Sprockhövel. Die Landtagswahlen in Ostdeutschland zeigen: Rechte Gesinnung gewinnt Boden. In Sprockhövel regt sich Widerstand. Was „Omas“ ausrichten wollen.
Für Demokratie und Vielfalt anstatt Hass und Hetze haben sich in Sprockhövel die Omas gegen Rechts gegründet. Als zivilgesellschaftliche und vor allem parteiunabhängige Initiative wollen die Gründerinnen rund um Ideengeberin Marianne Kuhlmann (66) Suchenden ein Zuhause gegen Rechts geben. „Dafür muss man aber keine Oma sein oder Enkelkinder vorweisen können“, erklärt Beate Schenkel (59) auf Nachfrage.
Rechtsextreme Aussagen gewinnen Akzeptanz in der Bevölkerung
Gerade im Schatten der Europawahlen und zuletzt der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen scheinen rechtspopulistische bis rechtsextreme Aussagen nicht nur in der Politik immer mehr an Akzeptanz in der Gesellschaft zu gewinnen. Das ist nicht zuletzt an den Wahlergebnissen ablesbar. Andererseits werden auch Initiativen, sich dagegen zu positionieren, sichtbar. Aber: „Mich wundert es wirklich, dass in Sprockhövel nicht gegen rechtes Gedankengut demonstriert wird; selbst in kleinen Städten im Allgäu, meiner zweiten Heimat, sind die Menschen auf die Straßen gegangen“, sagt Margrit Heller (73), eines der ersten Mitglieder der Initiative.
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Das rechte Gedankengut sei Gift für die Gesellschaft und tue dem Miteinander nicht gut. „Wir sind alle Menschen und sollten uns mit unseren Unterschieden, Stärken und Schwächen akzeptieren“, sagt Heller. „Wenn dann etwas Schlimmes wie die Messerattacken passieren, gibt es ein Auflodern, dann folgt aber meistens nichts mehr“, erklärt Beate Dittert (64) den Grund, warum sie sich einreiht.
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Eine lokale Initiative, die sich auch langfristig für Freiheit und Demokratie und gegen Rassismus und Diskriminierung starkmacht, war ihre Antwort auf die angespannte Situation in der Gesellschaft. „In Berlin haben wir die Berliner Omas gegen Rechts kennengelernt“, erklärt Marianne Kuhlmann (66). Das war die Geburtsstunde der Sprockhöveler Gruppe: Eine E-Mail-Adresse wurde eingerichtet, erste Freunde und Bekannte angesprochen und schon waren die nächsten Mitstreiter gefunden.
Tendenz der Neuzugänge steigend
Bereits eine Woche nach der Gründung am 28. August war die Anzahl der Interessierten bereits zweistellig – Tendenz stetig steigend. Lediglich eine Anforderung wird an die potenziellen Mitstreiterinnen gestellt: „Sich richtig stark machen, fängt ja bereits in der Familie an“, erklärt Doris Wagner-Sporn (72). Willkommen seien alle, die sich mit den Zielen gegen Rechts verbinden könnten. Das heiße aber nicht, immer lautstark mit auf Demonstrationen zu gehen. „Man sollte einfach nicht in Schweigen versinken, wenn es darauf ankommt!“, fordert Wagner-Sporn.
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Erste Aktionen werden bereits geplant, sollen aber ganz im demokratischen Sinne bei den nächsten Sitzungen zunächst diskutiert werden. Das könne vieles sein, etwa Aufklärungsveranstaltungen in Schulen. Fest eingeplant ist dagegen bereits eine Mahnwache am 8. November. „Wichtig ist einfach, Optimismus zu zeigen und damit ein Stück Zuversicht zu bringen“, ergänzt Doris Wagner-Sporn. Die Ortsgruppe der Omas gegen Rechts versteht sich als eine parteiunabhängige Initiative für Demokratie und Vielfalt und freut sich über viele Interessierte. Das nächste Treffen wird am 1. Oktober um 18 Uhr in den Räumen der Flüchtlingshilfe Sprockhövel, Mittelstraße 67, in Haßlinghausen sein.
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Unter dem Slogan „Wir sind viele!“ gründete sich der Verein Omas gegen Rechts Deutschland bereits am 27. Januar 2018. Inspiriert war dieser Beginn durch den österreichischen Ursprung gleichen Namens. Mehr Informationen zu der Initiative unter: www.omas-gegen-rechts.org. Den Kontakt zur Sprockhövler Ortsgruppe gibt es unter omas.gegen.rechts-sprockhoevel@web.de.