Velbert. Für einige ältere Bürger in Velbert ist der Termin im Corona-Impfzentrum eine ganz besondere Erfahrung geworden. Dafür haben Ehrenamtler gesorgt.
Es gibt sie noch – die schönen, unvergesslichen Momente und Begegnungen im Leben. Und das nicht nur trotz der Corona-Pandemie, sondern – wie in diesem Fall – sozusagen sogar infolge des Virus. Diese Erfahrung haben einige der ein Dutzend ehrenamtlichen Helfer gemacht, die Anfang Februar von dem Aufruf der kath. Kirchengemeinde St. Michael und Paulus Velbert gehört oder gelesen haben, für über 80-jährige Mitbürger nicht nur das Anmelden zum Impftermin zu übernehmen, sondern sie auch zum Corona-Impfzentrum des Kreises Mettmann in Erkrath zu kutschieren – und anschließend wieder heim zu fahren.
Anrufen, hinbringen, begleiten
„Watt haben wir einen schönen Tag gehabt. So einen schönen Ausflug gemacht und auch noch geimpft“ habe ein rundum zufriedenes Ehepaar zum Abschied gesagt, berichtet etwa Maria Anna Büttgen: „Das macht einen dann selbst auch ein bisschen glücklich.“ Sie gehört zur Gemeinde und ist von Gisbert Punsmann direkt angesprochen worden. Der bekannt rührige Pastoralreferent hatte das Ganze maßgeblich „angezettelt“ und bringt die Aktion so auf den Punkt: „Anrufen, hinbringen, begleiten – drei auf einen Streich.“ Ersteres übrigens oft bis zu 70, 80 mal. „Die Wünsche der Senioren waren unterschiedlich. Einige wenige wollten nur einen Termin über uns bekommen, andere bloß die Fahrt, die meisten wollten beides.“ Die Aktion laufe noch bis zum Monatsende; bislang hätten 59 Velberter das Angebot angenommen, seien 92 Fahrten gemacht worden. Die optimale Umsetzung des von den Organisatoren aufgestellten Hygiene-Konzeptes sehe einen Fahrgast im Fond vor, einen Viertürer, Fahrten über Land mit Frischluft durch die Fenster und anschließendes Desinfizieren der Sitze und Kontaktflächen.
Aus Versehen eine Rundfahrt gemacht
„Die erste Dame durfte eine Rundfahrt durch Erkrath machen, weil ich am Neanderthal Museum geradeaus gefahren bin“, erinnert sich Gabriela Zimmer schmunzelnd. Was habe sie erst geschimpft, als sie von dem Impfzentrum-Standort erfahren habe. Aber auf eine Idee, wie man ganz praktisch helfen könne, sei sie selbst nicht gekommen. Das las sie dann im Gemeinde-Blättchen und lieh sich – da sie einen Corsa besitzt – extra einen größeren Zafira aus.
So viele Menschen waren ungewohnt
„Toll, ganz tolle Organisation von Herrn Punsmann. Ich kann nur lobend berichten“, bekräftigt Uschi Weiss. Ihre Pfarrkirche ist St. Marien, sie wohnt in der Bahnhofstraße und fährt mit ihrem Pkw selbst nur noch kleinere Strecken; vorwiegend bekannte und vertraute im Stadtgebiet, zum Arzt oder zum Einkaufen, so wie es ältere Senioren häufig tun. „Ich war die vielen Menschen ja gar nicht mehr gewohnt“, erzählt Uschi Weiss von Erkrath und berichtet glücklich, dass Gabriela Zimmer die ganze Zeit bei ihr geblieben sei. „Wir hatten an dem Tag sogar Schnee.“
Das alte Tanzlokal wiederentdeckt
Sie habe viele tolle Gespräche gehabt, erzählt Zimmer. „Man hört aber auch viele traurige Geschichten, wenn man fährt“, ergänzt Büttgen. Zumeist hätten sich die Leute aber gefreut, schöne Strecke gefahren zu sein und kennengelernt zu haben. Mitunter hätten sie beim Vorbeifahren am Schwarzwaldhaus im Neandertal auch ihr altes Tanzlokal wiedergesehen. Und als eine Seniorin plötzlich entdeckte habe, „Da ist ja ein Aldi!“, da sei man halt auch noch eben fix Einkaufen gegangen.
Kompetent, freundlich und effektiv
Anfangs, so berichten die Fahrerinnen, seien Parken und Verkehrsführung in Erkrath „eine Katastrophe“ gewesen, habe man während gut anderthalb Stunden Wartezeit mit einer alten Dame am Arm „alle vier Jahreszeiten im Wechsel erlebt“. Mittlerweile sei allerdings Einiges „wirklich verbessert worden“. Und schon in den ersten Wochen sei, sobald man durch die Eingangstür gegangen sei, „alles sehr nett, freundlich und effektiv“ gewesen. Maria Anna Büttgen: „Ich finde das richtig gut gemacht, wie das da drinnen abläuft. Die Leute sind sehr kompetent und sehr freundlich.“