Velbert. Das Tierheim Velbert spürt die Folgen dubioser Hundezuchten. Eine Abgabewelle macht sich nicht nicht bemerkbar. Probleme und Projekte enden nicht
Die Konsequenzen fragwürdiger Zucht- und Verkaufspraktiken auf dem Markt für Hunde finden auch ihren Niederschlag im Tierheim in Velbert. Die Quarantäne-Station an der Langenberger Straße ist schon an ihre Kapazitätsgrenzen gekommen – „und wird es absehbar wieder“, sagt Ilka Nofz. Nach Auskunft der Vorsitzenden des Tierschutzvereins Velbert-Heiligenhaus, der Träger dieser Einrichtung ist, müssen dort zurzeit immer wieder vor allem ganz kleine Welpen in die Tollwut-Quarantäne. Das Problem sei, dass die Tiere oft zu jung seien, um überhaupt geimpft werden zu können. „Sie müssen isoliert gehalten werden, und das in ihrer wichtigen Sozialisierungs- und Prägephase. Das ist traurig und übel, wenn man überlegt, was den Tieren zugemutet wird.“
Rassetier für möglichst wenig Geld
Das gelte sowohl für die Transporte unter nicht selten erbärmlichen Bedingungen als auch für die Trennung von ihren Artgenossen. Die fraglichen Welpen kämen aus dem Ausland, vorwiegend aus Osteuropa, und würden von Menschen gekauft, die ein vermeintlich günstiges Rassetier zu einem viel niedrigeren Preis als beim Züchter erwerben wollten. Die Welpen würden ganz häufig vom Veterinäramt zugewiesen, und ihre Besitzer zahlten zwar die Pensionskosten, „blockieren aber die Iso“.
15 Kitten an einem Tag aufgenommen
„Wir haben im Moment unheimlich viele Katzenwelpen“, setzt Nofz fort. 15 Kitten habe man allein an einem Tag in dieser Woche angenommen, allerdings auch im Zuge der Unterstützung einer befreundeten Partner-Organisation. Die kleinen Katzen würden immer nur paarweise vermittelt. Wie gefragt sind sie? „Ja aber allemal.“
Probleme und Projekte reißen nicht ab
Ausbau und Erweiterung der Iso-Station, die eigentlich bloß über vier Plätze und einen so genannten Feuerwehr-Platz verfügt, stehen als logische Folge dringend auf der aktuellen Agenda des Vereins. Der hat eigentlich immer gut zu tun und (mindestens) ein weiteres Projekt vor der Brust. „Eine größere Geschichte ist die Feuchtigkeit im Keller, Die müssen wir auch angehen“, berichtet die Vorsitzende (seit November 2019). Und eigentlich müsse man auf dem Gelände noch einen zweiten Container für das Futter platzieren.
Bis zu 250 Tiere vermittelt
Von einer Abgabewelle, wie sie deutschlandweit in manchen Tierheimen von Leuten befürchtet wird, die ihr während der Pandemie angeschafftes Haustier jetzt wieder loswerden wollen, ist an der Langenberger Straße noch nichts zu spüren. Man habe aber im letzten Jahr richtig gut vermittelt, so wie auch bereits in 2019, erzählt Mandy Steinitz. Es seien jeweils 200 bis 250 Hunde, Katzen und Kleintiere – vorwiegend Kaninchen – zu neuen Besitzern gekommen. „Das ist wirklich ne Menge. Wir haben sonst so übers Jahr 100 Hunde, die ausziehen“, resümiert die stv. Tierheim-Leiterin.
Geschlossene Hundeschulen wirken sich aus
„Die Anzahl der Abgabetiere wird zunehmen, weil es einfach mehr Tiere gibt“, meint die gelernte Heim- und Pensionstierpflegerin. Und da wegen Corona anfangs alle Hundeschulen dicht gewesen seien, „wird es mit Sicherheit mehr problematische Tiere geben“. Das mache sich erst richtig in der Pubertät bemerkbar, die je nach Größe im Alter zwischen acht und zehn Monaten einsetze. Zudem werde sich eine Abgabewelle – falls überhaupt – erst dann im Tierheim bemerkbar machen, wenn die Vermittlung über Ebay-Kleinanzeigen zum Erliegen gekommen sei.
Manche Gassi-Geher kommen fast jeden Tag
Während all der Corona-Monate ist das Tierheim nach Auskunft der Leitung bislang recht gut über die Runden gekommen. Es gibt genügend Futterspenden, so dass kaum zugekauft werden muss, und es gibt auch in ausreichender Zahl Gassi-Geher, die regelmäßig – teils einmal, aber auch fünf- bis sechsmal in der Woche – mit einem der Hunde ihre Runden drehen.
Die Präsenz auf Festen fehlt
„Die Unterstützung ist da, aber die richtigen und wichtigen Kontakte, die fehlen einfach“, sagt Mandy Steinitz. Zudem seien die eigenen Veranstaltungen – Sommerfest und Adventsbasar – und andere wie Flohmärkte etc., bei denen man sonst teilnehme, allesamt ausgefallen. Und sie seien doch so wichtig, „um Spenden zu generieren und auf uns aufmerksam zu machen“.
Hoffnung auf Sommerfest im September
„Wir haben jetzt mit der Planung unseres Sommerfestes für Anfang September begonnen“, erzählt Ilka Nofz. Man beschäftige sich mit den Vorbereitungen, die Veranstaltung sei jedoch noch nicht fix: „Aber wir wünschen uns das und arbeiten darauf hin.“
Vertragspartner von vier Städten
Der Tierschutzverein mit seinen rund 300 Mitgliedern ist zuständig für Haan, Heiligenhaus, Velbert und Wülfrath. Die vier Städte sind auch seine Vertragspartner. Ilka Nofz: „Das ist ausnahmslos ein gutes Verhältnis und läuft prima.“Das Tierheim hat fünf Mitarbeiter, davon vier in Vollzeit. Die Kapazitäten reichen für 20 bis 30 Hunde, 40 bis 50 Katzen und bis zu zehn Kleintiere.Wer die Arbeit des Vereins – etwa durch eine Spende – unterstützen möchte oder sich für ein Tierheim-Tier interessiert, kann auf www.tierheimvelbert.de mit den Ehrenamtlern und Mitarbeitern Kontakt aufnehmen.
Weitere Fotos aus dem Velberter Tierheim gibt es auf www.waz.de/velbert.