Velbert-Mitte. . Die Gedenkstätte an der Velberter Poststraße verfällt mehr und mehr. Jetzt hat der Chef der Technischen Betriebe eine Idee zur Rettung.

Eigentlich soll das Ehrenmal an der Poststraße an die Kriegstoten aus der Stadt erinnern und ein Fanal gegen Fanatismus sein. Doch die Gedenkstätte verfällt zusehends, es sind kaum mehr Besucher dort zu sehen. Gerne würde die Stadt das Denkmal sanieren – doch dies würde nach Angaben der Technischen Betriebe Velbert (TBV) mehr als eine Viertel Million Euro kosten. Alle Förderanträge, die die TBV schon seit Jahren regelmäßig bei der Bezirksregierung gestellt hätten, seien immer abgelehnt worden, so TBV-Chef Sven Lindemann. Er hat aber eine Idee, wie er doch an Mittel dafür kommen könnte.

TBV-Chef hat eine Idee zur Rettung des Ehrenmals

Hellsicht und Kreativität

Wer an dem Ehrenmal an der Poststraße vorbeigeht, sieht dort in der Regel: niemanden. Das ist traurig und wahrlich nicht Sinn einer solchen Gedenkstätte. Sie soll schließlich an die vielen Männer erinnern, die in fürchterlichen Kriegen ihren viel zu frühen Tod fanden – und gemahnen, dass sich so etwas nie wiederholen möge.

Leider befindet sich das Ehrenmal in einem desolaten Zustand und verleitet dadurch noch weniger zum Verweilen, für die Sanierung fehlt aber das Geld. Da zeugt die Idee von TBV-Chef Sven Lindemann, dort ein historisches Begegnungszentrum möglichst mit EU-Mitteln zu errichten, von Hellsicht und Kreativität. So könnten gerade junge Menschen sich nicht nur die Schrecken des Krieges vor Augen führen, sondern auch den Gedanken der Aussöhnung und der europäischen Einheit. Und hoffentlich so auch zum anhaltenden Frieden beitragen.

So schwebt Lindemann eine Art Begegnungszentrum an der Poststraße vor, mit der „Krieg, Vertreibung, Versöhnung und der europäische Gedanke erlebbar gemacht werden. Wir hoffen in diesem Zusammenhang auf EU-Mittel“. Dieses Geld könne sogar bis zu 80 Prozent der benötigten Summe abdecken. EU-Mittel seien auch die große Hoffnung, ansonsten könnte es bei dem Mahnmal schon bald düster aussehen. Lindemann: „Falls nichts getan wird, kommen wir irgendwann an den Punkt, an dem das Ehrenmal zusammenbricht.“

Historiker, Politiker und Verbände beteiligen

Das Problem sei auch, dass nur die reine Sanierung der Gedenkmauer nicht nachhaltig sei. Denn: „Das Traurige ist, dass das Ehrenmal immer mehr aus dem Gedächtnis der Menschen in Velbert verschwindet. Es wird dort einmal pro Jahr ein Kranz niedergelegt, ansonsten passiert da kaum etwas“, meint Lindemann. Also müsse die Stätte „erlebbarer gemacht werden“.

Wie sich das genau gestalten könnte, will der TBV-Chef in einem möglichst breiten gesellschaftlichen Prozess herausarbeiten lassen. Daran sollten viele Gruppierungen – etwa Politiker, Historiker oder auch Vertreter von Vertriebenenverbänden – beteiligt werden. Die Leitlinie dabei schwebt Lindemann schon klar vor: eben der europäische Gedanke, ausgehend mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Zielgruppen sind auch Schulklassen

Nach den fürchterlichen Geschehnissen von 1939 bis 1945 habe es zunächst Vertreibung gegeben, dem seien der Frieden sowie die Aussöhnung unter den Völkern gefolgt, der Gedanke der europäischen Einheit habe sich entwickelt. Dieses alles solle sich in einer neu gestalteten Erlebnis- und Begegnungsstätte niederschlagen, die sich auch stark an junge Leute und Schulklassen richten solle.

Nun will Sven Lindemann ausloten, wie ein solches Projekt gefördert werden könnte und dann das Gespräch mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen suchen. „Schließlich bräuchten wir auch Leute, die das Konzept ausarbeiten.“ Der TBV-Chef hofft nun auf ein Gelingen des Ganzen, auch wenn bis zu dessen Realisierung sicher einige Zeit ins Land ziehen werde. Von der Idee ist Lindemann auch vollkommen überzeugt. „Denn das Europa, das sich aus dem Zweiten Weltkrieg heraus entwickelt hat, ist ein Garant für den Frieden. Schließlich haben wir nun in Mitteleuropa die längste Zeit ohne Krieg.“

>> ERINNERUNG AN DIE TOTEN AUS VIER KRIEGEN

  • Das Ehrenmal an der Poststraße erinnert an die Gefallenen der Kriege von 1864 bis 1866, von 1870 bis 1871 sowie des Ersten und des Zweiten Weltkriegs. Die Stätte, die unter anderem ein lange Mauer umfasst, ist dabei das Ergebnis eines großen Spendenaufrufs des damaligen Velberter Bürgermeisters Dr. Leopold Tweer im Jahr 1928. Sie sollte der 680 im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Velbert gedenken und rund 63.500 Reichsmark kosten.
  • Trotz der wirtschaftlichen Zwänge der damaligen Zeit wurden 64.144 Reichsmark gesammelt. Im Juni 1930 wurde das Ehrenmal seiner Bestimmung übergeben und später auch um die Namen der Toten des Zweiten Weltkriegs ergänzt.