Langenberg. Der Stifter des Langenberger Bürgerhauses hat auch eine Turnhalle in dem Gebäude einrichten lassen. Das war Adalbert Colsmann sehr wichtig.

Mit schwarzer und roter Farbe wurden die großen Buchstaben auf dem hellen Untergrund aufgetragen. Zwei Sätze sind dort zu lesen. Der erste lautet: „Wer soll Lehrling sein? Jedermann.“ Und direkt daneben steht geschrieben: „Lust und Lieb’ zu einem Ding macht alle Müh und Arbeit gering.“

Sprüche wie diese erwartet man in einem Handwerksbetrieb oder einer Fabrik. Sie stehen aber an der Wand der Turnhalle im Bürgerhaus Langenberg, das der Gästeführer Karl Goldmann als das größte und schönste Gebäude im Stadtteil bezeichnet.

Nach dreijähriger Bauzeit wurde das Gebäude eröffnet

Im Bürgerhaus finden unterschiedlichste Veranstaltungen statt – hier etwa der Empfang zu „100 Jahre IHK Velbert“.
Im Bürgerhaus finden unterschiedlichste Veranstaltungen statt – hier etwa der Empfang zu „100 Jahre IHK Velbert“. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Der Seidenfabrikant Adalbert Colsman und seine Frau Sophie haben es 1913 den Bürgern der damals noch eigenständigen Stadt Langenberg gestiftet“, erzählt Karl Goldmann, der Mitglied im Arbeitskreis Alt-Langenberg ist. Nach gut dreijähriger Bauzeit wurde das Gebäude 1917 noch während des Ersten Weltkriegs eingeweiht.

Doch warum befindet sich in dem Historischen Bürgerhaus überhaupt eine Turnhalle? Das ist doch eher ungewöhnlich. Die Erklärung liefert ein Brief, den Adalbert Colsman im Februar 1913 an den Bürgermeister der Stadt Langenberg schrieb und in dem er um eine Genehmigung für den Bau des Bürgerhauses bat.

Zwei Festsäle und eine Turnhalle für die Langenberger

In diesem Brief spricht er auch die Turnhalle an, die ihm zur Leibesertüchtigung der Jugend eine besondere Herzensangelegenheit sei. Und so verwundert es nicht, dass er den Langenbergern nicht nur zwei prächtige Festsäle schenkte, sondern eben auch einen Raum, in dem sie Sport treiben konnten.

„Leibesertüchtigung und Arbeit gehörten für den Fabrikanten zusammen“, erklärt Karl Goldmann. Beides benötige man, um im Leben erfolgreich zu sein. Das ist vermutlich auch der Grund dafür, warum er die oben erwähnten Sprüche ausgerechnet in der Turnhalle anbringen ließ.

300.000 Goldmark hat der Bau des Bürgerhauses Adalbert Colsman gekostet. Das ist eine beachtliche Summe, die nicht nur mit der Größe dieses Gebäudes zu tun hat. Das Bürgerhaus steht auf einem Hanggrundstück. Beim Bau musste ein Höhenunterschied von immerhin zwölf Metern überwunden werden.

Diese Geschichte ist eine gekürzte Version aus dem Buch „Velberter Geheimnisse – Spannendes aus dem Niederbergischen mit Kennern der Stadtgeschichte“. Es ist im Verlag Bast Medien in Kooperation mit der WAZ erschienen, hat 192 Seiten, kostet 19,90 € (ISBN: 978-3-94581-55-0) und ist erhältlich in den Geschäftsstellen der WAZ, in Buchhandlungen und online auf www.bast-medien.de (portofreier Versand).