Oberhausen. Der Verkehrsverbund VRR hat nun die Liste an Zügen vorgelegt, die im Ruhrgebiet gestrichen werden - aus Mangel an Lokführern. Oberhausen leidet.
Erstaunlich ruhig ist es bisher öffentlich bei den Oberhausener Parteien geblieben, obwohl der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) plant, eine ganze Reihe von Zuglinien im Ruhrgebiet zu streichen - angeblich nur aus Mangel an Lokführern. Von der Streichorgie wird der Hauptbahnhof Oberhausen besonders getroffen. Merkwürdig: Zeitgleich hat das Gütertransport-Unternehmen DB Cargo angekündigt, bundesweit 4000 von gut 17.000 Arbeitsplätzen wegfallen zu lassen, darunter auch zahlreiche Lokführer-Stellen.
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Als erste und bisher einzige Partei in Oberhausen haben sich die Grünen auf den Nahverkehrs-Schock aus der VRR-Zentrale in Gelsenkirchen gemeldet. Die Idee der Verkehrsunternehmen und Bahnbetriebe, durch die Ausdünnung des Fahrplanes künftig wenigstens die verbliebenen Züge pünktlicher und verlässlicher laufen zu lassen, überzeugt die Grünen nicht.
„Den Takt weiter einzudampfen, ist ein Alarmsignal. Der Zugverkehr sollte dichter und verlässlicher werden. Mit diesen Kürzungsmaßnahmen der Unzuverlässigkeit und dem Personalmangel zu begegnen, kommt einer Bankrotterklärung nahe“, meint Grünen-Ratsfraktionsvorsitzende Steffi Opitz. „Die Menschen haben gerade erst das Deutschlandticket für sich entdeckt. Nicht nur, dass dieses nun teurer wird, die typischen Pendelstrecken sind dann auch noch schwerer zu bewältigen. Gleichzeitig kommt die Verlängerung der Straßenbahn 105 zwischen Essen und Oberhausen nicht voran.“
Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn hält das Streichkonzept angesichts der Umstände zwar für unausweichlich, sieht aber vor allem im Spätverkehr erhebliche Probleme, wenn zwischen Duisburg und Dortmund sowohl der RE3 als auch der RE6 gestrichen werden. Am Oberhausener Hauptbahnhof fällt unterm Strich dann fast jeder zweite Zug weg. „Wir fallen teilweise hinter das Angebot von vor 25 Jahren zurück.“ Verkehrswende könne man das nicht nennen.
Nach den Plänen, die der VRR nun den politischen Gremien des Verkehrsverbundes offiziell vorstellte, fällt die Kürzung für Oberhausen im ersten Schritt nicht ganz so schlimm aus, wie zunächst vermutet. Dafür fällt die Verbindung nach Bottrop über Osterfeld komplett weg. Dies war zuvor nicht erwähnt worden.
Erstens: RE3 (Düsseldorf-Oberhausen-Gelsenkirchen-Dortmund-Hamm): Betriebsende schon gegen 21 Uhr, ein Umlauf entfällt. Das bedeutet: Alle fünf Stunden gibt es eine Taktlücke.
Zweitens: RE44 (Moers-Duisburg-Oberhausen-Bottrop) (Fossa-Emscher-Express): Ausfall für ein Fahrplanjahr. Begründung neben Personalmangel sind die Arbeiten am Duisburger Hauptbahnhof genauso wie die Baustelle Betuwe-Linie (Oberhausen-Arnheim).
Drittens: RB36 (Duisburg-Ruhrort-Oberhausen): Diese Linie wird ein ganzes Jahr lang eingestellt. Für diese Strecke und den RE44 sollen Busse im 30-Minuten-Takt zwischen Ruhrort und Bottrop pendeln.
Viertens: Erst wenn die Kürzungen bei den Regionalbahnen im Ruhrgebiet nicht reichen, dann sind die S-Bahn-Strecken dran. Im sogenannten zweiten Sparpaket gilt: S3 (Oberhausen-Essen-Hattingen): In den Ferien und am Wochenende fällt dann jede zweite Fahrt aus. Von montags bis freitags würde es dann im Gegensatz zu ersten Überlegungen beim Halbstunden-Takt bleiben. Der Takt des RE49 (Wesel-Oberhausen-Essen-Wuppertal) gehört auch zum zweiten Sparpaket, wenn das erste nicht reicht: Hier soll wegen der Betuwe-Baustelle zwischen Oberhausen Hbf und Friedrichsfeld der Zugverkehr eingestellt werden. Sollte die S3 ausgedünnt werden müssen, dann will die Bahn zumindest die Strecke zwischen Essen-Steele und Oberhausen bedienen.
Die Oberhausener Grünen schlagen dagegen dem VRR und den Bahnbetrieben eine ganz andere Lösung vor: „Es wäre doch die Chance zur Neuordnung, um kurzfristig Güter-Lokführer und Lokführerinnen in den Personenverkehr - deutlich beschleunigt - zu übernehmen, damit Linienstreichungen und -ausdünnungen vermieden werden.“