Langenberg. Der Kronleuchter wiegt fast eine Tonne, die Orgel ist etwas ganz Besonderes – viele Infos gibt’s über das Bürgerhaus in Langenberg bei Führungen.

„Ich bin erstaunt, wie gut die Veranstaltung angenommen wird“, sagt Marina Burdida-Kemper und lacht. Sie steht in der Wandelhalle des Bürgerhauses in Langenberg und wartet darauf, dass die Besucher kommen. Seit langem findet wieder eine Führung durch das historische Gebäude statt. „Das Interesse ist ziemlich groß“, so Burdida-Kemper. Das sehe man auch daran, dass beide Führungen des Tages ausgebucht sind. Maximal acht Leute dürfen an diesen aufgrund der aktuellen Verordnungen teilnehmen.

Auch von außen gibt es viel zu entdecken.
Auch von außen gibt es viel zu entdecken. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Auch interessant

Die studierte Künstlerin promoviert aktuell in Wuppertal und macht die kunsthistorischen Führungen im Bürgerhaus schon seit 2019. Zur Führung selbst sind nicht nur Velberter Gäste gekommen, auch aus Hattingen und Groningen haben sich Interessierte angemeldet. Es gibt einiges zu entdecken: Der Grundstein für das Bürgerhaus wurde im Jahr 1913 gelegt, errichtet wurde es dann während des Ersten Weltkriegs und schließlich 1917 fertiggestellt. Zwischen 2006 und 2016 fand eine große Renovierung und Restauration des Bürgerhauses statt.

Viele Millionäre lebten vor dem Ersten Weltkrieg in Langenberg

Gestiftet wurde das Bürgerhaus ursprünglich vom Ehepaar Adalbert und Sophie Colsmann unter der Auflage, dass das Gebäude als Kultur- und Festraum sowie für den Sport den Bürgern kostenlos zur Verfügung stehen soll. „Es war einfach eine reiche Stadt – einfache Erklärung“, so Burdida-Kemper zum Entstehungsprozess. Vor dem ersten Weltkrieg kamen in Langenberg auf 9000 Einwohner 14 Millionäre. Eine Besucherin stellt fest: „Guter Schnitt.“

Der Architekt des Gebäudes war Arne Eugen Fritsche. Neben dem Bürgerhaus hat er unter anderem auch die Neue Kirche und den Bismarckturm in Langenberg konzeptioniert. Während des Rundgangs erläutert die Künstlerin Marina Burdida-Kemper die verschiedenen architektonischen Merkmale des Gebäudes. Neben vielen Besonderheiten ist insbesondere die Wandelhalle auffällig. Ein Eisernes Kreuz an den Säulen sowie viele weitere Merkmale wie Eichenblätter und Adler weisen auf den Bau während des Ersten Weltkriegs hin.

Kronleuchter wiegt fast eine Tonne

Das Bergische Zimmer.
Das Bergische Zimmer. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Ein Kapitälchen im Foyer.
Ein Kapitälchen im Foyer. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Als Highlight des Rundgangs wird der große Saal präsentiert. „Der riesige Kronleuchter an der Decke wiegt fast eine Tonne“, erzählt Marina Burdida-Kemper. Da im Moment keine Großveranstaltungen stattfinden können und dementsprechend der Saal – in dem normalerweise Platz für fast 500 Besucher wäre – sonst ungenutzt bleiben würde, finden dort aktuell die Ratssitzungen statt. Über der absenkbaren Bühne befindet sich, nicht zu übersehen, die Orgel des Bürgerhauses. Zu ihrer Fertigstellung gleichzeitig mit dem Bürgerhaus war sie mit ihren fast 3700 Pfeifen die größte nicht-sakrale Orgel im gesamten deutschsprachigen Raum.

Auch interessant

Auch heute ist die Orgel immer noch beeindruckend, nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch ihren Klang. Diesen Teil der Führung übernimmt der Meister für Veranstaltungstechnik im Bürgerhaus, Marcus Verhülsdonk. „Was Organisten daraus holen ist wirklich irre“, erzählt er dem kleinen Publikum der Führung, welches sich im großen Saal zusammengefunden hat. Doch auch er selbst spielt Orgel und so zeigt er, was die historische Orgel alles kann. Jedoch weiß er: „Die Orgel ist dringend sanierungsbedürftig, da steckt noch ein riesiges Potenzial drin.“ Mehrere Hunderttausend Einzelteile sind in ihr verbaut. Viele Verschleißteile sind mittlerweile über fünfzig Jahre alt. „Im Rahmen der Sanierung 2016 wurden zum Glück die dringendsten Dinge getan, doch ein Instrument dieser Größe hätte auch eine Generalüberholung nötig.“ Die Besucher konnten sich die Orgel von innen anschauen und zeigten sich sichtlich erstaunt von der Funktionsweise des Instruments, welches so groß ist wie ein Haus.

Weitere Informationen zum Bürgerhaus

Veranstaltungen finden im Moment nur vereinzelt statt. Einige Veranstaltungen wurden verschoben, andere ersatzlos gestrichen. Die nächste kunsthistorische Führung durch das Bürgerhaus findet kommenden Freitag einmal um 16 Uhr und einmal um 17.30 Uhr statt.

Ein weiterer Termin ist am zweiten Mai um 15 Uhr sowie um 16.30 Uhr. Weitere Termine sowie sonstige Veranstaltungen sind im Internet unter www.kulturloewen.de einsehbar.