Velbert. Im Tierheim Velbert dürfen sich die zu vermittelnden Hunde seit einiger Zeit frei bewegen und ihre Tierpfleger während der Arbeit begleiten.
Santos, Keiko und Kumino verstehen sich super – sie toben gemeinsam, schnüffeln aneinander, die Körpersprache aller drei Hunde zeigt Entspannung. Dass die beiden Labrador-Mixbrüder und die Akita-Hündin mehrere Stunden am Tag zusammensein können, verdanken sie einem recht neuen Tierheimprojekt, dass sich zwei Tierpflegerinnen haben einfallen lassen.
Hunde sind überall dabei
„Wir hatten den Traum, dass die Hunde möglichst viel frei sein, miteinander agieren und so ihr Sozialverhalten trainieren können und zum anderen dass sie nicht unnötig lange alleine in ihren Zwingern sitzen, sondern uns täglich bei unserer Arbeit begleiten können“, erläutert Mandy Steinitz, ihre Kollegin Marlene Koreneef ergänzt: „Sie sind überall dabei, wenn wir putzen, wir wir Büroarbeiten machen, Besprechungen haben oder sonstiges, fast ein wenig wie ein Hund, der ein Zuhause hat.“
Futterküche ist ein besonders spannender Ort
Und tatsächlich: Während Mandy in der große Küche die vielen Näpfe mit Futter füllt, wirbeln die beiden Brüder Santos und Keiko um sie herum, mal versucht der schwarze Santos zu betteln oder der braune Keiko legt sich für einen Moment in das große Körbchen, das in der Ecke steht „Ganz nebenbei lernen die Hunde so auch noch einige Regeln, eben dass sie zum Beispiel mal warten müssen oder dass sie gerade mal einen Raum nicht betreten sollen, halt all so Dinge für das tägliche Training.“
Außenanlage entsprechend gesichert
Kurz vor der Pandemie und der damit einher gegangenen Schließung des Tierheims für Besucher, hatte das Projekt Fahrt aufgenommen, die Außenanlage wurde mit Zäunen so gesichert, dass die Hunde sich frei bewegen, aber natürlich nicht abhauen können. Dann wurde zuerst einmal getestet, welcher Hund mit welchen Artgenossen überhaupt verträglich ist. „Zu Beginn habe erstmal alle Hunde einen Maulkorb getragen“, erinnert sich Marlene Koreneef, „und das machen wir auch heute noch so, wenn ein neues Tier ins Rudel kommt.“
Hunde in Gruppen eingeteilt
So war es auch bei Santos, Keiko und Kumino. Die beiden Labrador-Mixe sind seit ihrer Geburt zusammen, Kumino, die zweijährige Akito-Hündin, aber kannten sie noch nicht. „Wir haben dann schnell gemerkt, dass das passt und konnten sie letztlich ohne Maulkorb zusammenlassen.“ So bilden die drei nun eine feste Gruppe, ähnlich wie die anderen Hunde auch. „Wir wechseln die Gruppen täglich mehrfach, damit das möglichst ausgeglichen für alle ist.“
Enge Bindung zu den Pflegern
Man merkt: Durch die wenigen Kontaktpersonen, die die Hunde derzeit haben, haben sie umso engere Bindungen mit den Pflegern aufgebaut, folgen ihnen teilweise auf Schritt und Tritt. „Wir hängen auch sehr an denen“, sagt Marlene Koreneef, während sie Keiko hinter den Ohren krault, „aber wir freuen uns immer, wenn sie ein tolles Zuhause finden – so wie unsere Kangalhündin, die jahrelang hier war und nun vor Kurzem endlich ihren neuen Besitzer gefunden hat.“
Mehr Tiervermittlungen als vor Corona
Denn: Auch in Coronazeiten laufen die Tiervermittlungen, eigentlich sogar besser als zuvor. „Natürlich, jeder will derzeit ein Tier haben und es ist unsere Aufgabe genau hinzuschauen, ob die Interessenten weitsichtig genug gedacht haben, um zu wissen, dass irgendwann Homeoffice vielleicht wieder vorbei ist oder sich allgemein die Umstände wieder in die Richtung ändern könnten, dass das Tier dann nicht mehr ins Leben passt.“
Den Hund in seiner Gesamtpersönlichkeit erleben
Erste „Corona-Opfer“ im Tierheim
Bedingt durch die Pandemie müssen sich vermehrt Besitzer von ihren Tieren trennen – meistens dann, wenn sie ihren Job verloren haben und das Geld für die Versorgung von Hund oder Katze nicht mehr ausreicht.Derzeit warten im Tierheim rund 15 Hunde auf ein neues Zuhause, darunter auch die im Text erwähnten, sehr lieben und unkomplizierten Labrador-Mix-Rüden Santos und Keiko und die reinrassige, zweijährige Akita-Hündin Kumino. Weitere Informationen auf www.tierheimvelbert.de.
Die Menschen, die dann aber ernsthaftes Interesse signalisieren, dürfen im Tierheim das in Frage kommende Tier dank des neues Projektes auch in seiner gesamten Persönlichkeit erleben – nicht nur als vielleicht aufgeregt bellend und springender Hund am Zwingergitter. „Das ist genau unser Ziel“, sagt Mandy Steinitz, „dass der Mensch sich ein umfassendes Bild von dem Tier machen kann und darüber, wie es sich im Umgang mit anderen Hunden verhält. Zudem wissen wir ja auf diesem Weg auch viel mehr über die Persönlichkeit des Tieres und können dem Interessenten ein ziemlich genaues Bild vermitteln: Was sind seine Stärken, an welchen Schwachstellen muss vermehrt gearbeitet werden. Das ist der beste Weg in eine glückliche und gelungene Vermittlung.“