Velbert. Spätestens jetzt in den Corona-Zeiten hätte man es wohl erfinden und fix einführen müssen: Das Kita-Portal Velbert ist seit zwei Jahren online.

Erst vor etwas mehr als zwei Jahren ist das Kita-Portal Velbert online gegangen – und ist doch schon nicht mehr wegzudenken. Denn seither müssen die Eltern nicht mehr von Haus zu Haus laufen und mehrere Kitas abklappern, dort Bögen ausfüllen und Daten eintragen, sondern nur vier Schritte auf dem PC, Laptop oder Smartphone machen: Suche, Auswahl, Vormerkung, Vertrag. Auch vom amtierenden Jugendamtselternbeirat (JAEB) gibt’s für das Portal prinzipiell prima Noten: „Im Grunde sind alle sehr zufrieden. Eine an sich gute und sinnvolle Idee“, an der man aber noch ein bisschen feilen könne, sagt Sina Hepper. Besonders positiv sei, dass dort alle Kitas präsentiert seien und man Prioritäten – also seine Wunsch-Kita – angeben könne.

Ohne Geburtsdatum geht die Chose nicht

Die zweifache Mutter gehört dem rund 20-köpfigen Gremium an, das sie lieber Stadtelternrat nennt. Und hat mit dem Portal ihre Erfahrungen gemacht. Zunächst scheiterte die heute 33-Jährige, als sie mit Jana schwanger war und die jetzt Einjährige sehr zeitig für eine Kita anmelden wollte. Der Anlauf misslang, „weil ich ja kein Geburtsdatum angeben konnte“. „Ein Manko“, findet Hepper, das sie „von relativ vielen“ ebenso gehört habe, die sich ebenfalls hätten früh kümmern wollen. Mittlerweile ist Jana übrigens zusammen mit ihrer Schwester Klara (4) in der Kita „Niederzwerg“.

Lotsenhilfe per Telefon

Das Portal ist 2019 in Betrieb und erstmals online gegangen. Ein Besuch in der Kita der Wahl ist allerdings durch nichts zu ersetzen.
Das Portal ist 2019 in Betrieb und erstmals online gegangen. Ein Besuch in der Kita der Wahl ist allerdings durch nichts zu ersetzen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Das System brauche in der Tat ein Geburtsdatum, bestätigt Ursula Hüsig, die für die Stadt den kompletten Support macht. Ihre Stelle ist extra dafür eingerichtet worden. Sie rät: „Vor der Geburt mit der Kita der Wahl direkt Kontakt aufnehmen.“ Hüsig ist der Anlaufpunkt für ratsuchende Eltern, hilft bei Verfahrensfragen und „telefoniert zuweilen auch eine halbe Stunde mit einer Mutter oder einem Vater“, um sie durch die Online-Schritte „zu lotsen“. Eltern können sich im Portal kostenfrei registrieren und per Mausklick mehrere Kitas auswählen bzw. sich für die Kindertagespflege entscheiden. Zusagen für eine Betreuung werden jeweils ab Dezember vor dem Jahr der Aufnahme ausgesprochen.

Keine zentrale Vergabe

Das Portal www.velbert.de/kita-portal aus dem IT-Systemhaus „Arxes-Tolina“ (Berlin) bekomme aufgrund der Rückmeldungen regelmäßig Updates für Verbesserungen; „es ist nicht starr, es lebt vom Austausch“, betont Ursula Hüsig. Ganz wichtig ist ihr die Feststellung: „Wir haben eine zentrale Anmeldung, aber keine zentrale Vergabe.“ Eine Zusage bzw. definitive Platzvergabe sei allein Sache der jeweiligen Kita-Leitung. Eine Betreuung in der Kindertagespflege werde über die Fachberatungsstelle Kindertagespflege vermittelt.

Automatisch weiter auf der Warteliste

3000 Plätze verteilen sich auf 48 Kitas

In den Kitas können Elternbeiräte gewählt bzw. formiert werden, die dann jeweils einen Vertreter in den Jugendamtselternbeirat entsenden. Das sind zurzeit bis auf eine Ausnahme durchweg Frauen. Noch vor wenigen Jahren bestand das Gremium lediglich aus vier Leuten.Im nächsten Kita-Jahr 2021/22 gibt es laut Fachverwaltung in Velbert 48 Kitas mit zusammen 3000 Plätzen. Die Versorgungsquote bei unter Dreijährigen liegt bei 34 (bzw. incl. Tagespflege bei 45) Prozent und die bei drei- bis sechsjährigen Kindern bei 97 Prozent.

Im Zuge der Updates sei auch das Zwillings-Problem beseitigt worden, das auch Sina Hepper anspricht: Das Portal wollte zuvor partout nicht zweimal exakt das selbe Datum von zwei Kindern akzeptieren. Wenn man bei der Anmeldung nicht zum Zuge gekommen sei, setzt Hüsig fort, bleibe man automatisch auf der Warteliste seiner Wunsch-Kita: „Man muss sich also nicht neu anmelden.“

Macht die Arbeit leichter

Gerade jetzt in Pandemie-Zeiten sei das Online-Portal wirklich Gold wert, sagt Ingrid Treitz (Jugendhilfeplanung).
Gerade jetzt in Pandemie-Zeiten sei das Online-Portal wirklich Gold wert, sagt Ingrid Treitz (Jugendhilfeplanung). © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Ich bin von der Sache begeistert, weil sie die Arbeit sehr erleichtert und die Kommunikation mit den Kita-Leitungen verbessert“, erklärt Ingrid Treitz (Jugendhilfeplanung). Die Kindertagespflege sei mit drin, „das ist gut gelöst“. „Wir würden den Schritt noch einmal so machen“, betont Treitz auf Nachfrage zur Kauf-Entscheidung für „Tolina“. Man habe zuvor beobachtet, dass auch große Städte wie München damit arbeiteten; hier im Kreis laufe das Software-Produkt auch in Ratingen.

Pro Wunsch- und Wahlrecht

Das Velberter Portal ist ständig geschaltet und online. Neuhinzugezogene oder z. B. Mütter und Väter, die die Elternzeit beenden, haben also jederzeit Zugang und Zugriff. Eltern könnten durchaus auch mehrere Zusagen erhalten und sich dann binnen 14 Tagen festlegen und entscheiden. „Wir halten das Wunsch- und Wahlrecht hoch.“ Die regelmäßige Fluktuation im Bereich der Einrichtungen ist respektabel: Ingrid Treitz zufolge werden Jahr für Jahr an die 770 Kita-Plätze (von 3000) dadurch frei, dass diese Mädchen und Jungen ABC-Schützen werden und nunmehr in die Grundschule gehen.

Bauchgefühl entsteht nicht am PC

„Das Portal soll nicht den persönlichen Kontakt zu den Kitas ersetzen“, bekräftigt Ursula Hüsig abschließend. „Wir liefern nur die Technik im Hintergrund, das Bauchgefühl holen sich die Eltern in der Kita.“