Oberhausen. Weinbar, Restaurant, Lebensmittel-Shop: Drei Beispiele für neues Leben in einstigen Leerständen. Wer den Beispielen folgt, kann viel Geld sparen.

  • Wer in der Innenstadt ein neues Ladenlokal gründet, kann von einer großzügigen Förderung profitieren
  • In den ersten Zwei Jahren müssen die Geschäftsleute nur 20 Prozent der eigentlichen Kaltmiete bezahlen
  • Die Idee stammt aus der Corona-Zeit, das Förderprogramm wird 2025 fortgeführt

Nach Feierabend ein Gläschen Wein trinken und dabei guter Musik lauschen. Oder ein paar Schritte weiter mit Kollegen sardische Spezialitäten genießen. Oder im kleinen Lebensmittel-Geschäft Leckereien aus dem Bulgarien-Urlaub entdecken. Nur drei Beispiele. Das alles ist möglich in der Oberhausener Innenstadt – dank einer Förderung, die Gründern den Start finanziell deutlich erleichtert. Diese Förderung geht nun in die nächste Runde.

Die Idee stammt noch aus der Corona-Zeit: Um den leidenden Innenstädten nach Pandemie-bedingten Geschäftsaufgaben unter die Arme zu greifen, schnürte das Land NRW ein Paket, um leere Ladenlokale wieder mit Leben zu füllen. Der Deal: Gründer eröffnen ein Geschäft, ein Bistro, ein Büro oder eine Praxis mit Publikumsverkehr – und zahlen in den Anfangsjahren nur einen Bruchteil der eigentlichen Miete.

Miete sparen in Oberhausen: Neues Programm läuft seit Januar 2025

Nun leiden viele Innenstädte im Ruhrgebiet nicht erst seit Corona unter den vielen Leerständen, dementsprechend bestehen die Probleme auch nach Ende der Lockdowns und Kontaktbeschränkungen weiter. Daher geht das Landesprogramm mit dem sperrigen Namen „Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren Nordrhein-Westfalen“ weiter – auch in Oberhausen. Seit Januar läuft die nächste Förderrunde.

Werben für das Förderprogramm zur Belebung der Innenstadt (v.l.): Stefanie Strauch vom Citymanagement, Dustin Abendroth vom Stadtteilbüro Brückenschlag, Geschäfts-Inhaberin Nikolina Atanasova und Hausbesitzer Serdar Soylu.
Werben für das Förderprogramm zur Belebung der Innenstadt (v.l.): Stefanie Strauch vom Citymanagement, Dustin Abendroth vom Stadtteilbüro Brückenschlag, Geschäfts-Inhaberin Nikolina Atanasova und Hausbesitzer Serdar Soylu. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Nach anfänglichen Schwierigkeiten, geeignete Mieter zu finden, zeigen sich in der Stadt mittlerweile deutliche Erfolge: Die Traubenschmiede an der Elsässer Straße hat die Förderung genutzt und hat sich zur beliebten Wein-Bar inklusive Shop entwickelt. Das Restaurant „La Maddalena“, in den Anfangsjahren ebenfalls gefördert, ist längst kein Geheimtipp mehr: Wer an der Marktstraße sardischen Fisch-Eintopf löffeln oder Austern schlürfen möchte, sollte tunlichst einen Tisch reservieren. Sonst ist es schwer, einen Platz zu ergattern.

„Es kommen ganz viele deutsche Kunden, das hat uns sehr überrascht, freut uns aber um so mehr.“

Nikolina Atanasova
Spezialitäten-Geschäft „Bei Ivan“

Vor zweieinhalb Jahren eröffnete auch das bulgarische Spezialitäten-Geschäft „Bei Ivan“ in der Oberhausener Innenstadt. An der Helmholtzstraße, in der ehemaligen Fleischerei Evers, liegen Brot und Gemüse in den Regalen, Getränke in der Kühlung, Süßigkeiten, Gewürze und andere Leckereien in der Auslage.

In dieser Zeit hätten sie eine große Stammkundschaft aufgebaut, erzählt Inhaberin Nikolina Atanasova, die das Geschäft gemeinsam mit ihrem Mann führt. „Es kommen ganz viele deutsche Kunden; das hat uns sehr überrascht, freut uns aber um so mehr“, sagt die Geschäftsfrau, die ursprünglich davon ausgegangen war, hauptsächlich Landsleute locken zu können.

30 bis 40 Leerstände in der Oberhausener Innenstadt

„Aber viele Leute kommen zu uns, weil sie im Bulgarien-Urlaub etwas Bestimmtes gegessen oder getrunken haben, und diese Produkte nun in Oberhausen suchen“, erzählt Atanasova. Bulgarische Bratwurst mit Käse sei sehr beliebt, auch Joghurt und Käse schmecken offenbar besonders gut.

Zudem kommen die Gewürz-Mischungen gut an. „Und Mastix“, sagt sie und muss grinsen. Der auch als Mastika bekannte Anis-Schnaps schmecke ähnlich wie Ouzo und ist in Deutschland meist nur im Internet zu haben. „Und bei uns. Und billiger“, wirbt die Geschäftsfrau augenzwinkernd.

Auch er konnte ein leeres Ladenlokal mit Hilfe der Landesförderung wiederbeleben: David Schweitzer von der Traubenschmiede an der Elsässer Straße. Das Foto wurde im September 2023 gemacht.
Auch er konnte ein leeres Ladenlokal mit Hilfe der Landesförderung wiederbeleben: David Schweitzer von der Traubenschmiede an der Elsässer Straße. Das Foto wurde im September 2023 gemacht. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Bei den Atanasovas hat die Förderung funktioniert. Zwei Jahre lang hat das Paar eine günstige Miete gezahlt, damit sie ihr Geschäft aufbauen und Kunden binden können. Als die Förderung ausgelaufen ist, liefen die Geschäfte gut genug, um eine reguläre Miete zu zahlen. „Wir haben uns da sehr schnell geeinigt“, sagt Serdar Soylu, dem das Ladenlokal gehört. Das Komplizierteste am Förderprogramm sei „der ganze Schriftverkehr“, meint er. Aber das sei bei diesem Programm kein Problem, denn die Stadt Oberhausen trete als Vermittlerin auf.

Förderung für neue Mieter: So funktioniert das Programm

Das Förderprogramm funktioniert nämlich so: Im Projektgebiet, das die Marktstraße samt Nebenstraßen umfasst, gibt es nach Einschätzung von Dustin Abendroth vom Stadtteilbüro Brückenschlag etwa 30 bis 40 Leerstände. Viele Eigentümer habe die Stadt bereits angeschrieben, um auf das Programm hinzuweisen. „Jetzt brauchen wir Gründer, die ein Ladenlokal beleben wollen“, erklärt der Stadtteilmanager. Die Aufgabe des Stadtteil-Teams sei es dann, beide Seiten zueinander zu führen.

Sardische Spezialitäten mitten in der Oberhausener Innenstadt? Manch einer mag sich die Augen gerieben haben. Aber das Konzept von Gianluca Demirci funktioniert. Das Bild stammt vom 31. Januar 2023.
Sardische Spezialitäten mitten in der Oberhausener Innenstadt? Manch einer mag sich die Augen gerieben haben. Aber das Konzept von Gianluca Demirci funktioniert. Das Bild stammt vom 31. Januar 2023. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Ein Beispiel: Eigentümer XY hat ein Ladenlokal zu vermieten, die letzte Kaltmiete lag bei 1000 Euro. Diese muss der Eigentümer um mindestens 30 Prozent reduzieren, in diesem Fall also auf 700 Euro. „Dafür hat er mit der Stadt eine zuverlässige Mieterin, die eine Zahlung für die gesamte Zeit der Nutzung garantiert“, erklärt Abendroth. Der Förderzeitraum beträgt dabei zwei Jahre.

Wenn Eigentümer XY einverstanden ist, und das Stadtteil-Team einen geeigneten Gründer an der Hand hat, mietet die Stadt das Ladenlokal an. Die neue Kaltmiete liegt dann bei 700 Euro, von denen 450 Euro aus dem Fördertopf des Landes stammen und 50 Euro die Stadt Oberhausen dazugibt. Die Kaltmiete für den Gründer liegt also bei 200 Euro im Monat.

>>> Nähere Informationen gibt es im Stadtteilbüro an der Marktstraße 97, unter 0208-82849086, auf www.brueckenschlag-ob.de oder per E-Mail an info@brueckenschlag-ob.de.

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