Oberhausen. Die „Alstadener Bären“ haben in der Stadthalle Oberhausen eine brodelnde Karnevalssitzung zelebriert. Zwei Vereinslegenden wurden verabschiedet.

Es gibt Momente, die an Freitagabenden überraschen. Anderes wirkt so selbstverständlich, dass man die Uhr danach stellen könnte. Und es gibt die Karnevalsgemeinschaft „Alstadener Bären“ aus dem Oberhausener Stadtsüden. Die kann beides.

Kaum hatte der Verein Anfang November seine Eintrittskarten in den Vorverkauf gegeben, hieß es schon wieder: „Kommando zurück, ausverkauft!“ Ein „Sold out“ für die große Stadthalle Oberhausen in nicht einmal 48 Stunden. Auch das muss man erst einmal schaffen.

Ein bisschen Spaß muss sein! Die „Swinging Funfares“ erschienen mit reichlich Musikern und Instrumenten. Auf Kölner Karnevalslieder verzichteten die Düsseldorfer zur „Bärensitzung“ in Oberhausen allerdings.
Ein bisschen Spaß muss sein! Die „Swinging Funfares“ erschienen mit reichlich Musikern und Instrumenten. Auf Kölner Karnevalslieder verzichteten die Düsseldorfer zur „Bärensitzung“ in Oberhausen allerdings. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Etwas verblüffend wirkte die Besucherzahl trotzdem. 850 Närrinnen und Narren, meist in Vereinsuniform oder bodenständigen Ausgehklamotten gekleidet, durften in der guten Stube feiern. Das sind mehr als 100 Sitzplätze weniger als im Vorjahr. Der Grund: Ein neues Sicherheitskonzept hat die zugelassene Kapazität begrenzt. Die aufgereihten Tische standen diesmal etwas luftiger. Mehr Stehtische an den Hallenrändern wurden vom Publikum aber durchaus angenommen.

Alstadener Bären in Oberhausen: Neues Sicherheitskonzept führt zu weniger Narren im Saal

Dass bei den Stimmungskapellen „De Drömmelköppe“ und „Swinging Funfares“ äußerst feierwütige Besucherinnen und Besucher auf den Klatsch-Modus umschalteten, hätte man durchaus erahnen können. Einige Trompeten- und Posaunenspieler mischten sich sogar unter das Narrenvolk und feierten auf Tischen und Stühlen sehr hautnah mit.

„Wir wollen auch neuen Ideen eine Chance geben, zur Tradition zu werden.“

Christoph Schleich
Elferratspräsident der „Alstadener Bären“

Zwei mal hinschauen mussten Narren im ausverkauften Saal dagegen zum Sitzungsstart: Die „Alstadener Bären“ änderten, lange und geheim vorbereitet, den Ablauf, um zwei eigene „Vereinslegenden“ zu verabschieden. 14 Jahre hatte „Bärengründer“ Hermann Buschmann durch zünftige Sitzungen des jungen Vereins geführt. Nach der Begrüßung stellte sich der Vereinsvorsitzende nun in die zweite Reihe.

Sie wussten vorher nichts: Hermann Buschmann (re.) und Wolfgang Günther (li.) wurden bei der ausverkauften Karnevalssitzung der „Alstadener Bären“ in Oberhausen als langjährige Bühnen-Moderatoren vor 850 Narren durch Präsident Christoph Schleich verabschiedet.
Sie wussten vorher nichts: Hermann Buschmann (re.) und Wolfgang Günther (li.) wurden bei der ausverkauften Karnevalssitzung der „Alstadener Bären“ in Oberhausen als langjährige Bühnen-Moderatoren vor 850 Narren durch Präsident Christoph Schleich verabschiedet. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Elferratspräsident Christoph Schleich übernimmt am Mikro und wird den Verein nun bei Veranstaltungen repräsentieren. Ein Generationswechsel. Schleich: „Wir wollen auch neuen Ideen eine Chance geben, zur Tradition zu werden.“ Vorgänger Buschmann, der sein Wirken im Verein fortsetzt, sieht den Bühnen-Ruhestand praktisch: „Dann muss ich künftig nicht bis zum Sitzungsende warten, bis mir einer ein Getränk ausgibt.“

Auch interessant

Gemeinsam mit seinem früheren Moderations-Sidekick Wolfgang Günther musste Buschmann sichtlich angefasst kurz durchatmen: Der Verein ehrte beide mit einem eigens entworfenen Ehrenabzeichen für außergewöhnliche Verdienste in Blau und Rot samt Bärenlogo. Schleich: „So ein Abzeichen gab es bislang noch nie!“

Alstadener Bären in Oberhausen: Schlagerstar Mike Leon Grosch fremdelt mit „Helau“-Rufen

Dem sehr dynamischen Verlauf der Bärensitzung tat die Einlage keinen Abbruch. Die Alstadener Garden mischen seither Tänzerinnen und Tänzer mit und ohne Handicap miteinander, machten mit ihrer inklusiven Idee über die Stadtgrenzen hinaus Schlagzeilen.

Gut gebrüllt, denn es schallt nicht nur vom Tonband. Echte Instrumente durften bei der Bärensitzung in Oberhausen am Freitagabend nicht fehlen.
Gut gebrüllt, denn es schallt nicht nur vom Tonband. Echte Instrumente durften bei der Bärensitzung in Oberhausen am Freitagabend nicht fehlen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Dass der Alstadener Showtanz mit den Feuerwehr-Outfits auf die neue Feuerwache in Alstaden abgestimmt war, bewies brandheiße Aktualität. Der abgespielte Song der Partyschlager-Band Dorfrocker „Feuerwehren, löschen hier und da und überall…“, zur Melodie der Disney-Serie „Die Gummibärenbande“, sorgte für Schmunzler.

Auch die drei Tollitäten im hiesigen Karneval, von Stadtprinz Thorsten I. (Eckrich) über Dreigestirnsprinz Bagga I. (selbst gebürtiger Alstadener) bis zum Kinderprinzenpaar Emily und Max profitierten mit ihren Tanzgarden vom äußerst feierfreudigen Auditorium. Neben Pils konnten Besucher übrigens Fässchen mit dem regionsfremden „Kölsch“ bestellen. Was auch, wieder wenig überraschend, rege genutzt wurde.

Schunkeln hilft! Viereinhalb Stunden dauerte das Programm der Bärensitzung in der ausverkauften Oberhausener Luise-Albertz-Halle. 850 Tickets waren in 48 Stunden vergriffen.
Schunkeln hilft! Viereinhalb Stunden dauerte das Programm der Bärensitzung in der ausverkauften Oberhausener Luise-Albertz-Halle. 850 Tickets waren in 48 Stunden vergriffen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Beim Stargast des Abends knubbeln sich auf der Landkarte mit Auftrittsorten schon die Markierungsnadeln in Oberhausen. Der bekannte Sänger Mike Leon Grosch zückte Schlagersongs wie „Wunderschön“ und „Tausend Melodien“ und meinte: „Ich war noch nie in Karlsruhe und Kaiserslautern. Aber schon oft in Oberhausen. Der Ruhrpott kann einfach feiern.“

Alstadener Bären in Oberhausen: Karnevalsgemeinschaft führt seltene Programmpause ein

Grosch kennt sich im Karneval aus, trat im vergangenen Jahr bei der 1. KG Königshardt im Oberhausener Stadtnorden auf: „Die fünfte Jahreszeit hat begonnen und die Welt dreht am Rad.“ Mit dem jecken Kampfruf „Helau“ fremdelte er aber überraschend. Die Erklärung: Eigentlich stammt der Musiker aus Wuppertal, ordnet sich aber mittlerweile der Rheinmetropole Köln zu. Im Alaaf-Land gilt bekanntlich eine ganz eigene Jeckensprache. Seine Schmachtsongs wurden trotzdem verstanden.

Karnevalistischer Tanz und ganz viel Party: Die „Alstadener Bären“ feierten bei ihrer Bärensitzung selbst bei einer Aftershowparty im Oberhausener Saal noch weiter.
Karnevalistischer Tanz und ganz viel Party: Die „Alstadener Bären“ feierten bei ihrer Bärensitzung selbst bei einer Aftershowparty im Oberhausener Saal noch weiter. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Der letzte Wille nach viereinhalb Stunden partylastiger Prunksitzung (ohne Büttenrede) hieß: DJ Oliver Will. Der Plattenaufleger spielte im großen Saal zur Aftershowparty auf. Ein Alleinstellungsmerkmal im Oberhausener Karneval möchten die Bären beibehalten: Im Mittelteil unterbrach eine ungewöhnliche „Pinkel- und Raucherpause“ den Reigen. Das soll rege Wanderschaften bei laufendem Programm vermindern.

Auch interessant

Mehr zum Karneval in Oberhausen