Langenberg. Nach dem Juli-Hochwasser war das Gebäude der Tafel in Langenberg nicht mehr nutzbar und die Diakonie musste nach Velbert ausweichen.

Ein schwüler Freitagmorgen, ungefähr elf Uhr. Die Feuchtigkeit legt sich auf Haut und Haare, das aber hält ein paar Männer nicht davon ab, Kisten voller Lebensmittel in ein altes, denkmalgeschütztes Steinhaus im Kreiersiepen zu tragen.

Aus einem der Lieferwagen, aus denen sie die Kisten laden, dringt Cumbia, ein ungewöhnlicher Klang für diesen verschlafenen Stadtteil. Im Haus selbst bewegen sich die Menschen scheinbar zu den schnellen Klängen der Musik: Kisten werden von A nach B geräumt, Tische aufgebaut, Stimmengewirr flattert durch die Luft.

Die ersten Gäste trudeln ein

Dar war noch alles in Ordnung: Im April stapelten Tafelmitarbeiter fleißig Kisten am Standort in Langenberg. Dann kam die Flut und auch das Gebäude am Kreiersiepen lief voll. Nun ist das Alte Vereinshaus wieder geöffnet.
Dar war noch alles in Ordnung: Im April stapelten Tafelmitarbeiter fleißig Kisten am Standort in Langenberg. Dann kam die Flut und auch das Gebäude am Kreiersiepen lief voll. Nun ist das Alte Vereinshaus wieder geöffnet. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Eine Stunde später finden sich vor dem steinernen Gebäude eine Handvoll Menschen ein. Einige tragen Taschen, eine Frau beruhigt ein weinendes Kind. Plötzlich erscheint ein älterer Mann in der Tür und bittet den ersten Gast mit einer Geste herein – in diesem Moment ist die Langenberger Tafel wiedereröffnet.

Rückblick: Am 15. Juli war die Jahrhundertflut durch NRW und Rheinland-Pfalz gerollt, hatte auch in Langenberg verheerende Schäden angerichtet. Besonders der untere Teil der Altstadt war massiv überschwemmt worden, nachdem der eigentlich beschauliche Deilbach innerhalb von Stunden so angeschwollen war, dass er über die Ufer trat und alles mitriss, was nicht niet- und nagelfest war.

Keller immer noch nicht nutzbar

Doch nicht nur das: Auch überschwemmte das Wasser verschiedenste Gebäude und machte sie so unbewohn- und -brauchbar. So auch das Gebäude der Evangelischen Kirchengemeinde, in dem die Tafel untergebracht ist.

Tafelmitarbeiter Jerome Trautmann sortiert im April Lebensmittel am Langenberger Standort der Tafel: Da aktuell der Keller nicht nutzbar ist, müssen die Waren an jedem Öffnungstag aus Velbert abgeholt werden.
Tafelmitarbeiter Jerome Trautmann sortiert im April Lebensmittel am Langenberger Standort der Tafel: Da aktuell der Keller nicht nutzbar ist, müssen die Waren an jedem Öffnungstag aus Velbert abgeholt werden. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Doch jetzt geht es wieder los, zumindest mit der Lebensmittelausgabe: Denn lagern können die Mitarbeiter die Speisen noch immer nicht vor Ort, sie werden jeden Tag am Gebäude der Velberter Tafel abgeholt – wo die Langenberger Tafel während des letzten Monats das Essen ausgegeben hat – und mit Lieferwagen nach Langenberg gebracht.

Das liegt daran, dass der Keller des Gebäudes noch immer nicht getrocknet ist. „Wenn das passiert ist“, sagt Elke Steer, Standortleiterin der Langenberger Tafel, „müssen die Wände von den im Schmutzwasser enthaltenen Schadstoffen befreit und neu gestrichen werden – das wird noch eine ganze Zeit lang dauern“.

Wann die Langenberger ihre Waren also wieder vor Ort lagern können und nicht tagtäglich auf die Tafel-Fahrer angewiesen sein werden, ist noch nicht absehbar. Besonders schnell wird das allerdings nicht gehen.

Corona bestimmt die Regeln

Zurück zum aktuellen Betrieb: Drei Gäste dürfen sich aktuell ständig im Innenraum aufhalten, mehr lassen die Corona-Regeln nicht zu. Also hat sich die Tafel ein System überlegt und ihre Gäste in vier Gruppen, geordnet nach Nachnamen (etwa A-G), eingeteilt.

Eine halbe Stunde haben die Menschen jeder Gruppe dann, um die Lebensmittel abzuholen, insgesamt zwei Stunden ist die Tafel freitags also zur Ausgabe geöffnet. Einen Mittagstisch gibt es wegen Corona noch nicht wieder.

„Dafür müssten sich die Gäste ja reinsetzen, das wäre dann quasi wie im Restaurant“, sagt Steer und erzählt ein bisschen vom letzten Monat: „Für uns hat das Ausweichen nach Velbert eigentlich ganz gut geklappt, aber einige Gäste sind ferngeblieben.“

Deshalb ist die Belegschaft – insgesamt 15 Ehrenamtliche arbeiten bei der Langenberger Tafel – nun froh, wieder im Ort die Lebensmittel ausgeben zu können. „Ich hoffe“, sagt Steer, „es wird wie vorher“.

Tafel benötigt Geldspenden

Da während der Pandemie die Spenden drastisch zurückgegangen sind, bittet die Tafel einmal mehr um Geldspenden.Wer etwas beisteuern möchte, kann sich auf https://www.bergische-diakonie.de/tafel/formular-spenden informieren. Auch Sachspenden werden gesucht.