Velbert. Jessi Ressel ist gerne Frau, arbeitet aber gern in einem „Männer-Beruf“. Weshalb sie sich dafür entschieden hat und was sie an ihrem Job liebt.
Laut brummt der Motor des orangen LKW. Jessi Ressel stellt den Motor ab, legt die Steuerung für den Kran beiseite und steigt leichtfüßig aus der Fahrzeugkabine. In der Grünflächenabteilung der Technischen Betriebe Velbert ist sie die Frau hinterm Steuer.
Denn außer ihr darf die Fahrzeuge niemand aus ihrem Team bedienen. Jessi Ressel, die gelernte Schlosserin ist, hat alle Führerscheine, die sie für das Bedienen der Maschinen benötigt. Einen LKW-Führerschein, einen Kranführerschein und auch einen für die Motorsäge und den Gabelstapler.
Als Frau in einer Männerdomäne arbeiten, stört Jessi Ressel nicht
Dass sie die einzige Frau im Team ist, die die Maschinen und den LKW bedienen darf, stört sie nicht. Denn schon immer hat sich die 31-Jährige in handwerklichen Berufen wesentlich wohler gefühlt. „Wir hatten in der Schule als Fach nicht nur Hauswirtschaft, sondern auch Technik“, erinnert sie sich zurück. „Mir hat es total viel Spaß gemacht, etwas aus Holz herzustellen, etwas mit meinen Händen zu machen“. Auch konnte sie sich noch nie vorstellen, „den ganzen Tag im Büro zu sitzen.“ So schließt sie die Ausbildung als Schlosserin ab und arbeitet bei den Wuppertaler Stadtwerken bei der Wasserversorgung.
Als die Stadtwerke Personal einsparen müssen, wird Jessi Ressel anderweitig eingesetzt. „Stell Dich drauf ein, dass Du auch mal Mähen musst“, wurde ihr gesagt und so „rutschte ich in den Gartenbereich“. Nachdem sie dann kurzzeitig in ein privates Unternehmen wechselte, bewarb sie sich auf eine Stelle, die bei den Technischen Betrieben Velbert ausgeschrieben war.
Ungelernt und dennoch Fachfrau: Jessi Ressel hat viele Führerscheine
2017 wurde sie, „quasi als Ungelernte“ angestellt. „In den elf Jahren habe ich mir vieles angeeignet“, unter anderem eben die zahlreichen Führerscheine für Geräte und Fahrzeuge. Von Neubepflanzung über Pflanzenpflege, Bäume fällen oder so wie heute, gemeinsam mit ihren Kollegen den Sand auf dem Wasserspielplatz im Herminghauspark auszutauschen. Die Arbeiten sind vielfältig, „jeder Tag ist eine Überraschungskiste“, sagt Jessi Ressel schmunzelnd.
Sie liebt ihren Job, „immer draußen zu sein, egal ob die Sonne scheint, es heiß ist oder regnet“. Drei Pflegekolonnen sind in Velbert im Einsatz, eine in Birth, eine für Langenberg und Neviges und ihre Truppe, die in Mitte im Einsatz ist. Die Mitarbeiter kennen sich und „auch die Stärken und Schwächen des Anderen“. Das ist wichtig, denn nur so können sie Hand in Hand miteinander arbeiten.
Eine Sonderbehandlung gibt es für die Frau im Team, die zudem auch die jüngste und die kleinste der Truppe ist, nicht. „Ich mache die gleiche Arbeit wie meine Kollegen. Aber wenn ich eine hohe Hecke schneide, ist es nicht verkehrt, bei manchen Arbeiten einen größeren Kollegen bei sich zu haben.“ Sie findet: „Ich bin eine ganz normale Frau und mache nichts Besonderes. Aber ich bin eben eine Frau mit einem besonderen Beruf.“
Als Frau im Männerberuf zeigen, was man drauf hat
Bevor- oder benachteiligt fühlt sich Jessi Ressel bei ihrer Arbeit nicht, aber „ich habe ja schon einige Jahre hinter mir und als Frau muss man sich einfach durchsetzen“, erklärt sie. „Man darf da keine kleine Maus sein und muss zeigen, dass man etwas drauf hat.“ Das tut sie, jeden Tag und kann sich mittlerweile auch gar nicht mehr vorstellen, in ihren Job als Schlosserin zurückzukehren. „Ich bin sehr naturverbunden und dankbar, dass ich draußen arbeiten darf, ich könnte mir gar nicht mehr vorstellen, den ganzen Tag in der Werkstatt zu verbringen.“
Serie: Besonders berufen
Haben Sie auch ein Alleinstellungsmerkmal in Ihrem Beruf? Sind Sie vielleicht Quer- oder Späteinsteiger oder aber eine Frau in einem Männerberuf oder umgekehrt? Sind Sie an Ihrem Arbeitsplatz aus anderen Gründen etwas ganz Besonderes oder kennen Sie jemanden, der in seinem Beruf eine Seltenheit ist ?
Dann melden Sie sich gerne unter redaktion.velbert@waz.de oder rufen Sie uns an unter der Rufnummer 0205149531 und wir stellen Ihre Geschichte auch gerne vor.
Dass ihr Job so abwechslungsreich ist, gefällt der jungen Frau sehr. Doch es gibt eine Aufgabe, die weder sie noch ihre Kollegen gerne macht. „Wenn wir Beete pflegen müssen, in denen etliche Hundehaufen sind, die die Menschen nicht weggemacht haben“, gesteht sie. „Auch für Kollegen, die Wiesen mähen“, sind nicht wegerräumte Hundehaufen eine wirklich eklige Angelegenheit. „Durch den Freischneider werden die Haufen dann aufgewirbelt“. Teilweise sind die Mitarbeiter dann so verschmutzt, dass sie sich erst einmal reinigen und umziehen müssen, damit sie ihren Dienst fortsetzen können. „Deswegen haben wir auch immer Desinfektionsmittel im Auto“.
Ihre Freizeit verbringt Jessi Ressel ebenfalls gerne in der Natur, ist am liebsten mit ihrem Motorrad, einer BMW R1250 GS, unterwegs, Mit Freunden fährt sie gemeinsam Touren und „ich möchte gerne auf dem Motorrad reisen und die Welt entdecken.“