Oberhausen. Seit über zehn Jahren kommt Notfallhilfe im Süden von Alt-Oberhausen unnötig oft erst spät an. Neue Rettungswache Süd löst das Problem.
Ab sofort rückt bei schweren Verletzungen und plötzlichen Erkrankungen der Rettungswagen (RTW) der Feuerwehr von der neuen Rettungswache an der Straße Rehmer in Alstaden aus, um Einsatzorte dort, in Styrum und Lirich-Süd anzufahren. Am Montag hat Oberbürgermeister Daniel Schranz den Schlüssel dafür nach 15 Monaten Bauzeit an Feuerwehrchef Jörg Brandenburg übergeben.
Etwa 50 Gäste hatten sich dazu bei frostigen Temperaturen vor der Wache versammelt. Vor ihnen war Schranz bemüht, die Kritikpunkte, die es daran gibt, zu entkräften.
Fast doppelt so teuer wie die vergleichbare Wache in Holten
Da sind zum einen die Baukosten. Hat die vergleichbare neue Wache in Holten 2022 noch rund 1,9 Millionen Euro gekostet, so schlägt diese jetzt mit 3,4 Millionen Euro zu Buche, finanziert über Krankenkassenbeiträge. „Das ist ja keine einfache Garage“, erklärte Schranz. Sie nehme 375 Quadratmeter Fläche ein.
Die Innenräume sind bereits für eine zweite RTW-Mannschaft, falls einmal nötig, ausgelegt. Deshalb gibt es vier statt nur zwei Ruheräume. Es gibt getrennte WCs und Duschen für Frauen und Männer. Strom aus Sonnenenergie und Umkleiden für den Wechsel von der Privat- zur Dienstbekleidung hätten den Bau auch verteuert. Entworfen hat ihn das Sterkrader Architekturbüro Meier-Ebbers. Moderne Schließtechnik verriegelt die Wache nach dem Ausrücken.

Michael Jehn, zuständiger Spitzenbeamter im Rathaus, führte die Verteuerung vor allem auf die Preissteigerungen seit Corona zurück. Die Garage für einen zweiten RTW könne aber einfach angebaut werden, sagte er.
Hilfe für den Stadtsüden: Bis zu 2900 Einsätze pro Jahr in Alstaden
Bis zu 2900 Mal rückt der in Alstaden stationierte RTW künftig im Jahr aus. In etwa der Hälfte dieser Fälle konnte seit Jahren die vorgesehene Hilfsfrist von acht Minuten von der Entgegennahme eines Notrufs bis zum Eintreffen vor Ort nicht eingehalten werden. Weil der Weg von der Hauptfeuerwache an der Brücktorstraße zu lang ist.
Die Hilfsfrist stellt vor allem auf Herzstillstand ab. Erfolgt die Wiederbelebung zu spät, drohen Hirnschäden. Das ist aber schon ab fünf Minuten der Fall. Deshalb ist Erste Hilfe durch Laien so wichtig. Ziel ist, die Hilfsfrist in 90 Prozent der Fälle einzuhalten.
Ampelsteuerung verschafft der Nachbarschaft längere Ruhe
Laut Oberbürgermeister Schranz sind bis zur Lösung des Problems sieben Jahre vergangen. Seit 2018 besteht der Auftrag des Rates, dort für Abhilfe zu sorgen. Die Unterversorgung ist aber viel länger bekannt. Die Redaktion hat bereits 2014 berichtet.

In Alstaden, so erklärte der OB, habe man erst ein gut gelegenes Grundstück finden und Konflikte mit der Nachbarschaft ausräumen müssen. So wird die Ampel an der Straße Rehmer ferngesteuert. Blaulicht und Martinshorn dürfen erst auf der Straße eingeschaltet werden, nicht schon vorher.
Für Borbeck soll eine bessere Abstimmung mit der Stadt Essen helfen
Damit ist für Schranz auch Kritik an angeblicher Gleichgültigkeit von Politikerinnen und Politikern und an der Demokratie fehl am Platz. Die Politik habe hier beispielhaft gehandelt, Demokratie funktioniere. „Beide neuen Wachen bringen direkten Nutzen für die Bürger.“ Die nunmehr vier Stützpunkte mit der Hauptfeuerwache und der Feuerwache Sterkrade seien ein Meilenstein für Oberhausen.
Zu den meist nicht in acht Minuten erreichbaren Orten gehört weiterhin Borbeck. Da machte Feuerwehrchef Brandenburg Hoffnung, dass eine künftige Vernetzung der Nachbarwehren von Essen und Oberhausen dazu führen werde, dass jeweils derjenige RTW ausrücke, der sich dem Einsatzort am nächsten befindet, notfalls aus Essen.