Neviges. In Velbert-Neviges lädt ein Team der evangelischen Kirchengemeinde ab sofort täglich zu Friedensgebeten in die Stadtkirche ein.
Und plötzlich ist Krieg mitten in Europa. Was jenseits aller Vorstellungskraft war, ist über Nacht Realität geworden. Der Überfall von Putins Armee auf die Ukraine macht vielen Menschen Angst. Zu dem Mitgefühl für die Opfer komme die Sorge „Was passiert bei uns?“, weiß Martin Weidner, Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Neviges. In dieser Ausnahmesituation wolle die evangelische Kirchengemeinde Halt und Kraft geben, „gegen die lähmende Angst, gegen das Gefühl der Ohnmacht“, so Pfarrer Weidner. Ab sofort, heute, 25. Februar, lädt ein Team der Gemeinde jeden Tag um 19 Uhr zu einem Friedensgebet in die Stadtkirche ein. 30 Minuten innehalten, Trost finden, einander stützen.
Die Idee ist noch ganz frisch
„Es gibt Pfarrer, die machen mit politischen Demonstrationen Druck, das ist auch völlig in Ordnung. Als Christ hat man noch andere Möglichkeiten, mit einer solchen Situation umzugehen. Und das ist das Gebet. Das Beten ist eine Dimension, die uns zur Verfügung steht“, sagt Martin Weidner, seit September 2021 zweiter Pfarrer der Gemeinde. Ab sofort ist das Friedensgebet-Team jeden Tag um 19 Uhr in der evangelischen Stadtkirche, Kirchplatz, vor Ort: Zu dem Team gehören neben Pfarrer Martin Weidner und seiner Ehefrau Christiane, die ebenfalls Theologin ist, Pfarrer Detlef Gruber sowie Diakon und Jugendleiter René Görtz. „Auch andere können das leiten, mal sehen, wie wir das machen, das ist ja alles noch sehr frisch.“ Auf jeden Fall werde man diese 30 Minuten „sehr schlicht“ gestalten, so Martin Weidner, im Vordergrund stehe das Gebet. Am Anfang sei ein Impuls vorgesehen, eventuell werde man auch kurz auf die tagesaktuellen Ereignisse eingehen.
Bei aller Ruhe, bei aller innerer Einkehr, sei man in diesen 30 Minuten doch nicht nicht allein. „Es sind viele verschiedene Ängste, die die Menschen haben. Auch ganz konkrete wie zum Beispiel: Werde ich vielleicht bald im kalten Wohnzimmer sitzen?“, merkt Martin Weidner an, dem eines ganz wichtig ist: „Beten überwindet Grenzen, beim Beten ist man nicht auf irgendeiner Seite. Auf allen Seiten sind Menschen, auch die russischen Soldaten sind Menschen. Wenn man vor Gott, dem Schöpfer von allem, betet, kann man sich nicht irgendetwas herausgreifen.“
Dass Friedensgebete auch Großes bewirken können, diese Erfahrung hätten gerade die Deutschen gemacht, bemerkt der Geistliche und erinnert an die Montagsgebete von 1989. „Das war eine Massenbewegung, die mit zum Fall der Mauer beigetragen hat.“ Und auch dazu, so ist Martin Weidner überzeugt, dass es bei dieser Revolution kein Blutvergießen gegeben habe.
Hoffnung gründet auf Vertrauen
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Gemeinsames Beten als Trostspender, als Anker, wenn die Welt um einen herum ins Wanken gerät. Oder, wie es Pfarrer Martin Weidner ausdrückt: „Hoffnung gründet sich nicht auf Prognosen und Zahlen. Hoffnung gründet sich auf Vertrauen, dass Gott diese Welt in der Hand hat.“