Oberhausen. Protest gegen Friedrich Merz: Hunderte demonstrieren in Oberhausen gegen den Kanzlerkandidaten, der in der Arena vor seinen Anhängern spricht.
Noch bevor Bundeskanzler-Kandidat Friedrich Merz in der Arena am Centro Oberhausen ans Mikrofon getreten war, versammelten sich rund 400 Demonstrantinnen und Demonstranten am Haupteingang der Veranstaltungshalle, um ihren Unmut über den Besuch des CDU-Politikers lautstark kundzutun. Anti-Merz-Plakate, in die Luft gereckte Mittelfinger und eindeutige Statements von überwiegend jugendlichen Rednern hatten die Christdemokratische Union im Visier. „Wir möchten nicht, dass Merz hier ist, ohne dass wir etwas dagegen tun“, brachte es Johanna Peters, Vorsitzende der Grünen Jugend, auf den Punkt.

Nicht nur das historische Ereignis im Bundestag, bei dem Friedrich Merz mit Stimmen der in Teilen rechtsextremen AfD einen Antrag durchgebracht hat, wurde auf den Plakaten und in den Reden angeprangert. Die Protestierenden erinnerten auch an andere umstrittene Aktionen und Aussagen von ihm. „Wenn Friedrich Merz über Klaus Wowereits Outing sagt ,Hauptsache, der nähert sich mir nicht‘, dann wird mir schlecht“, sagt Pascal Jaculy, Leiter des queeren evangelischen Jugendtreffs No Name. Neben ihm steht Sylke Kruse, die für die Offene Jugendarbeit der Christuskirche Sterkrade zuständig ist, und schwenkt eine Fahne, auf der zu lesen ist: Lebe so, dass die AfD etwas dagegen hätte.“
Linkenpolitiker über Friedrich Merz: „Er agiert rechtsextremistisch“
Die CDU als rechtsextrem zu bezeichnen, so weit wollen sie beim friedlichen und bunten Protest auf dem Gelände der Shopping-Mall nicht gehen. „Aber Personen wie Merz biedern sich an bei den Rechtsextremisten und agieren dadurch selbst rechtsextremistisch“, sagt Mert Iyigül, 24, vom Kreisvorstand der Linken. Er appelliert an die politische Verantwortung „gegenüber der nächsten Generation“ und berichtet von selbst erlebten Anfeindungen „aufgrund meines Aussehens und Nachnamens“. Insbesondere bei der Wohnungssuche sei dies ein enormer Faktor.

Lion Rudi spricht derweil im Namen von Linksjugend und der Umweltschutz-Organisation „Sterki bleibt“ Merz auf der Bühne direkt an: „Sie haben Ihre Zeit überschritten und gehören mit Ihrer Menschenfeindlichkeit nicht mehr in die aktuelle Politik.“ Das Publikum skandiert: „CDU, shame on you!“ Später wird Merz noch „geldgeiler Black-Rock-Fritze“ genannt und „einer, der versucht, die rechte Stimmung in Teilen der Gesellschaft für sich zu nutzen“. Letzteres wirft Arunyah Waradarajah, 18, von der Tamilischen Frauenorganisation ihm vor. „Schluss mit den Angriffen und der Hetze gegen Migrantinnen und Migranten“, ruft sie von der Bühne.
In der Menge, zwischen den Jungen und Älteren, zwischen Eltern mit Kindern, Hunden und selbstgemalten Plakaten, ernten die harten Worte von oben zwar Applaus und Pfiffe, dennoch fühlt man keinen Hass. „Die Zukunft gehört uns“, ruft Rapper Wolkn zwar kämpferisch in die Menge, doch was er fordert, klingt friedlich: sich vernetzen, mutig sein, zusammenstehen.