Oberhausen. Schon von Kindheit an ist er Fan der flotten Flitzer. Jetzt hat Martin Büngers es in die Königsklasse der Kartfahrer geschafft. Wie es dazu kam.
In seiner Freizeit trägt Martin Büngers meistens Overall und das aus gutem Grund. Er steigt dann auf einer Kartbahn in einen der flotten Flitzer und dreht seine Runden. Ausdauer, Leidenschaft und Talent haben ihn über die Jahre zum Erfolg geführt. Dank seiner Super-Leistungen hat er sich jetzt für die Weltmeisterschaft im Kartfahren qualifiziert. Im Sommer kämpft er im spanischen Malaga um Punkte und Titel.
Schon als Zwölfjähriger war der Oberhausener von fahrbaren Untersätzen mit Motor begeistert
Bei unserem Treffen hält der Oberhausener ein angegilbtes Bild in den Händen. Es zeigt ihn als Zwölfjährigen auf einem Kettcar. Soweit unauffällig, wenn da nicht der Vespa-Motor für den fahrbaren Untersatz wäre. „Mir hat schon damals die Tüftelei mit Motoren und noch viel mehr die Fahrerei irrsinnig viel Spaß gemacht“, sagt der heute 57-Jährige. Die Begeisterung ist geblieben – bis heute, auch wenn er zwischenzeitlich nur sporadisch Zeit für Karts erübrigen konnte.
Erst war da das Mathe-Studium, dann lenkte er die Geschicke einer IT-Firma – bis Martin Büngers etwas sehr Wesentliches vermisste: den Umgang mit Menschen. Den ganzen Tag fast nur am Laptop oder PC verbringen, erfüllte ihn nicht so wirklich. Sein Faible für Sport und Bewegung brachte ihn gepaart mit viel Einfallsreichtum auf die Idee, den Oberhausener Hochseilgarten „Tree2Tree“ zu gründen.
Während die Freizeitstätte mittlerweile quasi zum Selbstläufer geworden ist, fand er in seinem Freund Claudio Koch jemanden, der sich mindestens genau so gern hinter ein Kart-Lenkrad setzt. Die Faszination rührt noch aus Zeiten, als der siebenmalige Formel-I-Sieger Michael Schumacher das Kartfahren populär gemacht hatte.
Oberhausener Fahrer erhält starke Unterstützung von seinem Kollegen
Einen regelrechten Schub erhielt ihr Engagement während der Corona-Zeit. Auf der Suche nach Aktivitäten in der Freizeit kam ihnen die Kartbahn an der Alleestraße (wieder) in den Sinn, die während der Lockdown-Phasen immer wieder geöffnet hatte. Längst sind die beiden Oberhausener Stammgäste auf der Jumbobahn. Wann immer es die Zeit zulässt, treffen sich Büngers und Koch zum Training. Alsbald meldeten sie sich als Team auch für die Kart-Bundesliga an und hatten zugleich die Weltmeisterschaft fest im Blick. Kollege Claudio Koch freut sich sehr, dass Martin Büngers der Sprung in die oberste Klasse gelungen ist. Er unterstützt ihn, wo es nur eben geht.
Bei den Trainingstouren preschen sie gemeinsam über die Piste, um nachher Manöverkritik zu halten. Ob Tempo, Bremsverhalten oder Kurvenlage, die Fahrt wird buchstäblich auseinandergenommen, „um unsere Leistung immer weiter zu verbessern“, betont Büngers. Für jede Strecke gebe es eine Ideallinie, die man auch errechnen kann, sagt der Oberhausener und es scheint, als klinge sein Mathestudium durch. Mit den neun PS starken Wagen erreichen die Fahrer Spitzengeschwindigkeiten von 80 Kilometern pro Stunde.
Den Ausschlag geben bei den Turnieren meist wenige Millisekunden
In aller Regel liegt ein Fahrerfeld eng beieinander, es sind meist nur Millisekunden, die über die Platzierung entscheiden. Da kommt es eben auf alle Nuancen des Fahrverhaltens ein, jede Sekunde zu früh in die Kurve gelegt, kann Punkte kosten. Zudem gehört Kartfahren auch zu den Sportarten, bei denen dem Gewicht des Fahrers eine maßgebliche Rolle zukommt. 85 Kilo gelten als Norm, wer darunterbleibt, dessen Fahrzeug wird erschwert. Diejenigen, die mehr haben, müssen versuchen, im wahrsten Sinn gegenzulenken und ihr Verhalten der Schwere ihres Körpers anzupassen.
Damit die Waage auch immer schön die gewünschte Zahl anzeigt, achten Büngers und Koch sehr auf ihre Kost. Viel Obst, viel Gemüse: Gesunde Ernährung schreiben sie ganz groß. Überdies achten sie auf ihre eigene Sicherheit, damit sie im Fall der Fälle geschützt sind, erreichen die Fahrer doch Geschwindigkeiten von 80 Sachen. Helm, Nackenstütze, Rippenschutz und Handschuh gehören mit dem Overall zwingend zur Ausstattung.
Schon vor der WM will der Oberhausener Fahrer in Spanien trainieren
Ihre Monturen werden Martin Büngers und Begleiter Koch im Gepäck haben, wenn sie im Juli nach Malaga aufbrechen. Gut eine Woche dauern die Turniere unter der spanischen Sonne. „Dort hat man natürlich mit ganz anderen Verhältnissen zu tun“, betonen sie einmütig. Der Asphalt erhitzt sich beispielsweise deutlich stärker als hierzulande. Um sich auf die veränderten Bedingungen einzustimmen, wollen sie sich vorher schon das eine oder andere Mal in den Flieger setzen, um die Strecken dort zu testen. Karts selbst müssen sie nicht mitbringen, die lassen sich mieten oder werden von den Organisatoren gestellt. Messen muss Büngers sein Können mit rund 30 Fahrern aus aller Welt, die alle älter als 40 Jahre sind, wobei er zu den Ältesten im Kreis der Besten gehört.
So wie dem Familienvater der Sport Spaß macht, verschwendet er aber noch keinen Gedanken ans Aufhören. Vielmehr plant er schon die nächsten Trainings für dieses Jahr. Denn von den Ergebnissen der Turniere hängt es ab, ob er 2026 wieder bei der WM dabei ist. Und die möchte er sich ebenso wenig entgehen lassen.