Oberhausen. Seit elf Jahren schon gehört der Oberhausener dem Parlament an. Jetzt hat ihn die SPD erneut als Kandidaten aufgestellt. Ein viertes Mal.
Die Ampel ist längst Geschichte. Mit welchem Knall und wie schnell sie zu Ende ging, hat den heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten Dirk Vöpel dann doch überrascht. Von einem auf den anderen Tag war klar, dass es vorgezogene Neuwahlen geben wird und sein jetziges Mandat früher zu Ende geht als geplant. Seit 2013 gehört er dem Parlament in Berlin an und möchte seinen Sitz für eine weitere Amtszeit behalten. Eine erste Hürde, wenn es denn überhaupt eine war, hat er schon geschafft: Die Sozialdemokraten haben den Oberhausener Parteichef als Kandidaten aufgestellt – mit überzeugenden 83 Ja-Stimmen von 100. Nur zehn Mal gab es ein Nein für den Kandidaten, sieben weitere Stimmberechtigte enthielten sich.
Oberhausener Abgeordneter fordert mehr Geld für die Infrastruktur
Dass dieser Wahlkampf nun gerade für die SPD ein schwieriger sein dürfte, das will Vöpel so nicht gelten lassen. Er hat noch die vergangene Wahl unter Corona-Auflagen vor Augen. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen „war der wirklich sehr herausfordernd.“ Für die Überzeugungsarbeit, die ihm bevorsteht, sieht er eine Reihe guter Argumente.
Bedauerlich findet er nämlich, wie wenig doch eigentlich von den erreichten Zielen der SPD während der vergangenen drei Jahre die Rede sei. Mindestlohn von zwölf Euro, Ausbildungsgarantie, Abschaffung von Hartz IV: Drei Beispiele zählt er auf und könnte noch weitere nennen. Viel wichtiger sei aber, worum es ihm jetzt geht: Das Land braucht Investitionen in die Infrastruktur, und zwar dringend. Für die Verteidigung müsse man sich hinreichend Geld in die Hand nehmen, sagt das Mitglied des Verteidigungsausschusses im Bundestag. Neben der äußeren gelte es auch die innere Sicherheit weiter nach vorn bringen, indem beispielsweise Gesetze den zuständigen Behörden ausreichend Handlungsspielräume erlauben.
Umfragewerte für die SPD versteht der Oberhausener Kandidat als Ansporn
Auch wenn Umfragewerte aktuell die SPD bei etwa 15 Prozent sehen, bleibt der Sozialdemokrat gelassen. Es sei auch früher schon manche Aufholjagd gelungen. Dies klingt ähnlich wie die Worte des Bundeskanzlers, der für sich reklamiert, es bei der Wahl 2021 auch geschafft zu haben.
Auf die Frage, ob er lieber Boris Pistorius als Kanzlerkandidaten gesehen hätte, meint Vöpel, dass Scholz der richtige Mann und Pistorius ein guter Verteidigungsminister sei. Allerdings kann er sich eine Bemerkung dann doch nicht verkneifen: In Sachen Kommunikation sei bei Scholz da gewiss noch Luft nach oben. Gerade die Menschen im Ruhrgebiet, die doch eher eine deutliche Sprache bevorzugen, könnten da schon mal etwas vermissen.
Oberhausener SPD-Bundestagskandidat bescheinigt Kanzler gewissenhafte Arbeit
In dem Kanzler sieht Vöpel einen Regierungschef, der sehr gewissenhaft arbeite, die „Dinge vom Ende her“ denke und dadurch auch schon mal zögerlich wirke, was aber vollkommen unzutreffend sei. Die inhaltlichen Entscheidungen seien wohlüberlegt, betont Vöpel, dem die Oberhausener Sozialdemokraten im Frühjahr das Vertrauen für eine weitere Amtszeit als Parteivorsitzender schenkten. Er bekam 81 Prozent der Delegiertenstimmen.
Ob die Wähler ihm nun ein weiteres Mal eine Mehrheit bescheren, wird sich in rund zehn Wochen zeigen. Als der frühere selbstständige IT-Unternehmer Ende der 80er Jahre in die SPD eintrat, waren die meisten Urnengänge für Sozialdemokraten meist Selbstläufer. Auch vor drei Jahren gelang es ihm, klar vor Konkurrentin Marie-Luise Dött von der CDU zu liegen. Hätte der Wahlkreis allerdings zur Europawahl einen Kandidaten eigenständig gewählt, wäre ein SPD-Bewerber sang- und klanglos untergegangen. Die CDU lag mit vier Prozent vorne. Von diesem Ergebnis lässt Vöpel sich aber wenig beeindrucken, er sieht vielmehr gute Chancen, gerade auch mit Themen wie soziale Gerechtigkeit zu punkten, die für ihn ein wichtiger Grund waren, sich einst der Partei anzuschließen.