Sprockhövel. Der Geflügelhof Knippschild in Sprockhövel schließt am Wochenende (13.8.) seinen Hofladen. Wie es so weit kommen konnte – und was bleibt.
Im vergangenen Oktober waren sie mit großem Idealismus gestartet: Jens Knippschild und seine Frau Sonja, Nicole Lorenz und ein weiterer Mitstreiter waren in Obersprockhövel angetreten, den beliebten Geflügelhof Knippschild in die nächste Generation zu führen – mit neuen Angeboten und guten Ideen. Doch jetzt wird der Hofladen geschlossen. Was ist da passiert?
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Hinweisschild am Hofladen
Wer dieser Tage auf dem Familienhof an der Pötingstraße 1 Frischfleisch, Eier oder Kartoffeln kaufen möchte, steht vor verschlossener Tür. Ein Hinweisschild gibt Auskunft, dass hier ein Existenzkampf verloren wurde. „Da wir zu viele Auflagen bekommen haben, haben wir beschlossen, ab dem 13. August den Laden zu schließen“. „Ein Drama“, sagt Volker Grob, der hier immer gerne eingekauft hat und viele Menschen aus Obersprockhövel kennt, die das auch getan haben.
Eigentlich war Expansion geplant
So sehen das auch Jens und Sonja Knippschild, die eigentlich eine Expansion des traditionellen Familienbetriebs im Sinn hatten. Doch die letzten Monate hatten es für die jungen Leute, die den landwirtschaftlichen Betrieb und den Hofladen neben ihren Hauptjobs als Metzger und Krankenschwester betrieben haben, echt in sich.
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Futterpreise sind explodiert
„Der drastische Anstieg bei den Futterpreisen für Hühner und Gänse und auch die höheren Energiepreise haben uns kalt erwischt“, sagt Jens Knippschild. Nun lassen sich höheren Kosten nicht einfach an die Kunden weitergegeben, und so taxiert der junge Landwirt seine Einbußen bei rund 60 bis 70 Prozent.
Veterinäramt vor der Tür
Mitte Juli stand dann das Veterinäramt aus Schwelm vor der Tür. Jens Knippschild sagt, er habe die Behörde selbst um Überprüfung gebeten, „ich wollte in dieser Situation einfach wissen, ob mit unserem Hof alles in Ordnung ist.“ Das Ergebnis war jedoch ernüchternd: Das Amt bestätigt auf Anfrage dieser Zeitung schriftlich, es seien einige Mängel etwa beim Bau, der Kennzeichnung, bei den Lagerungshinweisen, aber auch tierschutzrechtliche Defizite festgestellt worden. Aber keine gravierenden Mängel, die eine Schließung hätten nach sich ziehen müssen.
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Verbraucherschutz hat hohen Stellenwert
Das Veterinäramt betont, Lösungen seien besprochen worden, das Amt habe schließlich „großes Interesse, die Direktvermarktung aus Umwelt- und Tierschutzgründen zu fördern“, – aber, das wird im schriftlichen Statement auch gesagt, „immer im Hinblick auf maximalen Verbraucherschutz.“ Jens Knippschild überschlug die Kosten, die für eine Ertüchtigung des Hofes anstehen würden: „5000 bis 6000 Euro hätten wir da aufbringen müssen – und eine Garantie gab es nicht, ob nicht noch mehr Investitionen nötig sein würden.“
Familienrat bei Knippschilds
Bei den Knippschilds wurde nun angesichts dieser Resultate der Familienrat einberufen. „Mein Schwiegervater Horst Knippschild war sehr enttäuscht, er sah aber ein, dass das alles nicht mehr wirtschaftlich sei“, berichtet Sonja Knippschild. Und das Ehepaar wurde sich einig, dass sie mit den Einkünften aus ihre Hauptjobs nicht auf Dauer den Hof subventionieren wollen. So wird der Hofladen ab dem 13. August geschlossen sein.
Weiter können Waren gekauft werden
Doch das Ende von Knippschilds Hof, der seit 33 Jahren an der Pötingstraße besteht, bedeutet das nicht: Weihnachtsgänse können für dieses Jahr noch bestellt werden, ebenso wird es wieder Tannenbäume zum Christfest geben. Und rund um die Uhr ist es weiter möglich, über die Automaten die beliebten Wurstwaren, Eier und Kartoffeln zu kaufen.
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