Neviges. In der Sonnenschule gehen die Kinder sogar in den Ferien gerne zum Unterricht. Ihre Lernferien lieben sie aus ganz verschiedenen Gründen.
Kein Schwimmbad, keine Eisdiele, keine Treffen mit Spielkameraden. Stattdessen geht’s vormittags in die Schule, mitten in den Sommerferien. Das soll Spaß machen? Klar, und wie, hört man Eva, Alicja, Wiktor und wie die Schülerinnen und Schüler der Sonnenschule alle heißen, die hier mit Feuereifer beim Landesprogramm „Lernferien. Extra-Zeit zum Lernen“ mitmachen. Und zwar freiwillig und alles andere als schlecht gelaunt. Eva verbringt sogar die Hälfte ihrer Ferien hier, wie sie strahlend erzählt: „Ich bin hier drei Wochen, bleibe bis zum Schluss. Ich seh hier doch meine Freundinnen, auf die freu ich mich immer.“ Und ganz nebenbei bekommt Eva den letzten Schliff, um bestens vorbereitet in das vierte Schuljahr zu starten. Zwölf Kinder aus allen Altersklassen machen hier mit, einige nur eine Woche, andere zwei oder wie eben Eva auch das volle Programm.
Ein netter Willkommensgruß
Nachmittags düst die Achtjährige gern mit ihren Rollschuhen durch die Gegend, erzählt sie, als sie mal kurz den Stift beiseite legt. Gar nicht lustig fand Eva die Zeit des Distanzunterrichts. „Als wir zuhause bleiben mussten, hab ich immer gemeckert. Ich wollte lieber herkommen.“ Ja, man merke schon, dass die Kinder die sozialen Kontakte im Lockdown vermisst hätten, bestätigt Referendarin Kira Stieglitz, die an diesem Morgen die Kinder gemeinsam mit der Studentin Aurelia Fede betreut. Die angehende Lehrerin ist begeistert: „Alle sind wahnsinnig motiviert und auch konzentriert bei der Sache. Das macht richtig Spaß.“ Ziel sei es, Unterrichtsinhalte aufzufrischen, den Kindern zu helfen, am Ball zu bleiben.
Das Spielerische nicht vergessen
Dass die Kinder die Lernferien nicht als Bürde empfinden, liegt auch an der liebevollen Vorbereitung. „Wir haben geschaut: Wer kann wo noch ein bisschen gestärkt werden. Dann haben wir individuell für die Kinder Material organisiert“, sagt Schulleiterin Ilka Powilleit. „Ich habe 19 Lernpäckchen gepackt und mit Namen versehen, so viele hatten sich erst angemeldet. Das hat schon einige Stunden gedauert, in jedes Päckchen kam unter anderem auch eine kleine Süßigkeit.“ Ganz wichtig sei ihr dabei, dass das Spielerische nicht vergessen werde. „Die Kinder haben ja schließlich Ferien. Dass sie hier überhaupt teilnehmen, das muss man ihnen schon hoch anrechnen.“
Eine Kuh mit Schulranzen
Programm wird ausgeweitet
Mit dem Programm „Extra-Zeit zum Lernen“ stellt das Land bis zum Sommer 2022 für außerschulische Bildungsangebote bis zu 60 Millionen Euro zur Verfügung. Inzwischen ist das Programm laut einer Mitteilung des Ministeriums für Schule und Bildung sogar ausgeweitet worden.Das Folgeprogramm heißt „Ankommen und Aufholen“. Dabei geben Bund und Land bis zum Sommer 2022 insgesamt 430 Millionen Euro, um Lernrückstände abzufedern.Die Gelder des Landes für die Sonnenschule hat der SKFM beantragt. Im neuen Schuljahr starten hier 50 I-Dötze in den Klassen 1a und 1b. Damit besuchen insgesamt 170 Kinder die Sonnenschule.
Noah jedenfalls, der hier heute seinen ersten Tag hat, findet das Willkommenspäckchen richtig toll. Auch wegen der kleinen weiß-grünen Weingummi-Fröschen, die kennt er nämlich und mag die schrecklich gern. Doch das Mini-Paket klebt noch unversehrt an seiner Namenskarte. „Haribo macht Kinder froh, und Erwachsene ebenso“, schmettert Noah hinter seiner Maske, dabei sitzt ihm der Schalk im Nacken. Gut, er würde jetzt schon auch ganz gerne mit Daisy, dem Golden Retriever, zuhause herumtollen. „Daisy ist so lieb.“ Daisy muss sich eben gedulden, jetzt findet Noah erst mal heraus, welche Worte in seinem Büchlein falsch sind. Und ersetzt sie durch das richtige. Ganz klar, dass sich niemand „schnöll“ die Schuhe anzieht. Und „Hosensuppe“ geht ja gar nicht, dabei lacht sich Noah kaputt. „Und guck mal hier, ne Kuh mit Schulranzen.“
Dickes Lob für die Kinder
Bei allem Spaß, alle Kinder sind hochkonzentriert, keiner schwatzt, keiner macht Unsinn. Referendarin Kira Stieglitz geht von Tisch zu Tisch, muss nie ermahnen, hilft aber gern weiter, wenn es nötig ist. Dieser Wille zu lernen, die Ernsthaftigkeit der Kinder, findet auch Studentin Aurelia Fede beeindruckend. Als sie hörte, dass der SKFM, der das Förderprojekt maßgeblich unterstützt, noch Leute für die Lernferien sucht, hat sie sich gleich gemeldet, wie auch die Studentinnen Rafaela Spiryou und Jana Seidowski. Aurelia Fede: „Das macht einfach Spaß hier, die Kinder sind toll.“ Wie Stefan, der schon in der zweiten Woche hier ist oder Tom, der zwar ab und zu seinen Hasen Prinzi vermisst, aber immer alles mitmacht. Oder auch Wiktor, der von sich selbst sagt: „Mathe ist super, Deutsch kann ich auch, aber nicht so gut.“ Das will er hier ändern.
So, Pausenzeit, alle zum Spielen und Toben an die frische Luft. Aber erst gibt’s noch ein Geschenk von Noah. „Hier, für Dich.“ Tatsächlich, der grüne Weingummi-Frosch schmeckt prima. „Sag ich doch“, sagt Noah, grinst und flitzt hinter den anderen raus auf den Schulhof.