als eine whatsapp, „die mal eben schnell geschrieben ist.“

Die gebürtige Langenbergerin Nina Kreggenwinkel hat sich für ein Leben als Berufssoldatin entschieden.
Die gebürtige Langenbergerin Nina Kreggenwinkel hat sich für ein Leben als Berufssoldatin entschieden. © Kreggenwinkel | Kreggenwinkel

Derzeit ist die Ärztin wieder daheim – das ist mittlerweile Westerstede in Niedersachsen und arbeitet im Bundeswehrkrankenhaus als Notärztin und Fachärztin für Anästhesie. Derzeit wird die Ärzin zudem ausgebildet, auch mit dem Rettungshubschrauber des ADAC, Christoph 28, im Einsatz zu sein. Hier hat die Bundeswehr eine Kooperation mit dem Rettungsdienst des ADAC abgeschlossen. Auch hat Nina Kreggenwinkel sich mittlerweile dauerhaft verpflichten lassen, als Berufssoldatin bis zu ihrer Pension im Jahr 2051.

Nina Kreggenwinkel hat sich bei der Bundeswehr dauerhaft verpflichtet

Bereut hat sie ihren Weg nie, aber sie weiß, „man muss teamfähig sein und seine Bedürfnisse hinten anstellen können“. Auch ist ein beruflicher Werdegang bei der Bundeswehr nicht immer leicht: „Manchmal muss man seinen Kopf überlisten. Denn wenn man denkt, man kann nicht mehr, geht da in Wirklichkeit noch viel mehr.“ Viel Durchhaltevermögen und auch Entbehrungen braucht es, um den Weg gehen zu können.

Nina Kreggenwinkel ist zufrieden, lebt mit ihrem Partner, den sie einst beim Dienst kennenlernte und der nun Bundespolizist ist, samt Renterdiensthund Oscar zusammen. Ihre Familie ist stolz auf sie. „Sie haben mich immer unterstützt und bei der Vereidigung hatte mein Papa damals sogar eine Fliege im Auge“, sagt sie scherzend. Für die Zukunft wünscht sie sich, „dass sich unser Gesundheitssystem wandelt und der Patient und nicht die Gewinne im Vordergrund stehen.