Oberhausen. Jahrzehnte drehten Motorsportfans auf der Kartbahn in Oberhausen ihre Runden. Ende des Jahres ist Schluss damit. Chef bedauert Entscheidung.

  • Nach mehr als 25 Jahren schließt Jumbokart an der Oberhausener Alleestraße
  • Die Firma sollte eine höhere Miete bezahlen, konnte es aber nicht
  • Doch es gibt noch weitere Gründe: Inflation und Lohnsteigerungen setzten Unternehmen zu

In der großen Industriehalle an der Alleestraße riecht es nach Benzin. Auch mit geschlossenen Augen käme man sofort darauf, dass hier eine Kartbahn ist. Aber nicht mehr lange. Der Betreiber Jumbokart kündigt auf seiner Homepage die Schließung zum 31. Dezember 2024 an. Damit geht ein Stück Oberhausener Geschichte zu Ende. Mehr als 25 Jahre lang drehten große und kleine Sportfans hier ihre dröhnenden Runden.

Christian Klasen steht an dem rund 700 Meter langen Hauptkurs und schaut auf die flotten Flitzer. Im vergangenen September habe er 30 neue Karts geleast. „Hätte man mir vor einem Jahr gesagt, dass es so kommt, hätte ich es für einen schlechten Scherz gehalten.“ Nach dem Tod seines Vaters Werner Klasen im Jahr 2019 übernahm er das Familienunternehmen, führte es durch die Corona-Krise und freute sich über die wieder einsetzende Nachfrage. Christian Klasen sagt, er hätte die Bahn gern weiterbetrieben. Allerdings konnte er sich nicht mit dem Vermieter der Halle einigen. Dieser habe eine für ihn zu hohe Miete gefordert.

Auf zwei Bahnen, einer für Kinder (300 Meter) und einer für Fortgeschrittene (700 Meter) können Kartfans in Oberhausen noch bis Jahresende ihre Runden drehen.
Auf zwei Bahnen, einer für Kinder (300 Meter) und einer für Fortgeschrittene (700 Meter) können Kartfans in Oberhausen noch bis Jahresende ihre Runden drehen. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Der Vertrag ist gekündigt, Jumbokart wird es im nächsten Jahr nicht mehr geben. „Schweren Herzens“, habe er die Entscheidung zusammen mit seiner Frau getroffen. „Es ist uns alles andere als leicht gefallen. Wir werden uns umorientieren müssen.“ Was aus der großen Halle wird, könne er nicht sagen.

Kartbahn Oberhausen: Preissteigerung belasten Familienunternehmen

Die Kartbahn in Oberhausen gehört seit Jahrzehnten zum Stadtbild. Nun schließt sie zum Jahresende.
Die Kartbahn in Oberhausen gehört seit Jahrzehnten zum Stadtbild. Nun schließt sie zum Jahresende. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Christian Klasen bezeichnet das Ende von Jumbokart als „Einschnitt für Oberhausen“. Sein Vater Werner Klasen, vor seinem Tod viele Jahre im AC Oberhausen aktiv und Vorstandsmitglied des ADAC Nordrhein, hatte die Bahn Mitte der 1990er Jahre aufgebaut. Während der Zeiten von Rennfahrer-Legende Michael Schumacher erlebte sie einen Boom, wie so viele Kartbahnen im Land. Firmenfeiern, Schulausflüge, Rennserien, es ging rund an der Alleestraße. Eine Gastronomie versorgte die Kundinnen und Kunden, die Familie kümmerte sich um den Betrieb, Aushilfen packten mit an.

Nach dem Tod des Vaters wandelte Christian Klasen das Unternehmen in eine GmbH um. Er wurde Geschäftsführer und erlebte die erste große wirtschaftliche Krise. Anfang 2020 musste die Kartbahn erstmals wegen der Corona-Pandemie schließen. Im November ging es dann in einen siebenmonatigen Lockdown. „Das war eine harte Zeit“, sagt der 45-Jährige.

Jumbokart-Geschäftsführer Christian Klasen.

„„In Deutschland wird es für Geschäftsleute immer schwerer, zu überleben““

Christian Klasen

Die Kartbahn überstand die Krise, Klasen tankte neuen Mut. Die Nachfrage stieg, die Kunden widmeten sich wieder dem teuren Hobby. Doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen veränderten sich: Es folgte die zweite Krise, der Ukraine-Krieg. Lieferanten verlangten mehr Geld, der Sprit und die Ersatzteile für die Karts wurden teurer. Und schließlich stiegen auch noch die Löhne. „Ich gönne jedem, dass er gut bezahlt wird“, sagt Christian Klasen. Allerdings hätten die Lohnerhöhungen das Budget erheblich belastet. „In Deutschland wird es für Geschäftsleute immer schwerer, zu überleben“, findet er. 16 Aushilfen sind bei Jumbokart beschäftigt. Sie wollen „bis zur letzten Runde“ mitmachen, sagt Christian Klasen. „Diese Treue erlebt man auch nicht überall.“

Kartbahnen im Ruhrgebiet: Auch Herne musste Bahn schließen

Bis zum Jahresende ist Jumbokart im Oberhausener Gewerbepark an der Alleestraße noch geöffnet.
Bis zum Jahresende ist Jumbokart im Oberhausener Gewerbepark an der Alleestraße noch geöffnet. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Die Mieterhöhung und die gestiegenen Lohnkosten macht Christian Klasen als Hauptgründe für die Schließung aus. Gleichwohl hat er aber auch einige andere Veränderungen beobachtet: „Die Jugend ist kaum noch wegzukriegen von den Konsolen.“ Kartsport habe bei der jüngeren Zielgruppe an Interesse verloren. Im Ruhrgebiet gibt es noch Bahnen in Dinslaken und Essen. In Herne wurde die Kartbahn 2023 geschlossen.

Eine andere Bobachtung trifft die Unternehmen. „Bei Firmenfeiern wird genauer aufs Geld geschaut“, sagt Christian Klasen. Statt den Geldbeutel für die Mitarbeitenden aufzumachen, begleichen Firmen nur das Nötigste auf der Rechnung. „Früher haben sie den längsten Rennmodus gezahlt, heute müssen die Mitarbeitenden ihre Getränke selbst zahlen“, nennt der Firmenchef ein Beispiel. Die wirtschaftliche Krise nach Corona und Ukraine-Krieg trifft eben viele.

Bis zum Jahresende läuft der Betrieb weiter. Für Kartfans bleiben noch ein paar Monate, um den Bahnrekord von Ricardo Gentile zu brechen. Er brauchte am 23. April 2024 nur 49,737 Sekunden für eine einzige Runde. Es könnte eine Marke für die Ewigkeit werden.

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