Oberhausen. Fans der Netflix-Serie „Stranger Things“ haben sich in der Turbinenhalle Oberhausen zur „Stranger Con“ getroffen. Welche Stars erschienen sind.
Seltsame Dinge geschehen in der Turbinenhalle. Aus den Lautsprechern läuft „Running up that Hill“ von Kate Bush, dabei lockte am Samstag in der Oberhausener Konzerthalle gar keine 80er-Musikparty. Dafür sind viel zu viele Teenager anwesend. Junge Mädels werden von ihren Vätern begleitet. Einige tragen Kapuzenpullover mit der Aufschrift „Hawkins High School“. In vier Sälen und Räumen geht es um Hollywood, um den Streaming-Anbieter Netflix und - genauer: um die Kult-Serie „Stranger Things“.
Die Veranstalter der vierten „German Stranger Con“ organisieren sonst die „German Comic Con“ in Dortmund und definieren die achtstündige Veranstaltung in Oberhausen als Treffen von Fans für Fans. Zwischenzeitlichen gibt es Kreisch-Attacken aufs Trommelfell. Einer der Topstars der Serie, US-Schauspieler Noah Schnapp, ist anwesend und löst bei seinem Talk-Auftritt auf der Showbühne etliche Liebesbekundungen meist jüngerer Fans aus. Er quittiert es mit einem beinahe verlegenen Lächeln.
Der 20-Jährige aus New York City spielt mit Will Byers eine Hauptfigur und schart 22 Millionen Fans bei Instagram um sich. In „Stranger Things“ vereinen die Erfinder Matt und Ross Duffer markante Elemente aus dem Mystery-, Horror- und Science-Fiction-Genre und verfrachten diese atmosphärisch dicht in die 1980er-Jahre. Die Serie beginnt mit der Suche der jungen Hauptfiguren nach einem verschwundenen Freund. Dabei werden sie vom mysteriösen Mädchen Elfi unterstützt, die über übersinnliche Kräfte verfügt.
„Stranger Things“ in Oberhausen: Noah Schnapp, Grace Van Dien und Shannon Purser reisten an
Zur Fan-Convention erscheinen auch heimliche Stars, die sonst unsichtbar bleiben. Carlotta Pahl sitzt geduldig am Autogramm-Tisch, lächelt viel, schüttelt Hände. Die 19-jährige Hamburgerin ist die deutsche Synchronstimme des britischen Topstars Millie Bobby Brown (63 Millionen Follower bei Instagram), die mit Elfi in „Stranger Things“ eine der tragenden Rollen bekleidet. Über die Convention hat sie die Schauspielerin schon mehrfach persönlich getroffen. „Millie ist extrem offen und nett. Sie befindet sich aber in ihrer ganz eigenen Welt. Ich begegne ihr mit großem Respekt.“
Carlotta Pahl ist selbst Schauspielerin. Wenn sie synchronisiert, wird natürlich nicht stumpf vorgelesen. „Ich suche immer nach einer Mischung. Ich muss die Rolle fühlen. Der Rest kommt einfach aus meinem Mund heraus.“ Carlotta Pahl spricht Millie Bobby Brown auch in großen Filmen. „Ich erkenne, wie Millie und ich uns über die Jahre verändert haben. Millie ist eine Powerfrau - damit kann ich mich identifizieren.“
Um eine Folge „Stranger Things“ zu synchronisieren, benötigt Carlotta meist zwei Stunden. Je nach Länge der zu sprechenden Szenen. Ihr Tipp gegen Verhaspler? „Immer locker bleiben und notfalls nach einer Pause mit neuer Energie ans Werk gehen.“ Auf die Synchron-Arbeiten zur finalen fünften Serienstaffel wartet Carlotta Pahl genauso gespannt wie viele Fans. Dafür schwärmt sie schon vom im März erscheinenden 320 Millionen Euro teuren Netflix-Blockbuster „Electric State“, in dem Millie Bobby Brown eine Hauptrolle spielt. „Der Film steckt voller Energie. Die Dialoge waren sehr schwer zu sprechen. Aber ich liebe diese Herausforderungen.“
Kulissen aus dem fiktiven Spielort, der Kleinstadt Hawkins im US-Bundesstaat Indiana, finden sich auch in der Turbinenhalle wieder. Die Macher haben die knallbunte Eisdiele nachgebaut, in der es die Serien-Marke „Scoops Ahoy“ zu kaufen gibt. Auch das trügerische Spielzimmer „Rainbow Room“ aus dem „Hawkins National Laboratory“ ist zu sehen. Der kostümierte Hauptschurke Vecna spukt vor einer nebligen Waldkulisse und dient vor der schrägen Wanduhr als beliebtes Fotomotiv.
Doch die meisten Fans sind gekommen, um die Stars zu sehen. Bei Talkrunden lauschen sie der Schauspielerin Grace Van Dien, die in „Stranger Things“ die Schülerin Chrissy Cunningham spielt. Shannon Purser, die für ihre Rolle als Barbara Holland 2017 sogar für den US-Fernsehpreis „Emmy“ nominiert wurde, ist ebenfalls anwesend. Fans stehen Schlange und fragen im Akkord: Lieblingsfarbe? „Grün!“ Lieblingsessen in Deutschland? „Schnitzel!“ Was hat sie von Oberhausen gesehen? „Ich mag es hier und liebe die Menschen. Aber ich habe leider keine Zeit, um Touristin zu sein.“
„Stranger Things“ in Oberhausen: Junge Fans befragen die Stars - vermissen aber Stände
Die Stars sitzen auf einem Sofa, sind nur wenige Meter entfernt, geplaudert wird in englischer Sprache. Bei vielen Fans sind die Mundwinkel nach oben gezogen. Aber es gibt auch kritische Stimmen. Marc Laufert ist mit seiner 15-jährigen Tochter Luna Gagliano für die „German Stranger Con“ extra aus Freiburg angereist. Übernachtet haben sie in einem nahen Hotel.
„Wir wollten ursprünglich Millie Bobby Brown sehen. Doch leider hat sie im Vorfeld abgesagt.“ Vater und Tochter hatten sich zudem mehr Merchandising-Stände mit Fanartikeln in den Hallen versprochen. Der Trip ins Revier habe sich für sie trotzdem gelohnt. „Wir waren lange im Centro - und bringen Cinnamon-Zimtschnecken mit nach Hause. Die gibt es bei uns in Freiburg nicht.“
Die Absage des Top-Stars hatte auch die Veranstalter kalt erwischt. „Wir waren traurig, als sie abgesagt hat. Millie war schließlich schon bei uns zu Gast“, sagt eine Sprecherin. Die Veranstalter zählen in Oberhausen rund 800 anwesende Fans. Die Zahl sei in Ordnung, aber man hört heraus, dass auch die Macher auf mehr gehofft hatten. „Der Erscheinungstermin der fünften Staffel erfolgt leider später als gedacht. Im Herbst wären deutlich mehr Fans gekommen.“
Auch das nur einen Tag später stattfindende „Stranger Things“-Fantreffen in Paris dürfte umherreisende Fans beeinflusst haben. Zudem befinden sich die Eintrittspreise mit stolzen 90 Euro auf dem Niveau eines populären Arena-Konzertes. Und private Treffen mit den Schauspielern und gemeinsame Fotos kosten noch extra. Als Wiedergutmachung für die Absage von Millie Bobby Brown hatten die Veranstalter an Ticketbesitzer ein persönliches Autogramm von Noah Schnapp verteilt.
Promis hautnah erleben konnte man auch an anderer Stelle schon, wenn man das nötige Kleingeld verfügte: So trat der ehemalige US-Präsident Barack Obama vor knapp sechs Jahren in der Kölner Lanxess-Arena auf und plauderte über seine US-Präsidentschaft. 14.000 anwesende Zuschauer zahlten zwischen 90 bis 5000 Euro für ein Ticket. Im Hochpreisbereich waren gemeinsame Fotos und Abendessen inklusive.
„German Stranger Con“ in Oberhausen: Die besten Bilder
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