Neviges. Raus an die Luft: Abwechslungsreich und reizvoll ist der Osterspaziergang, den Stadtförster Peter Tunecke vorschlägt. Es gibt viel zu entdecken.

Keiner kennt Wald und Flur rund um Neviges so gut wie er. Und ja, er liebt dieses Fleckchen Erde, das er gerne mit Hündin Norma, einer slowakischen Schwarzwildbracke, durchstreift. Wer könnte besser eine Tour für einen schönen Osterspaziergang vorschlagen als Stadtförster Peter Tunecke? Rund acht Kilometer lang ist die Runde, für die man ein klein wenig Puste braucht und festes Schuhwerk. Denn ohne Anstieg gibt’s schließlich keine tollen Aussichten. Ruhig etwa zwei Stunden für den Osterspaziergang einplanen, unterwegs gibt’s auch Bänke zum Verweilen.

Ilex ist der Baum des Jahres

Sattes Grün am Waldesrand: Die Tour ist abwechslungsreich, es gibt immer wieder ein Sonnenplateau.
Sattes Grün am Waldesrand: Die Tour ist abwechslungsreich, es gibt immer wieder ein Sonnenplateau. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Start ist am Schloss Hardenberg, hier lässt man das Mühlengebäude linker Hand liegen, überquert die Bernsaustraße und ist auf dem Wanderweg zum Halfmannsberg. Rechts plätschert der Hardenberger Bach, umsäumt von Bäumen. „Erle und Esche gibt’s hier, aber auch Ahorn und Eiche. Das ist ein Bach-Erlen-Eschenwald“, sagt Oberforstrat Peter Tunecke und nimmt voller Energie die leichte, aber länger andauernde Steigung in Angriff. Rechts und links des Weges blühen kleine gelbe Blümchen, „Frühlingsscharbocks-Kraut“, weiß Peter Tunecke, „und da vorne, das ist ein Ilex, der Baum des Jahres.“ Immer wieder sieht der Oberforstrat, der in Göttingen Forstwissenschaft studiert hat, auch etwas, das ihm gar nicht gefällt: „Da vorne, die Harzfahne an der Fichte. Der Borkenkäfer ist wieder aktiv.“ Ordentlich unterwegs sind hier auch andere Tiere, wie die vielen Löcher zeigen: „Alles Dachsbauten.“

Weite Blicke ins Tal

Herrliche Weitblicke ins Kuhlendahl sind die Belohnung, wenn man den Anstieg zum Halfmannsberg geschafft hat.
Herrliche Weitblicke ins Kuhlendahl sind die Belohnung, wenn man den Anstieg zum Halfmannsberg geschafft hat. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Zerstört durch ein Feuer

Der Burgenforscher Gerhard August Fischer stellte 1888 den Grundriss der Burganlage fest. Noch in den 1930er Jahren waren Mauerreste sichtbar. Aus beschädigten Steinen lässt sich schließen, dass die Burg durch ein Feuer zerstört wurde. Die Historiker Christoph Schotten und Ulrich Morgenroth haben aufgrund der Quellenlage vor einigen Jahren ein Modell der Alten Burg Hardenberg erstellt.

Oben angekommen auf dem Halfmannsberg, heißt es erstmal durchatmen. Wer eine Pause braucht, kann sich in der Schutzhütte erholen, dann geht’s links auf den Neanderlandsteig. Herrlich, diese Weite, der Blick schweift rechts in Richtung Nordrather Tal. „Wir haben auf Velberter Stadtgebiet 250 Kilometer Wanderwege, das ist schon ganz ordentlich“, freut sich Peter Tunecke. Rechts und links Wiesen, unser Osterspaziergang führt links vorbei an der Pferdekoppel, vor uns liegt das Kuhlendahl. Peter Tunecke: „Hier kann jeder sein eigenes Quiz machen: Wer erkennt was?“ Auf jeden Fall schon mal den Golfplatz, die hellen Sandgruben, dann Stemberg, und Peter Tunecke sieht rechts des Weges natürlich noch viel mehr: „Douglasien, Alt-Eichen, Haselbüsche, und da vorne die kleinen Winterlinden, die hab ich vor zehn Jahren mal selbst gepflanzt.“ Ein prüfender Blick des Fachmannes: „Voll vital trotz Trockenheit.“ Damit geben sie gutes Futter für die Bienen, denn eine „schöne Biotop-Vernetzung“ sei wichtig für die Arten-Vielfalt.

Unten an der Gabelung des Weges links halten, nach kurzer Zeit kommt linker Hand auf dem Zwingenberger Weg der jüdische Friedhof. Der Friedhof wurde 1791 angelegt, 1929 gab es die letzten Bestattungen. Links blöken ein paar Osterlämmchen, die Abendsonne taucht den Weg in goldenes Licht.

Burg war ständiger Adelssitz

Am Zwingenberger Weg liegt der jüdische Friedhof.
Am Zwingenberger Weg liegt der jüdische Friedhof. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Weiter geht’s rechts ab auf den asphaltierten Zwingenberger Weg, unten angekommen die Bernsaustraße überqueren, rechts halten, die Bahngleise queren, und auf der anderen Straßenseite wieder hinein in den Wald. Wer genug hat, bleibt einfach geradeaus auf dem Wanderweg A 3 und kommt in Kürze wieder zum Schloss. Wir wollen jedoch noch weiter zur Alten Burg, dem ursprünglichen Stammsitz der Herren zu Hardenberg. Wie man da hinkommt? Nicht dem A 3 folgen, sondern den ersten Weg rechts hoch. Weiter entlang am Kannebach, am nächsten Abweig links ab, der kleine Weg geht recht steil bergab. Oberforstrat Tunecke schaut besorgt nach oben. „Die Fichten da, die werden von Kupferstecher und Buchdrucker aufgefressen.“ Das sind jeweils spezielle Fichtenborkenkäfer. Kurz vor den Häusern Reiger Weg führt ein kleiner Weg links steil bergauf. „Wir sind jetzt auf einer Höhe von 287 Metern“, erläutert Tunecke, nach einer kurzer Zeit erreichen wir linker Hand das sagenumwobene Bodendenkmal Alte Burg. „Die erste Erwähnung eines Hardenberger Grafen stammt aus dem Jahr 1145. Die Burg war keine Fluchtburg, sondern ständiger Adelssitz“, zitiert Peter Tunecke eine Stelle aus einem Aufsatz von Ulrich Morgenroth „Geheimnisvolle Höhenburg Hardenberg – Rekonstruktion eines Bodendenkmals.“

Die Natur als Psychotrop

Der Wanderweg Halfmannsberg beginnt gegenüber des Mühlenhauses.
Der Wanderweg Halfmannsberg beginnt gegenüber des Mühlenhauses. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Sichtbar sind noch die Burgwälle, der Wind rauscht durch die Zweige der rund 130 Jahre alten Buchen, so schätzt Peter Tunecke. An dieser Stelle noch einmal sein Appell an alle Wanderer: „Bitte die Wege nicht verlassen, das hier ist ein Bodendenkmal. Daher machen wir hier auch nichts.“ Heißt: Forstarbeiten sind tabu. Von der Alten Burg aus geht es in Richtung Osten den Berg hinunter, an der Weggabelung links, die nächste rechts, an der größeren Dreiecks-Weggabelung wieder links. Tunecke: „Hier stehen die letzten gesunden Fichten.“ Und hier hat er vor Jahren mal einen kleinen Kauz gerettet. Noch einmal rechts rum, dann über die Brücke zurück zum Ausgangspunkt Schloss. Ja, Neviges ist ein Wanderparadies, mit dem man achtsam umgehen muss. „Das alles hier ist nicht nur ein Ökotrop, sondern auch ein Psychotrop. Die Natur ist so wichtig für die Seele“, sagt Peter Tunecke (55). Seine eindringliche Bitte: „Im Wald auf den Wegen bleiben, keinen Müll hinterlassen, die Natur achten. Dann haben wir alle etwas davon.“