Velbert. Die Ergebnisse von Corona-Schnelltests können in falscher Sicherheit wiegen. Dies musste eine Velberter Familie jetzt erfahren.

Der Rutsch ins neue Jahr war für die Velberter Familie M. alles andere als gut. Am Silvestertag bekamen Sohn und Mutter das Ergebnis ihrer PCR-Tests: positiv. Das des Vaters folgte zwei Tage später. Das war eine böse Überraschung, denn alle drei – geimpft und geboostert – hatten sich in den Tagen nach Weihnachten mehrfach mit Selbsttests und auch in verschiedenen Teststellen testen lassen, das Ergebnis war immer negativ. Wie kann das sein? Das Kreisgesundheitsamt liefert Erklärungen.

Aber der Reihe nach. Die Studententochter der Familie macht am Morgen des zweiten Weihnachtages vor dem Besuch bei den Eltern einen Selbsttest, der ergibt ein unklares Ergebnis. Sie macht zwei Schnelltests an verschiedenen Teststellen ihres Studienortes. Erleichterung – beide negativ. Auch Eltern und Bruder testen sich. Auch negativ. Der junge Mann trifft sich am Abend mit Freunden und auch am Dienstag danach kommt die Truppe zusammen. Eine junge Frau unter ihnen hat leichtes Kratzen im Hals, sie macht einen Selbsttest, der positiv ausfällt.

Noch 20 Minuten zuvor haben die Velberter ein negatives Ergebnis

Daraufhin gegen alle sieben zur Teststelle, sechs sind negativ. Der junge M. traut dem Frieden nicht und testet sich immer wieder (insgesamt sieben Mal) an Teststellen und mit Selbsttests, sowie auch der Vater, der beruflich mit vielen Menschen zusammenkommt. Als auch die Mutter Mittwochabend ein Kratzen im Hals spürt, gehen alle drei zum Test an zwei verschiedenen Teststellen. Wieder alles negativ. Da auch in der Gruppe bereits ein weiterer junger Mann einen positiven Test hat, wollen sie auf Nummer sicher gehen und suchen 20 Minuten später das Testzentrum an der Fontanestraße auf. Mit dem oben genannten Ergebnis – trotz des Negativergebnisses vorher. Auch der PCR-Test der Tochter ist übrigens positiv.

Am Weihnachtsfeiertag hatte sich die Velberter Familie erstmals getestet – alles negativ.
Am Weihnachtsfeiertag hatte sich die Velberter Familie erstmals getestet – alles negativ. © dpa | Julian Stratenschulte

„Die Empfindlichkeit der Test ist sehr eingeschränkt!

„Schnellteste sind ein grobes Screening-Instrument. Sie haben den Vorteil, dass ein Ergebnis sofort, also binnen weniger Minuten vorliegt. Es besteht aber gegenüber dem PCR-Test im Labor der Nachteil, dass die Empfindlichkeit des Tests sehr eingeschränkt ist,“ erklärt dazu die Leiterin des Kreisgesundheitsamts Mettmann, Dr. Ruzica Susenburger. Diese bedeutete, dass der Schnelltest eine Corona-Infektion in der Regel erst sehr spät, nachdem bereits erste Symptome vorliegen, anzeigen könne und auch dies nicht zuverlässig.

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Bei den Antigen-Schnelltesten gebe es große Qualitätsunterschiede. Einerseits werde zwischen Selbsttests, die durch den Laien zu Hause selber gemacht werden, und andererseits qualifizierten Schnelltesten einer zugelassenen Schnellteststelle unterschieden. Bei den Antigen-Schnelltests der Schnellteststellen handele es sich um vom Paul-Ehrlich-Institut gelistete und zertifizierte Tests. Diese müssen gewisse Mindeststandards der Empfindlichkeit einhalten. Außerdem sind natürlich die sachgerechte Lagerung und Einhaltung von Haltbarkeitsdaten relevant.

Die Art und Weise der Testung ist von Bedeutung

Ein weiteres Qualitätsmerkmal sei die Art des Abstrichs, so die Leiterin des Gesundheitsamtes und weiter: „Das Coronavirus vervielfältigt sich im tiefen Nasen-Rachen-Bereich. Es macht deswegen einen Unterschied, ob der Test vorne im Naseneingang oder professionell mit dem langen Teststäbchen tief im Übergang von Nase zu Rachen abgenommen wird“. Zumindest bei den professionellen Testungen war bei der Familie letzteres der Fall.

Die Ergebnisse von Antigen-Schnelltests würden auch durch Essen und Trinken verfälscht. Kurz nach dem Essen oder Trinken könnten die Coronaviren noch schlechter als sonst nachgewiesen werden.

Teil eines gemeinsamen Maßnahmenbündels

„Antigen-Schnelltests haben also einen Stellenwert – sie sind aber nicht so verlässlich wie ein PCR-Labortest und sind nur Teil eines gemeinsamen Maßnahmenbündels. Hierzu gehören neben diesen auch Abstand, Maske-Tragen, Lüften, Kontaktreduktion und Symptombeobachtung,“ erklärt Susenburger schließlich. Auch geimpft, genesen und getestet kann man sich also nicht sicher sein, dass man nicht doch das Virus im Körper hat. Warum die Tests bei Familie M. so versagt haben, ist weiter ungeklärt.

>>>Lob für Infoseite

Ein ausdrückliches Lob hatte die Familie für die Corona-Infoseite des Kreises Mettmann.

Hier würden alle Fragen übersichtlich behandelt und es gebe genaue Handlungsanweisungen für die verschiedenen Eventualitäten.