Velbert. Im Velberter Tierheim suchen derzeit 16 Katzen und 17 Hunde ein Zuhause für immer. Die Vermittlung von Hund oder Katze ist oftmals nicht leicht.
Schwanzwedelnd begrüßt Nero den Mann im Regencape. Für den Rottweiler beginnt nun an diesem regnerischen Tag das absolute Highlight des Tages: Gassi gehen. Nero ist nur einer der derzeit 17 Hunde, die im Velberter Tierheim leben und darauf warten, dass sie endlich einen neuen und vor allem passenden Besitzer für immer finden.
Seit fast zwei Jahren sind die Türen des Tierheims Velberts aber für Besucher geschlossen, der nachmittägliche Besuchsverkehr von Interessenten ausgesetzt. Pandemiebedingt werden nur noch Einzeltermine vereinbart, besonders zum Schutz der Mitarbeiter des Tierheims. Denn die Tiere sind auf das kleine Team angewiesen. Ein Komplettausfall durch Quarantäne wäre ein riesengroßes Problem. Und so achtet die Tierheimleitung Barbara Riedel besonders auf sich und ihre Kollegen. „Wir sind natürlich alle geboostert“, betont sie, denn „als kleines Tierheim können wir keinen Zwei-Schicht-Betrieb fahren“. Doch die Kontakte werden im Tierheim auf das Notwendigste reduziert, besonders von außen.
So kommen seit dem Frühjahr 2020 nur noch die Stamm-Gassi-Geher für die Hunde und auch bei den Katzenvorlesern bleibt es derzeit beim bekannten Team.
Die meisten Hunde, die ins Tierheim kommen, sind Problemfälle
„Anfangs wirkte es, als wenn die Hunde den regelmäßigen Trubel vermissen“, erinnert sich Barbara Riedel. „Auf jeden Fall waren sie sehr irritiert, dass sie auf einmal nur noch unsere bekannten Gesichter gesehen haben“, aber „sicher ist es dann auch wieder eine Umstellung für sie, wenn wir wieder Besucher empfangen können.“
Die Vermittlung unter Corona-Bedingungen von Hund, Katze oder aber auch Kleintier läuft nun so: „Die Interessenten schauen sich auf unserer Homepage um, schauen sich die Bilder an und lesen den Text der Tiere, die zu vermitteln sind“, erklärt Ilka Nofz, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Velbert/Heiligenhaus. Barbara Riedel ergänzt: „Wir haben mittlerweile auch kleine Videos, damit man einen lebhafteren Eindruck von den Tieren bekommt.“
Bei einem ersten telefonischen Gespräch wird abgeklärt, ob die Rahmenbedingungen stimmen und weitere Informationen zum Tier ausgetauscht. Erst wenn alles passt, wird der Interessent zu einem Besuch eingeladen. „Das sorgt manchmal für Unmut bei den Bewerbern“, weiß Riedel. „Denn wenn ein Tier auf einen Besucher wartet, dann müssen andere Interessenten sich gedulden“. Und manches Mal ist der Andrang groß – gerade wenn es sich um niedliche Kitten handelt oder pflegeleichte Familienhunde.
Die meisten Tiere aber, das weiß Ilka Nofz, kommen als Problemkandidaten ins Tierheim. „Der typische Familienhund, der landet nicht bei uns, sondern bei Ebay Kleinanzeigen und wird verkauft. Denn für jedes Tier, dass hier abgegeben wird, berechnen wir ja auch eine Gebühr.“ So werden „gerade Hunde bei uns nicht ohne Grund abgegeben.“
So bringen alle Tiere im Velberter Tierheim ihre eigene Geschichte mit. Wie eine französische Bulldogge, die bereits fünf Mal den Besitzer gewechselt hat. „Billiger als im Tierschutz geht es nicht“, sagt Nofz zynisch, sie weiß, dass gerade diese Hunde derzeit eine Moderasse sind. „Aber der Hund ist nun mal hier, weil er beißt“. Damit die Tiere nicht noch mehr leiden und zum Wanderpokal werden, ist die Vorkontrolle bei den Bewerbern sehr gründlich.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tierheims geben jeden Tag alles, um die Tiere zu vermitteln, aber eben nicht um jeden Preis. „Man muss dann auch mal die Stärke haben und sagen, dass es nicht passt.“ Dann heißt es weiter warten und für den einen oder anderen schweren Fall vielleicht sogar ein Leben lang.
Serie „Tier sucht Mensch“ erscheint künftig einmal wöchentlich
Alle Tiere hoffen, ein „Für immer Zuhause“ zu finden. Die WAZ möchte dabei helfen und stellt in ihrer neuen Serie „Tier sucht Mensch“ gemeinsam mit dem Velberter Tierheim jede Woche einen neuen Kandidaten vor. Videos, weitere Fotos und Details zu den Vierbeinern gibt es auf der Homepage des Tierheims. Den Anfang für alle, derzeit 17 Hunde, 16 Katzen und drei deutsche Riesenkaninchen macht der schwarze Retriever-Mix Spike: Der achtjährige, kastrierte Rüde ist ca 52 cm groß. Schon seit fünf Jahren lebt er im Tierheim. Dabei ist er lustig, fröhlich und verschmust.
Der wohlerzogene Rüde kann für einige Stunden allein bleiben und sowohl mit und ohne Leine Gassi gehen. Doch mehrfach hat Spike bereits seine Zähne im häuslichen Umfeld eingesetzt. Spike leidet zwar „nur“ unter fokalen Anfällen, diese haben jedoch zur Folge, dass er neurologische Ausfälle bekommt und bei diesen – je nach Ausprägung – auch aggressiv reagiert. Im Nachhinein kann sich Spike nicht mehr an die Geschehnisse während eines epileptischen Anfalls erinnern. Spike ist zwar mit Medikamenten gut eingestellt, trotzdem kann es jeder Zeit zu einem Anfall kommen.
Für Spike gibt es daher im Leben nur zwei Optionen: Entweder er verbringt sein ganzes Leben in einem Tierheimzwinger oder aber er trägt sobald Menschen oder andere Tiere anwesend sind einen Maulkorb. Für Spike sucht das Tierheim hundeerfahrene und geduldige Menschen, die kein Problem damit haben, dass ihr Hund einen Maulkorb trägt, Medikamente benötigt und sich auch mal anders verhalten könnte, als man es erwartet.
Kontakt zum Velberter Tierheim
Wer Interesse an einem der Tierheimbewohner hat, kann telefonisch oder per E-Mail Kontakt mit den Mitarbeitern des Tierheims Velbert aufnehmen: info@tierheimvelbert.de. Telefonisch ist das Tierheim montags bis freitags von 13 bis 15 Uhr unter 02051/ 2 33 28 zu erreichen. Alle Tiere, die zur Vermittlung stehen, werden auf der Homepage www.tierheimvelbert.de präsentiert.Der Tierschutzverein Velbert-Heiligenhaus e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der 1952 gegründet wurde. Das Tierheim an der Langenberger Straße richtete der Verein 1982 aus eigenen Mitteln sowie mit Baukostenzuschüssen der Städte Velbert und Heiligenhaus ein. Im Auftrag der Städte Velbert, Heiligenhaus sowie inzwischen auch Wülfrath und Haan nimmt das Velberter Tierheim Hunde und Katzen, und seit 2017, auch Kleintiere (Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster) auf.