Neviges. Das Diakonissen-Mutterhaus lässt auf dem Gelände der Bleibergquelle eine neue Grundschule bauen. Beim Schulkonzept ist Dänemark Vorbild.
Es gibt schon die Kita „Quellenzwerge“, eine Gesamtschule und ein Berufskolleg. Auf dem Gelände der Bleibergquelle fehlt bisher nur noch ein Lernangebot für die Sechs- bis Zehnjährigen – und diese Lücke wird jetzt gefüllt: Für rund 9,5 Millionen Euro lässt das Diakonissen Mutterhaus im idyllischen Grün eine neue Grundschule bauen. „Wir hatten schon länger ein durchgängiges Bildungsangebot ins Auge gefasst, allerdings erst in etwa zehn Jahren. Doch nach dem eindeutigen Signal der Stadt, dass großer Bedarf an Plätzen bestehe, haben wir schon Ende 2019 mit den Planungen begonnen“, sagt Markus Berg, Verwaltungsleiter des Diakonissen Mutterhauses und gleichzeitig Geschäftsführer des neuen Bildungszentrums Bleibergquelle. Das Bildungszentrum ist seit dem 1. Januar 2021 neuer Schulträger aller pädagogischen Einrichtungen auf dem Gelände, bisher war dies das Diakonissen Mutterhaus.
Eine neue Verwaltungsstruktur
Dass man die Planung der neuen zweizügigen Grundschule zum Anlass nahm, die Organisationsstruktur grundlegend zu ändern, heiße nicht, dass man bisher nicht absolut zufrieden damit gewesen sei, erläutert Markus Berg. Doch von den 78 Schwestern, die zurzeit auf dem Gelände lebten, seien inzwischen nur acht jünger als 65 Jahre. Die Diakonissen hätten jedoch nach wie vor eine starke Stimme, so sei Schwester Astrid zum Beispiel im Aufsichtsrat des neuen Bildungszentrums.
Viel Glas gibt den Blick frei in die Natur
Zurück zum Bau der neuen Grundschule. Die Abbruchgenehmigung für das Haus „Birke“, bisher eines der Wohnhäuser, liegt vor; die dort bisher ansässige Buchhandlung Francke ist bereits übergangsweise ins Mutterhaus gezogen. „Wir rechnen mit einem Abbruch Mitte bis Ende Juli“, sagt Markus Berg. Der Bauantrag für das Vorhaben ist bei der Stadt Velbert eingereicht und wird gerade bearbeitet, Mitte September beginnen voraussichtlich die Tiefbauarbeiten. Ein gutes Jahr später, im November 2022, soll das 2700 Quadratmeter große Gebäude inklusive Sporthalle dann bezugsfertig sein. Die ersten I-Dötze, die im Sommer 2022 kommen, werden also voraussichtlich die Anfangsmonate übergangsweise in der Gesamtschule unterrichtet.
Neues Konzept aus Dänemark
75 neue Bäume gepflanzt
Das Thema Natur hat Tradition in der Bleibergquelle, Bleibergstraße: Zum 75-jährigen Jubiläum des Diakonissen-Mutterhauses im Jahr 2020 wurden 75 neue Bäume gepflanzt.Die christlich geprägten Schulen der Bleibergquelle sind staatlich geförderte Privatschulen. Das Schulgeld ist nicht festgelegt, es variiert je nach den finanziellen Möglichkeiten der Eltern, die freiwillig einen Betrag zahlen. Mehr Informationen zur neuen Grundschule auf www.gsbleibergquelle.de.
Um das parkähnliche Gelände nicht durch mehrere kleine Häuser zu verändern, entschied man sich in Absprache mit der Düsseldorfer Architektin Sophie Fette für ein kompaktes Gebäude. „Die Zusammenarbeit mit Frau Fette klappt wunderbar, sie hat schon mehrere Schulen geplant und hat sichtlich Spaß an unserem Objekt“, sagt Markus Berg, dem seinerseits die Vorfreude anzusehen ist. Viel Glas soll nicht nur jede Menge Licht, sondern auch „die Natur in die Schule holen, das passt ja dann auch zu unserem neuen Konzept“. Ein Konzept, das sich als „Methode Draußenschule“, so Markus Berg, vor allem in Dänemark durchgesetzt habe und zurzeit von der Bezirksregierung Düsseldorf geprüft werde. „Aber es gab schon einige positive Vorgespräche, sonst hätten wir ja nicht so weit geplant.“
Unterricht auch im Wald
Unter dem Motto „Natur erleben“ sollen die Kinder das ganze Jahr über einen Schultag in der Woche draußen verbringen – und dort auch unterrichtet werden. „Das kann zum Beispiel ein Tag im Wald sein oder auf dem Bauernhof. Hier wird dann das passende Thema besprochen. Es besteht auch schon eine Kooperation mit dem Landesbetrieb Wald und Holz, der will uns künftig unterstützen bei der Waldpädagogik“, freut sich der Verwaltungsleiter und Geschäftsführer des neuen Bildungszentrums. Bei einem „Draußentag“ könnten die Kinder zum Beispiel im Fach Mathematik 100 Kastanien suchen. „Damit bekommen sie ein Gefühl für Zahlen. Im Deutschunterricht könnten Naturgedichte auf dem Stundenplan stehen und wie ein Baum auf englisch heißt, das kann man auch direkt im Wald lernen.“
Ein Schulhund und Hühner
Zusätzlich zum wöchentlichen „Draußentag“ soll es je nach Wetterlage auch Unterricht im „Outdoor Klassenzimmer“ geben, dafür werden Bänke auf die Wiese gestellt, jede Menge Platz ist ja rund um die neue Schule da. „Das war uns von Anfang an ganz wichtig, dass wir das Gebäude harmonisch in den Park einbinden.“ Zum Konzept gehören als weitere Schwerpunkte das Thema „Musik“ sowie die „tiergestützte Pädagogik“, wie es offiziell heißt. Enten watscheln schon jetzt reichlich über die Wege rund um den großen Teich. Die Kinder der neuen Grundschule kümmern sich zukünftig, wenn sie mögen, auch um Hühner, Meerschweinchen und einen Schulhund. Außerdem ist in der Nähe des Gebäudes ein Pflanzgarten geplant, den die Schülerinnen und Schüler dann selbst gestalten.
Unterricht ist wichtig, aber Pausen auch: Auf einem großer Spielplatz mit Geräten nebst Bolzplatz können sich die Kinder nach Herzenslust austoben, auch einen „Raum der Stille“ zum Ausruhen soll es geben sowie einen eigenen Bereich für den Offenen Ganztag. Markus Berg jedenfalls ist schon ganz gespannt und freut sich auf die neue Schule: „Das ist eine gute Entscheidung von uns. Ich denke schon, dass es da einige Interessenten geben wird.“