Oberhausen. Polizei und Jugendamt starten in Oberhausen eine neue, offizielle Kooperation, um junge Menschen davor zu bewahren, zum Straftäter zu werden.
Vor einem Jahr sind die schockierenden Vorgänge um die Jugendgang 46 bekannt geworden, die an der Langemarkstraße in Alt-Oberhausen Geschäftsleute terrorisiert und drangsaliert hat, so dass die Kaufleute ihre Ladentüren auch tagsüber zeitweise abschlossen. Im Frühjahr 2024 zeigte dann die Kriminalstatistik, dass jugendliche Straftäter, auch mit Migrationshintergrund, einen wachsenden Anteil an der Gesamt-Deliktzahl ausmachen. Jetzt verstärken die Polizei und die Stadt Oberhausen offiziell ihre Zusammenarbeit, um solchen Entwicklungen zu begegnen.
Das Jugendamt der Stadt Oberhausen und die Polizei haben jetzt eine neue Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, die darauf abzielt, „den Schutz von Kindern und Jugendlichen zu stärken“, wie es heißt. Die Unterschriften von Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) und Polizeipräsidentin Sylke Sackermann seien ein wichtiges Zeichen, dass beide Behörden mit ihren unterschiedlichen Aufgaben gemeinsam dieses entscheidende Ziel verfolgen würden.
Ziel: Familien, die mit der Polizei in Konflikt geraten, frühzeitig erkennen
„Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche in unserer Stadt die bestmöglichen Bedingungen für ihre Entwicklung haben“, sagt Oberbürgermeister Daniel Schranz. „Das gilt natürlich auch für junge Oberhausener, deren Familien Unterstützung vom Jugendamt brauchen oder mit der Polizei in Konflikt geraten.“ In der Gang 46 befanden sich zum Beispiel sowohl deutsche als auch nichtdeutsche Mitglieder, von denen einige aus Serbien und Rumänien stammen. Auch Geschwisterkinder zählten laut Polizei zu den Verdächtigen.
Solche Familien sollen künftig möglichst frühzeitig erkannt und gezielt angesprochen werden, mögliche Hilfen sollen schnellstmöglich greifen, damit deren Kinder davor geschützt werden, womöglich in eine kriminelle Karriere abzurutschen. Schranz: „Mit unserer Kooperationsvereinbarung wollen wir unsere enge Zusammenarbeit dokumentieren und so festhalten, dass die Mitarbeiter beider Behörden im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben Fälle aus allen Perspektiven betrachten – um das Wohl der Kinder und Jugendlichen optimal zu schützen.“
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Bei dieser Kooperation gehen ja zwei Behörden mit völlig unterschiedlichem Arbeitsauftrag eine Partnerschaft ein: Die Polizei soll auch junge Straftäter überführen und deren Fälle möglichst beweiskräftig der Staatsanwaltschaft übergeben. Das Jugendamt soll die jungen Menschen in ihrer Entwicklung schützen und entsprechende Hilfen bieten. Grundlage für eine gute Zusammenarbeit sei deshalb, dass allen Beteiligten der gesetzliche Auftrag des Kooperationspartners bekannt sei, heißt es. Das gelinge zum einen über das Kennenlernen der jeweiligen Arbeitsbereiche, aber auch durch regelmäßigen Austausch auf verschiedenen Hierarchie-Ebenen, durch gemeinsame Fallkonferenzen oder Hospitationen, um möglichst niederschwellig die jeweils andere Behörde kennenzulernen.
Polizeipräsidentin: Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Polizei stärken
„Die hier lebenden Kinder und Jugendlichen zu schützen, zu fördern und zudem zu fordern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Mit dem Kooperationsvertrag stärken wir zwei relevante Behörden in diesem Bereich und setzen ein klares Zeichen für Oberhausen. Ich bin überzeugt davon, dass es den jungen Menschen zugutekommt. Dass es aber auch das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Oberhausen in die Polizei stärkt“, sagt Polizeipräsidentin Sylke Sackermann.
Die neue Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2024 wird erst in einigen Wochen vorliegen. Im Jahr 2023 waren die Fallzahlen in allen wichtigen Deliktbereichen in Oberhausen deutlich gestiegen. Zu den 8109 Tatverdächtigen im Jahr 2023 zählen 1904 junge Menschen unter 21 Jahren; ein Anteil von 23,5 Prozent. Das sind 65 junge Tatverdächtige mehr als im Jahr 2022, als 1839 Tatverdächtige in dieser Altersgruppe erwischt wurden.
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