Oberhausen. Immer mehr Geschäfte in der Oberhausener Einkaufsmeile geben auf. Mit einem Leerstand hat es jetzt ein Ende, dank eines originellen Projekts.
Das Schicksal hat das Ladenlokal an der Elsässer Straße 42 schon vor Zeiten ereilt: Der Mieter gab auf. Doch mit dem Leerstand hat es jetzt ein Ende. Einzug gehalten hat die Galerie auf Zeit.
Künstler zeigen mit dem Projekt ein hohes Maß an Eigeninitiative
Mit dem Projekt sorgen 27 Künstlerinnen und Künstlern des Arbeitskreises Oberhausener Künstler (AOK) dafür, die Räume in der Oberhausener Innenstadt kreativ zu füllen und der Kunst eine Plattform zu bieten. Kämmerer und Kulturdezernent Apostolos Tsalastras nannte zur feierlichen Eröffnung am Sonntag (26.1.) die Aktion „etwas ganz Besonderes“, da sie Eigeninitiative der Künstler, Unterstützung durch Fördermittel und die Bereitstellung eines Ladenlokals geschickt kombiniert.
Unvermietete Ladenlokale sind mehr als nur ungenutzte Räume – sie hinterlassen sichtbare Lücken im Stadtgefüge. Trist und leblos schrecken sie Besucher ab und schwächen die Attraktivität der Einkaufsstraßen, was auch benachbarte Geschäfte zu spüren bekommen. Langfristig leidet die gesamte Innenstadt darunter, Händler, Touristen und Einheimische gleichermaßen. Da kommt der Wunsch auf, den Leerstand wieder zu befüllen. Wie das gelingen kann, sieht Apostolos Tsalastras realistisch: Da der Einzelhandel die Aufgabe allein nicht mehr bewältigt, liegt der Fokus auf Kunst, Kultur, Gastronomie und Events. Die Galerie auf Zeit ist für ihn dazu ein weiteres gelungenes Beispiel.
Im Europahaus hat bereits die Ludwigsgalerie durch ihr Engagement zwei Leerständen neues Leben eingehaucht. Die klaffenden Lücken entstanden durch das Aus für ein Pelzgeschäft und das Ende vom Café Klatsch der Awo. Mittlerweile sind in den Lokalen die Artothek mit einer großen Zahl an Kunstwerken zum Ausleihen vertreten und der Artoclub bietet Raum für Vorträge sowie Workshops. Zudem hat das Fraunhofer-Institut Umsicht in einem früheren Lebensmittelladen an der Goebenstraße mit dem Supermarkt der Ideen eine Kreativwerkstatt geschaffen. Solche Projekte, mit Kunst und Kultur die Innenstadt zu bereichern, haben im Übrigen Vorbilder im Süden Europa, beispielsweise in Städten wie Barcelona und Genua.

An dem Gelingen des Projektes wirken zahlreiche Beteiligte mit
Die Organisation dahinter ist so kreativ wie das Projekt selbst. Vermieter Axel Schmiemann stellt die 73 Quadratmeter großen Räume mietzinsfrei zur Verfügung, während die laufenden Kosten bis Jahresende durch das „Brückenschlag“-Projekt gedeckt werden. Die Renovierung übernahm eine Ausbildungsgruppe des Jugendbildungswerks „Kurbel“, die gegen eine Spende im Einsatz war. Sabine Reimann, ausstellende Künstlerin und Kurbel-Mitarbeiterin in Personalunion, leitete die Renovierung.
Offizieller Mieter ist der Verein Kreativlabor, während Wolfgang Kleinöder, Sprecher des AOK, als Untermieter fungiert. Er hält den Aufwand gerechtfertigt, steht mit ganzem Herzen hinter dem Projekt: „Wir haben nun die Chance, in der Stadt präsent zu sein. Wir senden ein kulturelles Hoffnungszeichen in der Innenstadt.“ Falls sich im Übrigen doch ein Interessent für das Objekt finden, endet das Projekt mit einer sechswöchigen Kündigungsfrist.

Künstler zeigen in Oberhausen Werke mit politischer Aussagekraft
Die Auftaktausstellung zeigt Werke von 27 Künstlerinnen und Künstlern des insgesamt 70 Mitglieder umfassenden AOK – ein beeindruckender Querschnitt des kreativen Schaffens in Oberhausen. Die Bandbreite reicht von Abstraktionen über Skulpturen bis hin zu politischer Kunst.
Dazu zählt unter anderem Klaus Reimers Arbeit „Am seidenen Faden“: Das Kunstwerk will mit den Farben Schwarz, Rot und Gelb sowie den Worten „Die Würde des Menschen“ und „Demokratie“ die Zerbrechlichkeit zentraler Werte unseres Grundgesetzes aufzeigen. Die aus den Dauben eines alten Weinfasses gefertigten Formen erinnern an Augen oder Blätter und symbolisieren Schutz und Verletzlichkeit zugleich. Der Künstler möchte zum Ausdruck bringen, dass demokratische Werte nicht selbstverständlich sind, sondern ständige Pflege und Engagement erfordern, um Bestand zu haben. Der Künstler Jan Arlts wiederum präsentiert „The Unholy Cross of War“. In einer Fotocollage ist das Modell des Leopard 2 A7-Panzers zu einem Kreuz geformt, womit eine provokante Botschaft gegen den Krieg zum Ausdruck kommt.

Die Werkschau Oberhausener Kunstschaffender ist bis Anfang März geöffnet, bevor ab dem 9. März eine neue Ausstellung mit dem Titel „Frieden ist besser als Krieg“ folgt. Geöffnet ist die Galerie freitags von 16 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr. Im Oktober bietet die Galerie auf Zeit etwas Besonderes: Schülerinnen und Schüler des benachbarten Elsa-Brändström-Gymnasiums zeigen einen Querschnitt durch ihren Kunstunterricht.