Velbert. Immer weniger Schüler entscheiden sich nach Schulabschluss, eine Laufbahn bei der Bundeswehr einzuschlagen. Die WAZ hat drei Velberter Abiturienten gefragt, warum sie dennoch diesen Weg einschlagen möchten.

Ein Abiturjahrgang, bestehend aus 82 Schülerinnen und Schülern, davon ungefähr die Hälfte männlich – und gerade mal drei gehen zur Bundeswehr. Was früher Pflicht war, ist heutzutage echte Ausnahme. Lieber fangen Abiturienten nach der Schule an zu studieren, beginnen eine Ausbildung, machen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder gehen ins Ausland. Was hat die drei Abiturienten des Geschwister-Scholl-Gymnasiums also dazu bewogen, zur Bundeswehr zu gehen?

René Geci wird am 1. Oktober in die dreimonatige Grundausbildung starten. Danach geht es für acht Monate zu den Gebirgsjägern nach Bad Reichenhall. Der 18- Jährige entschied sich für den freiwilligen Wehrdienst, da er nach dem Abi nicht direkt studieren wollte.

Alternative zum FSJ

Ein Freiwilliges Soziales Jahr war aber auch keine Option. „Ich kenne viele Leute, die ein FSJ gemacht haben. Und das, was sie erzählen, ist aus meiner Perspektive nicht der Knaller.“ Auf der Suche nach Alternativen wurde er vor einem Jahr auf eine PR-Kampagne der Bundeswehr aufmerksam. „Erst habe ich noch überlegt, aber nach und nach hat sich die Idee dann gefestigt“, berichtet er. Dazu beigetragen habe auch der Informationsnachmittag des Karrierecenters der Bundeswehr in Essen. Länger als elf Monate wolle René Geci aber nicht bleiben. „Ich kann nicht auf Auslandseinsätze geschickt werden und muss mich nicht verpflichten“. Auch ein Studium bei der Bundeswehr sei kein Anreiz – hier geht nur Medizin und Jura.

Bei Maximilian Ziprian sieht das anders aus. Auch er wird ab Oktober elf Monate den freiwilligen Wehrdienst leisten. Für ihn steht fest, dass er danach bei der Bundeswehr bleiben möchte. „Ich hoffe, ich bestehe das Auswahlverfahren. Dann kann ich die Offizierslaufbahn einschlagen“, sagt er. Mögliche Auslandseinsätze wären kein Problem. „Das ist in diesem Fall meine Pflicht, zu der ich stehen muss.“ Die Entscheidung für den freiwilligen Wehrdienst ist dem 19- Jährigen leicht gefallen, da die Welt der Uniformen und der Ordnung ihn schon immer begeistert habe. „Außerdem hat man eine Option, die man sonst nicht geboten bekommt. Das Studium wird bezahlt und der Arbeitsplatz ist wohl sicher“, erklärt er.

Erfahrungen bei der Bundeswehr hat Marc Obermüller bereits gesammelt. Als Anwärter zum Personaloffizier mit dazugehörigem BWL- Studium verpflichtete er sich für 13 Jahre. Bereits am 1. Juli begann die Ausbildung. „Verwandte und Freunde haben mir immer gesagt, beim Bund hätte ich eine gute Zukunftsperspektive“, so der Abiturient. Schnell musste er allerdings feststellen, dass man sich nicht so frei entfalten konnte wie versprochen. „Unter freier Entfaltung versteht man dann die Wahl, drinnen oder draußen Unterricht zu machen.“ Auch die Entfernung zu Familie und Freunden sei härter gewesen als erwartet. Deshalb machte er von der Widerrufungserklärung Gebrauch und brach die Ausbildung ab. Er erzählt: „Jetzt werde ich zum Wintersemester anfangen, Wirtschaftsmathematik in Wuppertal zu studieren.“ Das Kapital olivgrün ist für ihn auf jeden Fall abgeschlossen.