Neviges. Der Bürgerbusverein Neviges-Tönisheide in Velbert fährt mit einem neuen Kleinbus. Und der hat, so sagen die Fahrgäste begeistert, viele Vorteile.

Das Ehepaar Klimmeck hat sein Urteil ganz schnell gefällt: „Prima ist das, viel einfacher für uns zum Einsteigen“, sagt Waltraud Klimmeck (87), parkt geschickt ihre Walking-Stöcke neben dem Sitz, mit denen sie sich einfach unterwegs sicherer fühlt. Ehemann Hugo (91) nimmt derweil vorne Platz, den „Hackenporsche“, fest im Griff. Heute geht’s mal nicht wie sonst auf den Wochenmarkt oder zum Arzt, sondern zum Supermarkt. Nicht nur die beiden sind ganz begeistert von dem neuen Niederflurbus des Bürgerbusvereins Neviges-Tönisheide: Wer an diesem Morgen einsteigt, ist hin und weg. Keine Stufen mehr, kein Klettern. Wobei, so beteuern alle einhellig, man sich ja bei Schwierigkeiten auch immer auf die Fahrerinnen und Fahrer verlassen könne.

Premiere für den Bürgerbusfahrer in Velbert-Neviges

Hochzufrieden mit dem neuen Bürgerbus sind auch Waltraut und Hugo Klimmeck. Vor allem für den niedrigen Ein- und Ausstieg gibt es von den Fahrgästen viel Lob.
Hochzufrieden mit dem neuen Bürgerbus sind auch Waltraut und Hugo Klimmeck. Vor allem für den niedrigen Ein- und Ausstieg gibt es von den Fahrgästen viel Lob. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Etwa auf Florian Rudolf, einer der insgesamt 30 ehrenamtlichen Fahrer. Der frühere Briefträger sitzt seit vier Jahren am Steuer des Bürgerbusses und ist eine wahre Frohnatur. Die vier Touren kennt er wie im Schlaf, weiß, wo es wegen der parkenden Autos in den engen Wohnstraßen eng werden könnte, wo man besonders vorsichtig um die Kurve fahren muss, kennt auch so manchen Stammgast. Aber heute, da ist auch für ihn einiges neu: Premiere im modernen Kleinbus, den die Wuppertaler Stadtwerke Anfang April an den Verein übergeben haben. „Aha, hier ist also der Rückwärtsgang, den hab ich schon mal, gleich geht’s los“ witzelt er vergnügt. Wohlwissend, dass seine Späße verstanden werden – nicht nur die Klimmecks fühlen sich bei ihm sicher wie in Abrahams Schoß.

Viel Lob für den neuen Bus

Die beiden sind am Agnes-Miegel-Weg eingestiegen, genau wie Karin Thurow, die pünktlich um 10 Uhr beim Arzt in Neviges sein muss. Sie weiß: Auf den Bürgerbus ist Verlass, ob Schnee, Eis oder 35 Grad im Schatten. Die kleine Straße am Wimmersberg gehört zu den Wohngebieten, in denen kein Linienbus verkehrt. Und wenn es den Bürgerbus nicht gebe? „Dann stünden wie hier ganz schön auf dem Schlauch“, bemerkt die rüstige 86-Jährige, ruft vergnügt nach vorn „An der Bunkertreppe steige ich aus“ – aber vorher lobt sie noch mal den bequemen Ein- und Ausstieg. „Man hat es ja doch manchmal am Knie.“

Alle Touren starten und enden am Dom-Parkplatz

Der Bürgerbus hält seit dem 1. April auch auf der Krumbeckstraße.
Der Bürgerbus hält seit dem 1. April auch auf der Krumbeckstraße. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Der Bürgerbus fährt langsam an der Haltestelle „Neviges Markt“ vorbei, kein neuer Fahrgast, also weiter zum Dom-Parkplatz, auf zur neuen Tour. Hier neben dem „Restaurant Parkhaus Seidl“ starten und enden alle Linien, als Nächstes steht um 9.30 Uhr die Linie 2 auf dem Fahrplan: Grob gesagt geht es zum Rosenhügel, auch hier fährt der Bus durch viele kleine Wohnstraßen, in denen Erfahrung und Augenmaß gefragt ist. Wendepunkt ist das Einkaufszentrum, eine beliebte Tour, heute für Florian Rudolf mit einer Premiere verbunden: „Da gibt’s seit dem 1. April drei neue Haltestellen: Krumbeckstraße, Auf der Höhe und Oberste Homberg. Einsteigen will hier niemand, dafür aber gleich zwei ältere Damen an den Haltepunkten „Zum Teller Hof“ und „Hügelstraße“.

Fahrten zum Arzt und zum Supermarkt

Flink setzt sich die 76-jährige Gaby Helbeck auf den Sitz, greift zum Anschnallgurt – und ist ganz erfreut: „Oh, geht ja viel leichter.“ Besser zu bedienende Anschnallgurte – auch das ein Vorteil des neuen Busses, in dem übrigens auch Rollstuhlfahrer mitfahren können. Für sie ist extra ein Platz vorgesehen, in einem solchen Fall müssen alle Fahrgäste jedoch eine kleine Verspätung in Kauf nehmen, erläutert Florian Rudolf: „Der Rollstuhl wird mit bestimmten Haltegurten fixiert, das ist nicht so ganz einfach und dauert.“

Wie dem auch sei – Gaby Helbeck jedenfalls ist ganz begeistert, wie mühelos sie sich jetzt anschnallen kann. Zum Einkaufen fährt sie zum „Lidl“, ein weiterer Fahrgast – „Ich habe einen Arzttermin“ – steigt erst in Neviges-Mitte aus. Die muntere 84-Jährige zeigt reges Interesse für den modernen Bus. Und hat, bevor sie aussteigt, noch einen wohlmeinenden Rat an den fröhlichen Fahrer: „Hier ist sicher auch viel neue Elektronik. Wenn Sie erst mal ein Jahr damit gefahren sind, klappt das schon.“

>>>Vier Touren im Fahrplan

Der Bürgerbusverein Neviges-Tönisheide hat 80 Mitglieder, davon sind 30 ehrenamtliche Fahrer. Bei Interesse: am 26. April, 19 Uhr, ist die nächste Versammlung im Restaurant „Parkhaus Seidl“. Neue Fahrer sind stets willkommen.

Der Verein hat den neuen Niederflurbus mit finanzieller Hilfe des Landes NRW und der Verkehrsgesellschaft Velbert (VGV) angeschafft. Bei der Planung der Anschaffung halfen die Stadtwerke Wuppertal.

Der Bürgerbus fährt ab Dom-Parkplatz vier Linien: Linie 1 geht nach Tönisheide, Linie 2 Richtung Rosenhügel, Linie 3 zum Reiger Weg und Altenheim und Linie 4 zum Pastoratsberg. Details und Fahrpläne im Netz auf www.buergerbus-neviges.de