Neviges. Florist und Friedhofsgärtner Wilbert Hager zeigte auf der Bundesgartenschau, wie lebendig Grabschmuck aussehen kann. Dafür gab es einen Preis.
Dieser Mann sprüht vor Energie und Elan. Und die steckt er zu hundert Prozent in seinen Beruf, der für ihn viel mehr ist als ein Job. „Ich bin mit Leib und Seele Florist und Gärtner. Und ich stecke auch viel Herzblut in meinen Friedhof“, sagt Wilbert Hager, seit nunmehr 50 Jahren Friedhofsgärtner in Tönisheide. Mit seiner Leidenschaft für sein Handwerk begeisterte er nicht nur die Besucher der Bundesgartenschau (BuGa) in Heilbronn – auch die Experten waren angetan davon, was der Tönisheider gemeinsam mit Floristen aus der Region auf die Beine gestellt hatte. Für seine Sonderschau „Blumen trösten“ bekam Wilbert Hager auf der Buga vom Fachverband Deutscher Floristen den Ehrenpreis für Floristik verliehen.
Individuelle Trauergestecke
Dabei zeigte der 72-Jährige, der neuen Trends gegenüber stets aufgeschlossen ist, wie individuell und ausgefallen Grabschmuck aussehen kann. Und viel mehr kann als nur „trösten“, wie es in dem Titel der Sonderschau heißt. So können Pflanzenarrangements auch etwas über die Vorlieben und den Charakter des Verstorbenen aussagen. Sags durch die Blume, nur muss die in diesem Fall auf einen grünen Schwamm gesteckt werden. „Man kann ja alle möglichen Formen und Motive mit Blumen bestecken: Tiere, Kugeln oder auch Zahlen“, erzählt Wilbert Hager, und hat gleich Beispiele parat. „Eine Neun für einen begeisterten Kegler, oder man kann sich mit der Zahl 60 für 60 schöne Jahre bedanken. Ich habe auch schon einen Hund besteckt.“ Der Phantasie seien keine Grenzen gesetzt.
Der Trend geht zur Blütenpracht
Zweifaches Jubiläum
Wilbert Hager ist nicht nur seit 50 Jahren Friedhofsgärtner. Seit 1970 besteht auch sein Blumengeschäft an der Kuhlendahler Straße 6 in Tönisheide.
Angefangen hat der 72-Jährige einst mit einem kleinen Blumenstand in Velbert-Mitte an der Friedrichstraße/Ecke Corbygasse. Wilbert Hager ist auch Vorsitzender der Werbegemeinschaft Tönisheide und des Bürgerpark-Vereins.
Ab 120 Euro kosten die Blütenkunstwerke, nach oben gibt es keine Grenze. „Und wenn ein Enkel meint, Opa sollte auf seinem letzten Weg einen Teddy mitbekommen, dann wird eben eine Bärenform bestellt und besteckt.“ Ganz dicht, Blüte an Blüte, entstehe so ein außergewöhnlicher Blickfang auf dem Grab. Viele Blüten und Blumen, nach dem Motto nicht kleckern, sondern klotzen, das sei auch ganz allgemein der Trend der Trauerfloristik, hat Wilbert Hager beobachtet: „Es geht weg von den klassischen Kränzen, wir machen viele rundgesteckte Kränze, die Blütenköpfe dicht an dicht.“ Vor allem junge Familien als Angehörige, so Hager, mögen diesen Trend und geben wahre Blütenträume in Auftrag: „Wenn da der Opa oder die Oma stirbt, dann geht das richtig ab.“ Aber natürlich werde auf Wunsch nach wie vor auch der klassische Kranz angefertigt .https://www.waz.de/staedte/velbert/article227940649.ece
Blumen zu jeder Jahreszeit
Auch später bei der Bepflanzung gebe es viele Möglichkeiten, das Grab zu jeder Jahreszeit blühend zu gestalten, zum Beispiel mit bepflanzten Körben. „Da kann man mit Christrosen arbeiten oder auch mit weißen Alpenveilchen, die vertragen durchaus auch mal drei Grad minus. In Kombination mit Efeu macht sich das gut. Grün und weiß, das sieht immer edel aus.“ Nicht nur über seinen Ehrenpreis freut sich Wilbert Hager ganz besonders. Von den 2000 Gräbern auf dem evangelischen Friedhof in Tönisheide sei die Hälfte „gärtnerisch gepflegt“, wie es der Fachmann nennt, also von Profis bepflanzt, und das über eine Laufzeit von 25 Jahren. „Der Trend steigt an, das finde ich natürlich gut. Wir müssen ja auch dem Friedwald Paroli bieten. Ich habe um den Beruf des Friedhofsgärtners keine Sorge mehr.“