Velbert. Die TBV müssen im Langenhorst etliche kranke Ahornbäume fällen lassen. In Velbert ist erstmals die gefährliche Rußrindenkrankheit aufgetreten.
„Es gibt schönere Anlässe“, sagt Peter Tunecke, seine slowakische Schwarzwildbracke Norma an der Leine haltend, zur Begrüßung beim Ortstermin im Langenhorst. Dort steht bereits ein großer grüner „Sennebogen“-Baumfäller parat, ist klar für seinen Einsatz. Ein zweites Großgerät, ein so genannter „Harvester“-Holzvollernter, wird noch erwartet. Denn die Technischen Betriebe Velbert (TBV) fällen von diesem Dienstag an in dem zwar schmalen, aber langen Forststreifen zwischen Waldweg und Höhenweg Gefahrenbäume und Bergahorne, die von der heimtückischen Rußrindenkrankheit befallen sind. Sie ist nun erstmals in Velbert aufgetreten. Wie viele Exemplare es genau sind, kann der Geschäftsbereichsleiter Forst der TBV nicht beziffern. Im Wesentlichen handele es sich bei diesem Wald um einen Rotbuchenbestand, der Ahornanteil betrage rund zehn Prozent. Und davon sei etwa ein Drittel bis zur Hälfte befallen. Ein Ahorn könne problemlos 140 bis 160 Jahre alt werden, die Exemplare im Langenhorst seien vorwiegend 70 bis 80 Jahre alt. Doch die Rußrindenkrankheit kann ihnen binnen weniger Wochen den Garaus machen. Ja, mitunter „sogar binnen 14 Tagen“.
Nach Auskunft des Oberforstrates werden die direkten Anlieger eigens schriftlich informiert. Während der Baumfällung dürften aus Sicherheitsgründen der Wald und ebenso der angrenzende Bolzplatz nicht betreten werden, deshalb sperre man diese Flächen auch. Der Grund für die Schäden sei maßgeblich die ungewohnte Extremwetterlage in 2018 mit enormer, über Monate anhaltender Hitze und ebensolchem Wassermangel.
Sporenflug in Schach halten
„Der Befall hat Folgen“, sagt Peter Tunecke beim Rundgang und zeigt auf ein Exemplar: „Der Baum weiß noch nicht, dass er tot ist. Aber so was können wir nicht stehen lassen.“ Weil die befallenen Bäume nicht mehr verkehrs- und standsicher seien, müssten sie unverzüglich fachmännisch aufgearbeitet und entsorgt werden. Dies umso dringlicher, weil es sich um einen sensiblen, hoch frequentierten Erholungsbereich handele und sich dort auch ein Bolzplatz befände. „Wir nehmen die befallenen Bäume raus und nicht nur die kahlen. Man darf keine Hysterie daraus machen“, meint der Forstfachmann, „aber wenn wir Gefahren sehen und ihr Potenzial eingeschätzt haben, müssen wir handeln.“ Dabei wolle man den Sporenflug möglichst in Schach halten.
Fachfirma handelt nach Empfehlungen
Die Krankheit hat fatale Folgen für die Bäume: Zunächst treten Schleimflussflecken am Stamm auf; die Rinde und weitere Schichten reißen auf oder platzen ab. „Der hat’s hinter sich“, weist Tunecke auf ein arg malträtiertes und beklagenswert aussehendes Exemplar. Im weiteren Verlauf wird dann schließlich auf dem Holz ein schwarzer, ascheartiger Belag sichtbar, auf dem sich die Sporen befinden. Im Baum setzt im Laufe der Erkrankung Weißfäule ein. „Das führt zum absoluten Absterben.“ Der Baum ist alsbald nicht mehr stabil und muss gefällt werden.
Eine Fachfirma wird jetzt im maschinellen Verfahren die Fällungen nach den Empfehlungen des Waldschutzbeauftragten des Landesbetriebes Wald und Holz NRW durchführen. Die Rußrindenkrankheit befällt vor allem Bergahornbäume und in seltenen Fällen auch Spitz-, Silber- und Feldahorne. Verantwortlich dafür ist ein Schlauchpilz mit Ursprung in Nordamerika.
Entzündungen der Lungenbläschen
Die eingewanderte – „Möglicherweise über Pflanzenimport oder durch Verpackungsmaterial“ – Pilzart „Cryptostroma corticale“, die in Deutschland das erste Mal im Jahr 2005 beschrieben wurde, verbreitet sich über Sporen. Bei Menschen können bei intensivem Kontakt mit den Sporen – insbesondere gilt dies für die mit der Fällung beauftragten Forstwirte -- allergisch bedingte Entzündungen der Lungenbläschen auftreten. Die Folgen können Atemnot, Fieber oder Schüttelfrost sein. Die Symptome klingen meist nach wenigen Stunden oder Tagen wieder restlos ab. Gegen die Gefahren beim Fällen werden Vorkehrungen getroffen. So herrscht in der Kabine des Großgeräts Überdruck, müssen die Arbeiter Schutzanzüge und -masken tragen. Und die Bäume werden nicht verwertet, sondern kommen in die Verbrennung. Ein Steiger soll übrigens ebenfalls noch zum Einsatz kommen, um das gefährliche Totholz zu beseitigen. Peter Tunecke: „Wir hoffen, dass wir Ende der Woche durch sind.“
Eine Verwechslung ist ausgeschlossen
Das betroffene Areal im Langenhorst gilt als strukturreiches Wäldchen, und mit dem dortigen Mischbestand verbanden sich bislang Hoffnungen auf mehr Stabilität.
Die TBV haben nach Entdecken des Befalls extra Proben entnommen und an den Pflanzenschutzdienst bei der Landwirtschaftskammer in Köln geschickt, um eine Verwechslung auszuschließen. Laut Peter Tunecke gibt es nämlich einen Sekundärpilz.