Oberhausen. Einen großen Roman bringt das Theater Oberhausen auf die Bühne. Mit zärtlicher Sprache erzählt er vom rauen Leben einer ungewöhnlichen Frau.
- Das Theater Oberhausen startet mit einer Uraufführung ins neue Jahr
- Am Freitag feiert „Kazimira“ Premiere
- Regisseurin Krystyn Tuschoff einer bewegenden Geschichte, die gleich mehrere Generationen umspannt
Das Theater Oberhausen steht kurz vor der ersten Premiere – und Uraufführung – des neuen Jahres. Mit der Roman-Adaption von „Kazimira“ widmet sich Regisseurin Krystyn Tuschoff einer bewegenden Geschichte, die gleich mehrere Generationen umspannt.
„Kazimira erzählt mit zärtlicher und poetischer Sprachwucht von dem rauen Leben einer ungewöhnlichen Frau“, heißt es in der Ankündigung des Theaters. Autorin Svenja Leiber erzählt vom größten Bernsteinabbau der Geschichte, an einem abgelegenen Ort am Baltischen Meer. Und von Frauen, die sich gegen Hass und Gewalt stellen, angefangen im 19. Jahrhundert, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. So beschreibt es der Suhrkamp-Verlag, in dem Kazimira 2021 erstmals erschienen ist.
Kazimira am Theater Oberhausen: wortkarg und eigenwillig
Auf dieser Grundlage verfolgt Regisseurin Krystyn Tuschoff mit großem Ensemble über vier Generationen hinweg die Geschichte Ostpreußens, vom Kaiserreich über den schwelenden Antisemitismus bis zum Ende des Nationalsozialismus. Über den Inhalt verrät das Theater schon vorab: Kazimira ist eine eigenwillige Frau. Wortkarg blickt sie den Widrigkeiten des Lebens ins Gesicht und geht ihren eigenen Weg. Sie lebt an einem abgeschiedenen Ort am Baltischen Meer im ausgehenden 19. Jahrhundert und bringt ihrem gutmütigen Mann Antas vom Meer angeschwemmten Bernstein, der wie kaum ein anderer daraus Schmuck und Figuren drehen kann.
Moritz Hirschberg, ein jüdischer Unternehmer, erkennt dieses Talent und stellt Antas in seiner Bernsteingrube an. Kazimira kümmert sich um Heim und Kind – die sie beide nie wollte. Den unbändigen Drang, wie ein Mann arbeiten zu dürfen, kann sie nur schwer unterdrücken. Die Industrialisierung des Küstenabschnitts bringt nicht nur Reichtum und Wohlstand, sondern bietet auch Nährboden für den aufkeimenden Antisemitismus und Nationalsozialismus.
Theater Oberhausen: Vertreibung und Krieg auf großer Bühne
Die Familie Hirschberg wird vertrieben und Kazimiras Sohn kommt gebrochen aus dem Ersten Weltkrieg wieder nach Hause. Schon immer als Außenseiterin gebrandmarkt, gibt sie das Ringen um Selbstbestimmung nie auf: Sie verliebt sich in eine Frau, schneidet sich die Haare ab und näht sich Hosen. Die kurze Blütezeit der Bernsteingegend ist vorbei, doch Kazimira überdauert. So wird sie Jahrzehnte später letzte Zeugin, als die SS am Ende des Zweiten Weltkriegs die ehemalige Bernsteingrube zu einem Massengrab macht.
Premiere ist am Freitag, 17. Januar um 19.30 Uhr im Großen Haus am Will-Quadflieg-Platz. Weitere Vorstellungen folgen, ebenfalls jeweils um 19.30 Uhr, an den Freitagen 24. Januar und 7. Februar. Karten für die Premiere kosten zwischen 13 und 35 Euro, für alle weiteren Aufführungen zwischen 13 und 26 Euro, ermäßigt 7 Euro. Vorbestellungen sind möglich auf der Internetseite theater-oberhausen.de.