Velbert. Gisbert Punsmann hat in Velbert einen Herzinfarkt nicht zuletzt dank erster Hilfe überlebt. Der Pastoralreferent geht jetzt dankbarer durchs Leben und hat ein paar Botschaften

Wie viele Male er über all die Jahre wohl schon in den Kirchsaal von St. Don Bosco gegangen ist, vor dem Altar niedergekniet und sich dann einen Platz gesucht oder den Gottesdienst (mit)gestaltet hat, das hat Gisbert Punsmann nie nachgehalten. Aber seit einigen Wochen betritt er die Kirche ein bisschen anders, „ein Stück dankbarer als vorher“. Der Pastoralreferent der kath. Kirchengemeinde St. Michael und Paulus in Velbert hat dort nämlich im Gottesdienst einen Herzinfarkt erlitten. Und hat mit viel Glück, dank beherzten Zupackens zweier Gemeindemitglieder und professioneller ärztlicher Versorgung – und vielleicht auch dank eines Wirkens, das sich dem Menschen nicht so einfach erschließt – überlebt. Ohne Nachwirkungen, ohne Beeinträchtigungen. Und seither weiß Punsmann auch, „dass die vielen Hilfsangebote“, die er in den Tagen danach bekommen habe, „viel mehr sind als manche Weihnachtspräsente“.

Aus heiterem Himmel erwischt

Ein halbes Jahr zuvor hatte sich der sportliche 58-Jährige, der seit der Fusion von St. Michael und St. Paulus vor elf Jahren in fünf Kirchen im Stadtgebiet unterwegs ist, noch von einem Kardiologen durchchecken lassen, „alles prima“. Am Vorabend war er joggen. „Keine Schmerzen, nix. Es kam wie aus heiterem Himmel“, erzählt er bei dem Gespräch in seinem Büro in Birth. Nach der Predigt habe er den Besuchern noch zwei Gedanken zur Meditation vorgeschlagen, und sei beim Runterbeugen, um die Musikanlage anzustellen, bewusstlos zusammengesackt. „Ich hatte fast zehn Minuten keine Herztätigkeit mehr.“

Anweisungen per Telefon

Maria Anna und Winfried Büttgen zögerten nicht lange und leisteten erste Hilfe. Die Eheleute folgten per Telefon den Anweisungen des Leitstellenmitarbeiters, wo sie den Notruf gewählt hatten, und es ging an die Herz-Druck-Massage. Die Büttgens gehören „zu der Generation, für die Gemeindeleben elementar ist und die das sehr bereichern“, erzählt Gisbert Punsmann. Mit ihm sei er den Jakobs- und den Franziskusweg gegangen; sie sei nahezu jeden zweiten Tag in Don Bosco. „Wenn der Strom abgelesen werden muss, kommt sie eben rüber. Und wenn jemand den Saal mieten will, ist sie zur Stelle.“

Manches verliert an Wichtigkeit

Es habe sich bei ihm nicht viel geändert, sinniert Punsmann. „Ich habe vorher schon über die wesentlichen Dinge des Lebens nachgedacht und für mich geklärt.“ Allerdings gehe er jetzt bewusster mit vielen Dingen um, „und es ist auch ein bisschen intensiver geworden. Manches relativiert sich einfach, weil‘s nicht mehr wichtig ist.“ Es sei nach dem überstandenen Herzinfarkt auch nicht alles rosarot: „Natürlich gibt es immer noch Sachen, die mir auf den Keks gehen.“ Die Emotionalität habe in jeder Hinsicht mehr Tiefe gekriegt, „sowohl beim Genießen als auch bei Verletzungen“.

Ein selten toller Verlauf

Der Chefarzt im Helios Klinikum Niederberg, wo er nach seinem Herz-Kreislauf-Stillstand aufgrund verstopfter Herzkranzgefäße behandelt und therapiert worden sei, habe ihn als „das Highlight des Jahres“ bezeichnet. Solch einen tollen Verlauf habe man bisher noch nicht gehabt. Und dieses Gespräch habe immerhin Ende Oktober stattgefunden. „Ich bin das eine Prozent. Da kann man auch Schuldgefühle entwickeln und muss man aufpassen.“

Fitness spielt eine große Rolle

Aufgrund seiner Erfahrungen hat der Genesene und nach einer Reha auch wieder putzmuntere Pastoralreferent verschiedene wichtige Botschaften parat. „Es kann jeden treffen“, sagt er u. a. und beruhigt: „Man muss nicht perfekt sein als Lebensretter. Etwas zu tun ist allemal besser als nichts zu machen.“ Jede Minute Untätigkeit senke die Überlebenschance um zehn Prozent. Fitness sei wichtig, betont er, „sonst wird man manche Krankheit nicht überleben und man ist auch hinterher wieder schneller fit.“ Freude, Dankbarkeit und Spaß solle man unbedingt jeden Tag Raum geben, statt auf irgendwann zu verschieben.

Es gibt noch viel zu tun

Maria Anna Büttgen hat sich ihren Vers auf das Geschehene folgendermaßen gemacht: „Es war einfach noch nicht seine Zeit zu gehen, weil hier noch ein paar wichtige Aufgaben auf ihn warten.“